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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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war sie ins Wohnzimmer gegangen, um dort ihre E-Mails zu checken. Sie fand eine Nachricht von Sina, die ihr wie versprochen den Termin der Schiffsfahrt geschickt hatte. Die Mail enthielt außerdem einen Link zur Website der Secundus-Linie. Dort fand Jeannette Infos zu den verschiedenen Events und wenig später hatte sie die entsprechende Veranstaltung gefunden. Als sie das passende Datum in der Rubrik
Krimi-Schiff
angeklickt hatte, öffnete sich eine Seite mit etlichen Bildern. Sie klickte einige der Abbildungen größer und betrachtete sie interessiert. Eine Szene erschien ihr besonders eindrucksvoll und sie untersuchte das Bild eingehender. Dabei fiel ihr Blick auf den Mann in der Mitte des Bildes. Den kannte sie.
    Ihre Augen weiteten sich und sie schluckte schwer. Das Bild war von miserabler Qualität, doch sie erkannte ihn. Die Frisur war zwar völlig anders, man sah seine kurzgeschnittenen dunkelbraunen Haare nicht. Wahrscheinlich trug er eine Perücke, und die Kleidung war eher eine Verkleidung, bühnenmäßig sozusagen. Jeannette konzentrierte sich auf das Gesicht. Was sie sah, gefiel ihr ganz und gar nicht. Diese Nase, dieser arrogante Zug um die Mundwinkel.
    Sie blickte in das Gesicht Alfons Wurms.
    Konnte das wirklich sein? So klein war die Welt? Als sie sich wieder gefasst hatte, rief sie Karlo herbei.
    „Hier, schau her“, wies sie erregt auf den Mann. „Rate mal, wer das hier ist.“
    Karlo war baff. Er konnte zuerst kaum glauben, was seine Freundin ihm hier zeigte.
    Erneut fuhr ihm blinde Wut in den Bauch. Mit größter Mühe versuchte er sich in den Griff zu bekommen. Doch der triumphierende Gesichtsausdruck verriet ihn. Voller Sorge hatte Jeannette die plötzliche Veränderung in Karlos Miene festgestellt. Er war aufgesprungen und schickte sich an, seine Jacke überzuziehen.
    „Karlo, wo willst du hin?“ Sie versuchte ihn aufzuhalten. „Wolltest du nicht mit mir zu Toni?“
    „Ich muss weg. Mir kommt da eine Idee, wie wir es dem Mistkerl heimzahlen. Warte nur ab. Zu Toni können wir immer noch.“
    „Karlo! Bleib hier. Was hast du vor? Du hast mir fest versprochen … Karlo!“
    Jeannette wollte aufspringen und sich ihrem Freund in den Weg stellen. Doch Karlo war schneller. Er hatte schon die Wohnungstür hinter sich geschlossen und Jeannette konnte nur noch seine schnellen Schritte im Treppenhaus hören.
    Die Sorgenfalten, die sich nun auf ihrer Stirn bildeten, kamen nicht von ungefähr.

Montag, 12. September
5
    Es war nicht schwer gewesen, den Kaufhausdetektiv ausfindig zu machen. Zu intensiv leuchteten die Beulen, Schrammen und blauen Flecken in seinem Gesicht, als dass er sich in der Menge hätte verstecken können. Gleichzeitig war das aber auch eine unbeabsichtigte Tarnung. Niemand hätte dieses Gesicht einem Kaufhausdetektiv zugeordnet. Alfons Wurm stand neben einer Säule in der Damenwäscheabteilung und beobachtete eine junge Frau, die das Etikett eines winzigen Slips in Augenschein nahm.
    Karlo musste an sich halten, dass er dem Mistkerl nicht hier an Ort und Stelle gleich ein paar Rippen knickte. Aber erstens waren die Farben, die sich auf seiner Visage gebildet hatten, kaum noch zu toppen. Und zweitens wollte er ihn nicht einfach so verprügeln. Er wollte ihm einen Denkzettel verpassen, dessen Wirkung etwas länger andauern würde. Keiner tatschte ungestraft Karlo Kölners Freundin an, so viel war sicher. Was er vor allem benötigte, war eine gute Fotografie des Kerls.
    Karlo wartete fast fünf Minuten. Die junge Frau war einen Tisch weitergegangen, der Detektiv hatte sie immer noch im Visier. Karlo zog eine kleine Digitalkamera aus der Tasche, schaltete sie ein und setzte sich in Bewegung. Er hielt sich rechts von der Säule und stoppte dann vor einem Wühltisch mit Büstenhaltern. Hier schien ihm eine günstige Position zu sein, den Detektiv unbemerkt abzulichten. Karlo hob die Kamera. Sein Zeigefinger tastete nach dem Auslöser.
    „Kann ich Ihnen helfen? Sie suchen etwas Hübsches für Ihre Frau?“, schnarrte eine resolute, gerade eben noch als weiblich durchgehende Stimme.
    Karlo schrak zusammen. Er fuhr herum und sah in ein hageres, von tiefem Misstrauen geprägtes Gesicht. Scharfe Falten umrahmten die viel zu dunkel geschminkten Lippen, unter der Nase zeigte sich ein leichter Anflug von Damenbart. Die weißblonden Haare wirkten von zu intensivem Fönen und Bleichen strapaziert und unfrisierbar wie dünnes Stroh.
    Karlo schluckte, dann schoss ihm die Röte ins Gesicht.

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