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Karl der Dicke beißt sich durch

Karl der Dicke beißt sich durch

Titel: Karl der Dicke beißt sich durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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sinnierte er laut.
    „O ja!“ rief Egon. „Das ist ein süßer Name! Zu Herzen gehend und ergreifend! Sämtliche Omas und Opas werden uns die Zeitung noch ofenfrisch aus der Hand reißen, wenn sie den Namen hören.“
    Karl trat Egon auf den Fuß und knurrte: „Du motzt mal wieder von links nach schräg. Wenn du einen besseren Namen weißt, dann nenne ihn gefälligst.“
    „Ich hab einen!“ rief Guddel. „Du hast ihn gerade genannt! Unsere Zeitung heißt einfach, schlicht und vielsagend ,Das Bessere’! Darunter kann sich jeder vorstellen, was er will.“
    „Okay!“ stimmte Karl begeistert zu. „Damit bin ich einverstanden.“ Und zu Egon gewandt: „Da siehst du mal wieder, wie großartig Guddel und ich uns ergänzen! Der eine sagt hü, der andere hott, und schon stimmt die Richtung. Ich karre die Brocken ran, und Guddel macht ‘ne Dichtung draus. Verkneif dir in Zukunft deine hämischen Bemerkungen, und bemühe dich um aufbauende Kritik, sonst können wir dich nur für die niederen Arbeiten einsetzen und müssen auf deine Mitarbeit als Reporter verzichten.“
    „Das wäre aber unrationell“, erwiderte Egon. „Für die niederen Arbeiten bist du doch viel besser geeignet, weil du so kurz und stummelig bist, ich müßte mich zu tief bücken.“
    Sie wanderten ein Stück auf dem Deich entlang, unschlüssig, in welchem Haus sie den Anfang machen sollten.
    „Nur keine Scheu!“ mahnte Karl. „Wir müssen sicher und bestimmt auftreten, dann geht die Sache wie geschmiert. Und höflich, höflich, höflich, das lockt den Stursten aus der Reserve. Vor allen Dingen aber nicht durcheinanderquatschen. Wenn der eine gerade eine Rede vom Stapel läßt, halten die andern so lange die Klappe und machen ein Gesicht, als ob sie alles glaubten. Wir haben ja gestern in Meyenburg erlebt, wie weit man damit kommt.“
    Soeben gingen sie an einem kleinen strohgedeckten Haus vorüber, dessen Fenster zum Deich hin geöffnet waren. Eine junge Frau stand fröhlich singend am Tisch und bügelte. „Los, bei der fangen wir an!“ rief Karl. „Die sieht so aus, als ob sie ‘ne Menge Erfreuliches erlebt hätte.“
    Guddel und Egon waren derselben Meinung. Darum stiegen sie mit Karl die Deichböschung hinab und schauten durch eines der Fenster hinein.
    „Guten Tag“, sagte Karl und neigte sehr korrekt den Kopf. Auch die andern beiden Reporter grüßten höflich.
    Die Frau unterbrach ihr Geträller und sah sie freundlich an. „Oh, da seid ihr ja schon!“ sagte sie. „Das ging ja schneller, als ich dachte. Holt euch schon mal die Leiter aus dem Schuppen, ich bringe euch ein paar Eimer und eine große Wanne heraus. Es wäre mir lieb, wenn ihr mit dem Baum da am Zaun anfingt, das ist nämlich eine frühreife Birne, die schnellstens eingemacht werden muß, sonst fault sie noch am Baum.“
    „So was Verrücktes“, sagte Karl. „Damit sollte sie sich ruhig etwas mehr Zeit lassen.“
    Die Frau lachte und war schon aus der Tür, bevor die Jungen ihr erklären konnten, daß sie nicht die waren, für die sie offensichtlich gehalten wurden.
    „Pfeif drauf!“ bestimmte Karl. „Gehen wir auf den Spaß ein und ernten ein bißchen. Auf alle Fälle wird’s ein Abenteuer. Und Vollreife Birnen sind bestimmt magensympathischer als das gallebittere Frischobst aus Semkens Garten. Kommt!“
    Sie schleppten gemeinsam eine hölzerne Leiter aus dem Schuppen und stellten sie an den Birnbaum. Dann halfen sie der Frau noch beim Heraustragen einer großen Zinkwanne, die in der Waschküche unter einer Pumpe stand, und nahmen jeder einen Eimer in die Hand.
    „Also dann!“ sagte Karl. „Auf die Bäume, ihr Affen!“ Guddel legte die selbstgebastelte Schreibunterlage auf das Dach des niedrigen Schuppens, Karl klemmte seine Englischkladde, zu einer Röhre aufgerollt, hinter den Gürtel, und Egon schob seinen Notizblock in die Hosentasche. Nun hatten sie die Hände frei und konnten selbst eins der guten Werke tun, über die sie in ihrer Zeitung berichten wollten.
    Der Birnbaum war recht hoch und hatte eine stattliche Krone. Seine Früchte waren süß und saftig. Schnell suchten sich die Jungen einen bequemen Sitzplatz und testeten die Birnen auf ihren Wohlgeschmack hin. Sie ließen die Beine baumeln, schaukelten ein bißchen und blickten über den Deich auf die Weser.
    „Fleute gefällt mir die Arbeit als Reporter schon besser“, sagte Karl und grunzte behaglich. „Hier oben könnte ich es stundenlang aushalten. Drück doch mal den Zweig da ein

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