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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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morgen.“
    „Hm“, machte der Mann und kniff die Augen zusammen, „und wenn ich euch jetzt die Antwort gebe, dann gebt ihr sie morgen an eure Mitschüler weiter, sehe ich das so richtig?“
    „Na klar, die sind schon sehr ungeduldig!“
    „Morgen habt ihr aber doch keine Schule, weil Ferien sind?“
    Guddel fühlte sich ertappt und kriegte einen roten Kopf. „So wörtlich war das nicht gemeint“, stotterte er.
    „Mein Freund wollte damit nur ausdrücken“, half Karl von hinten, „daß wir unsere Mitschüler schnellstens informieren müssen, verstehen Sie? Wenn es möglich wäre, schon morgen!“
    Der Mann sah nun Karl scharf an.
    „Wißt ihr, wofür ich euch halte?“ sagte er. „Für ein paar ganz schäbige Gauner! Wenn ihr meint, daß ihr mir einen Bären aufbinden könnt, dann seid ihr an die falsche Adresse geraten. Ich habe längst gemerkt, woher der Wind weht! Ihr habt das Feuer gelegt, da in Grambke, und meint, daß ihr es ganz schlau anfangt, wenn ihr so von hinten durch die kalte Küche kommt und mich auszuhorchen versucht! Gesteht es nur gleich ein, bevor ich die Polizei auf euch aufmerksam mache!“
    „Was werfen Sie uns da vor?“ entrüstete sich Egon. „Wir hätten einen Brand gelegt? Das schlägt dem Faß die Krone ins Gesicht. Wir haben mit der Sache nichts zu tun, nicht das Geringste! Das kann ich beschwören!“
    „Ich auch!“ rief Karl. „Das nehme ich glatt auf einen Meineid, auf meinen Eid, wollte ich sagen.“
    „Laßt nur“, wehrte Guddel ab, „ich glaube, wir sollten mit dem Versteckspiel aufhören und dem Herrn reinen Wein einschenken. Wenn wir ihm das Geld geben, kommt die Sache ja doch heraus.“
    Der zweite Beamte, der sich bisher nicht am Gespräch beteiligt hatte, wurde nun auch neugierig und trat neben seinen Kollegen an das Schiebefenster.
    „Es ist nicht so, wie Sie denken“, erklärte Guddel, „sondern ganz anders. Eine Freundin von uns, eine Italienerin, hat einen kleinen Bruder, und der hat damals so ‘n kleines Feuerchen gemacht, ohne böse Absicht. Und weil plötzlich der Wind aufkam, breitete sich das ganz schnell aus.“
    „Sauber, sauber!“ rief der Beamte. „Wollt ihr es also einem kleinen Gastarbeiter in die Schuhe schieben! Ihr habt vielleicht einen Charakter! Pfui Teufel noch mal!“
    „Gar nichts wollen wir schieben!“ rief Karl der Dicke empört.
    „Ganz im Gegenteil, wir lassen uns schieben! Wir haben nämlich das Geld für den Brandeinsatz in den Ferien verdient und sind gekommen, um es für die Italiener zu bezahlen. Weil das ganz arme Schweine sind!“
    „Genau!“ rief Egon. „Hier in der Kassette sind 1300 Mark, die blättern wir Ihnen jetzt auf den Tisch. Dafür geben Sie uns eine Quittung, und die Sache ist geritzt.“
    Darauf sagten die beiden Männer eine Weile gar nichts, sahen einander nur zweifelnd an. Dann strich sich der erste übers Kinn und fragte: „1300 Mark habt ihr in den Ferien verdient? Womit denn?“
    „Mit Holzhacken, Kartoffelbuddeln, Klamottenverkaufen und Babysitten“, sagte Karl.
    „Hm, und jetzt wollt ihr das ganze Geld für die Italiener einzahlen?“
    „Ja“, antwortete Guddel. „Der Vater von dem Mädchen und dem Jungen darf nämlich nicht erfahren, was seine Kinder angestellt haben. Er soll so jähzornig sein! Und in der Wut vergißt er alles um sich her.“
    Der erste Beamte sah den zweiten an und der zweite den ersten.
    „Was sagst du dazu, Paul?“ fragte der erste. „Hast du so was schon mal erlebt?“ Der zweite schüttelte den Kopf und hob die Schultern.
    „Nee“, sagte er, „das ist bisher wohl noch nirgends vorgekommen. Was machen wir denn da?“
    „Wir werden uns mal erkundigen, wie die Sache gelaufen ist“, nahm der erste wieder das Wort. „Moment, Jungs, ich muß mal telefonieren, einen Augenblick, bitte.“
    Er ging an den Schrank, nahm eine Akte heraus, blätterte darin, trug sie dann aufgeschlagen zu einem Tisch, auf dem ein Telefon stand, und wählte eine Nummer. Da er den Jungen den Rücken zukehrte, konnten sie nicht verstehen, was er sagte. Aber sein Gespräch war nur kurz. Nachdem er den Hörer aufgelegt und die Akte in den Schrank zurückgestellt hatte, kam er wieder an das Schiebefenster.
    „Eintausendzweihundertundachtzig Mark hat der Spaß gekostet“, sagte er.
    „Wissen wir“, rief Egon. „Das haben Sie uns schon mal vorgerechnet. Wir haben sogar noch mehr mitgebracht.“
    Der Mann sah ihn an.
    „Dann freut euch“, sagte er, „dafür könnt ihr euch nun ein

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