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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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den Kampf ziehen.“
    Die müden Jungkrieger sahen ihn an, erstaunt und verblüfft, begriffen plötzlich, daß es um ihre Ehre ging und stürzten wie abgeschossen auf die Seile los. Daß sie daran nicht zum erstenmal hochkletterten, war zu sehen, denn sie waren alle geschickt und wendig wie Katzen und erreichten den Balken, an dem die Seile befestigt waren, in weniger als zwanzig Sekunden und fast gleichzeitig. Volker, der Jüngste, war vielleicht eine Viertelsekunde vor seinen Geschwistern oben. Beim zweitenmal war Sven eine Winzigkeit schneller als Volker und Axel, und als beim letztenmal die Kräfte schon merklich nachließen, wurde Axel Sieger.
    Schwer atmend warfen sie sich nach dieser Anstrengung auf den Boden und ruhten sich aus. Aber Karl scheuchte sie bald wieder hoch. „Es ist leider zu erwarten“, sagte er, „daß wir morgen auch über das Felsengebirge steigen müssen. Darum ist es nötig, daß wir unsere Gelenke ölen und unsere Beinmuskeln trainieren. Für die Muskeln genügt es, wenn ihr zwanzigmal die Treppe rauf- und runterrennt, zum Schmieren der Gelenke aber müßt ihr siebenunddreißig Kniebeugen machen.“
    Die Kleinen, die das Rollenspiel ganz ernst nahmen, zögerten nicht lange. Sie polterten in einem so halsbrecherischen Galopp die Treppe hinauf, sprangen sie so wild und ungebremst hinunter, daß Guddel nicht hinsehen mochte. Danach machten sie ihre Kniebeugen mit der gleichen Schnelligkeit.
    Wenn Karl indessen geglaubt hatte, sie damit schaffen zu können, so mußte er nun sehen, daß die drei noch lange nicht am Ende waren. Sie schauten ihn vielmehr begeistert an und erwarteten weitere Übungen, durch die sie ihre Muskeln stählen und sich auf den Kampf mit den Schwarzfußindianern vorbereiten konnten.
    „Was kommt nun, Dickwanstiges Nilpferd?“ fragte Sven. „Wir haben noch nicht genug trainiert.“
    Karl war ratlos. War es möglich, daß sieben-, acht- und neunjährige Kinder nach den Strapazen solch einer Kletterei und Rennerei nicht wie tote Fliegen ins Bett fielen? Wenn er nur einmal an dem Seil hochgeklettert wäre, hätte er vierzehn Tage Muskelkater gehabt und sich von seinem Hausarzt Lebertran und andere aufbauende Arzneien verordnen lassen. Hilflos sah er sich nach seinen großen roten Brüdern um.
    Egon, der Langfüßige Windhund, grinste ihn jedoch nur schadenfroh an, aber Guddel, die Ätzende Zunge, hatte noch etwas auf der Pfanne.
    „Wir müssen die Gräber unserer toten Brüder besuchen“, sagte er mit dunkler Stimme. „Heute in der Nacht vor dem Kampf werden wir dort zur Stunde der Geier wichtige Botschaften empfangen.
    Der Wind hat sich gelegt, der Mond steht weiß im Meer des Himmels, also werden die Stimmen unserer tapferen Toten weithin hörbar unser sterbliches Ohr erreichen und das Feuer des Mutes und der Tapferkeit in unseren Herzen entzünden. Solltet ihr, meine Jungkrieger, Angst, Furcht und Feigheit, die euer Hirn zerfressen und an euren Eingeweiden nagen, überwinden, so dürft ihr den Langfüßigen Windhund, das Dickwanstige Nilpferd und die Ätzende Zunge begleiten. Hugh, ich habe gesprochen!“
    „Ja!“ rief Axel sofort. „Wir wollen mit! Wir haben keine Angst!
    Nicht, Volker, du willst die Indianergräber auch sehen?“
    „Klar!“ rief der. „Indianergräber sind prima. Da will ich hin!“
    „Ich auch!“ schrie Sven. „Ich habe auch keine Angst! Wo sind die Gräber?“
    „Ganz in der Nähe“, sagte Guddel, „höchstens zwanzig Minuten zu reiten. Ich hoffe, ihr habt Stahlrösser im Stall?“
    „Stahlrösser?“ fragte Volker.
    „Er meint Fahrräder!“ erklärte Axel.
    „Ach so!“ rief Volker. „Die haben wir natürlich!“
    „Gut“, sagte Guddel, „dann wollen wir nicht zögern. Die Stimmen der Toten bedrängen schon mein Ohr. Geht hinaus, und legt euren Gäulen die Sättel auf, unsere stehen bereits ungeduldig wiehernd vor den Zelten.“
    Sofort schossen die drei Jungen los und bemühten sich um ihre Fahrräder. Karl aber konnte die Ätzende Zunge endlich fragen, was sie vorhatte.
    „Mensch, kapier doch!“ erklärte Guddel. „Wir fahren mit den Rabauken zum Mausoleum und spuken da ein bißchen rum! Dann wird ihnen ein für allemal die Lust vergehen, zu nachtschlafender Zeit draußen kleine Spielchen zu treiben und ihren geplagten Opa dadurch um die wohlverdiente Ruhe zu bringen.“
    „Uff!“ stimmte Egon zu. „Das schmeckt dem Langfüßigen Windhund! Diese Nacht sollen die Banausen zeitlebens in Erinnerung behalten!
    Kommt,

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