Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
Vom Netzwerk:
Verdammt, warum konnte der Mistkerl nicht die Abteilung mit den Herrensocken beaufsichtigen? Flugs ließ er seine Kamera wieder in der Hosentasche verschwinden.
    „Oh, danke, vielen Dank, aber ich komme schon zurecht. Ich, äh … ja, ich wollte mich einfach nur umschauen“, entfuhr es ihm gequält.
    Einfach nur umschauen. In der Damenwäscheabteilung. Ein Kerl wie Karlo. Das Misstrauen im Gesicht der Verkäuferin verstärkte sich. Ein ironisches „Aha!“, war alles, was den dunkelvioletten Lippen entfleuchte. Welche Art Mann kam in dieser Abteilung schon zurecht? Nicht dass Karlo auch nur den Anflug einer weiblichen Note an sich gehabt hätte, nein. Aber gerade das schien ihn der Verkäuferin umso suspekter zu machen.
    Karlo hob die Hand, das charmante Lächeln missglückte. „Ja, dann nochmal danke.“
    Der Damenwäsche-Zerberus machte unterdessen keinerlei Anstalten, ihm von der Seite zu weichen. Karlo schaute zur Säule. So ein Mist, jetzt war der Detektiv verschwunden. Enttäuscht zuckte er mit den Schultern. Die Schamröte war der etwas dunkleren Färbung eines kräftigen Zorns gewichen. Er musterte die Fachkraft noch einmal böse, dann bewegte er sich auf den Ausgang zu. Die Verkäuferin schaute ihm mit in die Hüften gestemmten Armen nach.
    Das Kaufhaus im Rücken lief er in Richtung der Mitte des Einkaufszentrums. Seine Blase drückte schon geraume Zeit und er gedachte, alsbald eine Toilette aufzusuchen. Kurz vor einem Café im ersten Stock des Zentrums blieb er verblüfft stehen. Nur wenige Leute saßen an den kleinen Tischen vor dem Lokal. Doch direkt neben dem Eingang des Cafés stand der Detektiv. Und er war nicht allein. Ein schlanker graumelierter Herr in dunkelblauem Anzug mit roter Krawatte stand neben ihm, fuchtelte beschwörend mit den Händen und schüttelte den Kopf dergestalt heftig, dass ihm ein paar Strähnen wild ins Gesicht fielen. Er machte eine ärgerliche Geste, als er versuchte seine akkurate Frisur wiederherzustellen.
    Mit einem spöttischen Lächeln unterbrach ihn der Kaufhausschnüffler. Die Reaktion des Anzugträgers fiel heftig aus. Interessant, fand Karlo, man schien zu debattieren. Neugierig trat er näher und setzte sich an einen freien Tisch.
    Ihn befiel das Gefühl, diesen Herrn im Anzug schon einmal gesehen zu haben. Ein unbestimmtes Gefühl nur, doch irgendwoher kannte er den Mann. Bei irgendeiner Gelegenheit musste er ihm schon einmal über den Weg gelaufen sein. Möglicherweise erinnerte er ihn auch nur an jemanden, vermutete er dann. Als der Mann weitersprach, verdrängte Karlo seine Überlegungen und lauschte. Leider konnte er nicht verstehen, was der Mann im Anzug redete. Und die Antwort Wurms wurde von einer freundlichen Stimme überdeckt. Karlo fluchte innerlich.
    „Hat der Herr gewählt? Was darf ich Ihnen bringen?“
    Entnervt blickte Karlo einem Kellner in die Augen. Er fegte mühsam ein paar Krümel seiner Höflichkeit zusammen, rang sich ein Lächeln ab und bestellte ein Kännchen Kaffee.
    Der Kellner verschwand dienstbeflissen. Nun konnte Karlo den Druck seiner Blase nicht mehr ignorieren. Er stand auf, schenkte den beiden Männern neben der Tür noch einen kurzen Blick, betrat das Café und verschwand eilig in der Toilette.
    Kurz darauf trat er erleichtert ans Waschbecken, um die Hände zu waschen. Gleichzeitig öffnete sich die Tür. Zwei jüngere, schwergewichtige Typen in schwarzen Lederjacken, überaus kräftig gebaut und mit spiegelglatt rasierten Schädeln betraten den kleinen Raum. Karlo trat zur Seite, um ihnen den Zugang zu den Urinalen zu ermöglichen. Am Waschbecken streckte er seine Hände kurz unter den kalten Wasserstrahl und hielt Ausschau nach Papiertüchern. Natürlich war der Spender leer. Er fluchte leise, schüttelte die Hände gründlich ab und rieb sie an seinen Hosenbeinen. Dann zog er nervös den kleinen Fotoapparat aus der Hosentasche. Er hoffte, Wurm beim Verlassen des Cafés unauffällig vor die Linse zu bekommen. Doch Nervosität und feuchte Finger bildeten eine unglückselige Allianz. Wie ein Stück nasse Seife flutschte ihm der Apparat aus der feuchten Hand. Er ging in die Knie und griff mit beiden Händen nach. Als er den Apparat zu fassen bekam, berührte er aus Versehen den Auslöser. Die folgende Situation war grotesk.
    Der Blitz flammte grell auf und zwei Glatzköpfe flogen gleichzeitig herum. Für sie war die Situation eindeutig. Karlo kniete auf dem Toilettenboden, hielt die Kamera in beiden Händen und schaute

Weitere Kostenlose Bücher