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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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bestimmt ein vernünftiges Mädchen. Es findet sich für alles eine Lösung. Du musst nur ein bisschen nett zu Onkel Alfi sein. Dann stellen wir das Fläschchen wieder ins Regal zurück und alles wird gut.“
    Er war dicht an Jeannette herangetreten, fasste sie bei den Hüften und wollte sie an sich ziehen. Die Fahne, die ihr aus seinem Mund entgegenwehte, roch säuerlich und erinnerte an verdorbenen Wurstsalat. Er begann schwerer zu atmen. Jeannette wurde kotzübel. Sie hob das Bein und rammte ihm den spitzen Absatz ihres rechten Pumps mit aller Kraft auf den Fuß. Es schien die richtige Stelle gewesen zu sein, ein erstickter Schrei ertönte und die gierigen Hände verschwanden von Jeannettes Hüfte. Man sah die mühsam aufrecht erhaltene Selbstbeherrschung in seinem schmerzverzerrten Gesicht. Seine Stimme hingegen klang rau und vibrierte vor Wut und Enttäuschung.
    „Also gut. Du willst es nicht anders. Dann eben auf die harte Tour. Soll mir auch recht sein.“
    Er griff zum Telefon und drückte eine Taste, auf der die Nummer der Polizei gespeichert war.
    Alfons Wurm war seit etwa einem Jahr als Kaufhausdetektiv tätig. Er hasste diese Tätigkeit. Nicht, dass er Probleme damit hatte, anderen Leuten hinterherzuspionieren, ganz im Gegenteil, doch in seiner Lebensplanung hatte er eigentlich eine große Karriere für sich vorgesehen. Denn eigentlich war er Schauspieler.
    Wurm selbst hielt sich für überaus grandios. Sein Spiel war nichts Besonderes, keine große Bühne und schon gar kein Film. Andererseits musste man zugeben: Gänzlich talentfrei war er nicht. Es war seine Selbstüberschätzung, die ihm immer wieder den Weg verbaute. Einige Jahre hatte er leidlich zu tun gehabt, ein paar Werbespots gemacht und auch als Model für ein Kaufhaus gearbeitet. Er war überdies bei einer Agentur registriert, die Events für Betriebe, Geburtstage, Hochzeiten und ähnliches organisierte. Doch auch er spürte: Man wurde nicht jünger. In den letzten Jahren waren die Engagements kontinuierlich weniger und unattraktiver geworden und so hatte er sich nebenbei als Kaufhausdetektiv verdingt.
    Jeannette war froh, dass die ganze Geschichte in Bergen-Enkheim passierte. Immerhin bestand daher keine Gefahr, dass Hund und Haffmann auftauchten, wenn die Polizei kam.
    Von den herbeigerufenen Beamten war Jeannette die Möglichkeit eingeräumt worden, ihre Version der Vorkommnisse zu erzählen. Sie hatte eindringlich versucht, den Polizisten die ganze Geschichte glaubhaft zu machen. Sie berichtete von der versuchten Vergewaltigung bei ihr zu Hause, der untergeschobenen Flasche Parfum und Wurms gescheitertem Versuch, ihr Straffreiheit gegen Liebesdienste zu versprechen.
    Unbeeindruckt hatte man ihr empfohlen, sie könne wegen des Vergewaltigungsversuchs Anzeige erstatten. Sie war den Polizisten aufs Revier gefolgt. Dort war ihre Aussage zu Protokoll genommen worden. Dann hatte man sie achselzuckend nach Hause geschickt.
    Das
Corpus Delicti
, die Parfümflasche, hatte die Polizei wenigstens sichergestellt, nachdem Jeannette einen anwaltlichen Einspruch in Aussicht gestellt hatte. Das war aber auch alles.
    Geglaubt hatte man ihr nicht.
    Die gelangweilt grinsenden Gesichter der Beamten hatten Bände gesprochen und Karlos Freundin war nicht sicher, ob es richtig gewesen war, in dieser Situation die ganze Geschichte zu erzählen.
    Als Jeannette wieder im Auto saß, gewannen ihre Gefühle die Oberhand. Sie war wütend, aufgewühlt.
    Wütend, aufgewühlt? Nein, nein!
    Das war die völlig falsche Umschreibung. Es waren vielmehr dunkle Mordgedanken, die ihre Gedankenwelt beseelten, und sie hatte große Mühe, die bebenden Hände am Lenkrad zu behalten. Sollte sie Karlo davon erzählen? Nein, wohl besser nicht, wer konnte schon einschätzen, was dann wieder passieren mochte?
    „Da muss ich alleine durch“, nahm sie sich vor.

Am Abend des 10. September
4
    „Du kannst mir noch so oft erzählen, dass alles in Ordnung ist. Ich glaub dir das einfach nicht. Du bist ja völlig fertig, du stehst doch meterweit neben dir.“ Karlo war aufgebracht.
    „Es ist irgendwas passiert“, stellte er dann lapidar fest.
    Karlo geriet allmählich außer sich. Trotzdem wuchs sein Gefühl, er solle besser auf der Hut sein und seine Reaktion nicht zu heftig ausfallen lassen. Er konnte es zwar noch nicht recht einordnen, doch Jeannette schien schwer angeschlagen zu sein. Mühsam versuchte Karlo, seine Erregung in den Griff zu bekommen. Seine Stimme klang sanft, ohne

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