Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
Vom Netzwerk:
jedoch den fordernden Ton ganz zu verlieren: „Na, komm schon, jetzt erzähl endlich. Was ist passiert? Du fühlst dich bestimmt besser, wenn du es los wirst. Vertrau mir, lass es einfach raus.“
    „Nein!“ Ihre Stimme klang bockig. „Es ist nichts, gar nichts. Du bildest dir da wieder mal was ein. Ich bin nur müde. Sehr müde. Wirklich, das ist alles.“
    „Ich denke, du bist früh ins Bett gegangen?“ In Karlos Stimme klang nun wieder Argwohn mit. „Was hast du denn gemacht? Hast du nicht geschlafen?“
    Fehler, Fehler, Fehler! Als er Jeannettes Gesicht sah, hätte er sich die Zunge abbeißen mögen.
    „Nein!“, schäumte sie, „ich habe nicht geschlafen. Ganz im Gegenteil. Ich habe mit dem Pizzaboten, dem Klempner und dem Briefträger gevögelt. Nacheinander, in dieser Reihenfolge. Die ganze Nacht.“
    Sie riss wütend an dem Korkenzieher, den sie im Verlauf ihres Wutausbruchs in den Hals der nun schon zweiten „geliehenen“ Weinflasche von Uwe Marks’ Lieferung gedreht hatte.
    Der zweite Mord fällt schon immer leichter.
    Mit einem explosionsartigen
Plopp
schoss der Korken aus der Flasche, etliche Tropfen der edlen Flüssigkeit spritzten unkontrolliert hinterher und landeten auf Jeannettes heller Bluse.
    „Scheiße!“, brüllte sie in Karlos Richtung. „Da siehst du, was du schon wieder angerichtet hast. Hoffentlich krieg ich die Flecken jemals wieder raus.“
    Was
er
angerichtet hatte?
    Karlo stand wie vom Donner gerührt inmitten der kleinen Küche und sah verdattert zu, wie Jeannette sich ein Glas schnappte, es bis zum Rand füllte und den tiefroten Inhalt in einem Zug hinunterstürzte. Sie schenkte sofort nach, leerte das zweite Glas zur Hälfte, dann ließ sie sich auf einen Küchenstuhl fallen und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    Heute würde man wohl nicht mehr bei Toni essen.
    Karlo ertrug die zähe, peinliche Stille, die sich nun breitmachte, nur mühsam. Es verstrich einige Zeit, ehe er den Mut fand, seine Freundin wieder anzusprechen.
    „Entschuldigung, Jeannie. Es tut mir wirklich leid. Das war nicht so gemeint. Ehrlich. Ich mache mir nur Sorgen um dich.“
    Wieder schwieg er quälend endlos erscheinende Sekunden. Als Jeannette nichts entgegnete, fasste er sich ein Herz und fragte kleinlaut: „Krieg ich auch einen Schluck? Ich glaube, ich könnte …“
    „Du weißt doch, wo die Gläser stehen“, kam es kratzbürstig zurück.
    Sie blickte Karlo immer noch kampfeslustig an. Doch ihm entging auch nicht, wie ihr Blick langsam weicher wurde.
    Immer noch verstört kostete Karlo den Rotwein. Nach dem ersten Schluck saß er kerzengerade. Donnerwetter! Das war mal ein guter Tropfen. Schmeckte alles andere als billig. Wo Jeannette den wohl herhatte? Er traute sich nicht, nachzufragen.
    Zehn Minuten saßen die beiden schweigend am Küchentisch und tranken. Dann war die Flasche leer.
    Jeannette erhob sich, griff in die Kiste von Uwe Marks’ Lieferung und angelte die dritte Flasche des mysteriösen Getränks hervor.
    Der dritte Mord geht wie von selbst.
    Nachdem sie die Gläser wieder gefüllt hatte, blickte sie Karlo ernst an, atmete noch einmal tief durch und fing an zu reden.
    „Also gut, Karlo. Ich erzähl dir alles. Aber nur, wenn du mir fest versprichst, nichts Unüberlegtes zu tun. Tust du das?“
    „Na klar. Jeannie – du kennst mich doch. Ich tu niemals etwas Unüberlegtes. Hab ich jemals …“
    Jeannette sah ihn scharf an und er verstummte augenblicklich.
    „Also, was jetzt, versprichst du es?“
    „Ja, tu ich.“
    „Ehrenwort?“
    „Ehrenwort.“
    „Sicher?“
    „Ganz sicher.“
    Das kam ein wenig schnell. Allerdings im Brustton der Überzeugung.
    Und Jeannette begann zu erzählen. Alles. Von Pauls Gewinn des Krimi-Dinners über Sinas Anruf in der Bluesmühle bis hin zu der nächtlichen Attacke und der Falle, in die sie dem Detektiv getappt war.
    Karlo war im Verlauf des Berichts seiner Freundin immer mehr außer sich geraten, er schäumte schließlich vor Zorn. Nun platzte es aus ihm heraus: „So ein fieses Dreckschwein. Der kann sich auf was gefasst machen. Dem werd ich schön das Fahrgestell verbiegen, der kann sich …“
    „KARLO!!!“
    Karlo Kölner senkte den Kopf.
    „Ja, ja, gut. Du hast ja recht. Nichts Unüberlegtes, versprochen ist versprochen.“
    Karlo schloss die Augen, nippte am Rotwein und versuchte, sich zu entspannen.
    Jeannette hatte schnell das Thema gewechselt, um Karlo ausführlicher von der Einladung zum Krimi-Dinner zu berichten. Später

Weitere Kostenlose Bücher