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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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„Alfons!“, fauchte sie ihn böse an. „Was hat das zu bedeuten? Wer sind diese Frauen? Und von was in aller Welt reden die da?“
    Ein paar Leute in der Nähe hatten das Gespräch ebenfalls vernommen. Sie drehten neugierig die Köpfe und musterten Wurm intensiv. Bei einigen der unfreiwilligen Mithörern fiel der Blick auch ein wenig strafend aus.
    „Damals im Wald, da sah er schon so aus“, kicherte die Erste wieder und ergänzte noch: „Na ja, allzu viel gab es nicht zu sehen.“
    Dann wandte sie sich direkt und etwas lauter an Wurm selbst: „Und, war’s wenigstens schön für dich?“
    Wurm geriet völlig aus dem Tritt. Er wurde bleich unter seinen überschminkten blauen, gelben und roten Flecken, sein gehetzter, unsteter Blick jagte erst zu seiner Frau, dann zu den drei Schönheiten und wieder zurück. Er? Ein Exhibitionist? Wurm war sich keiner Schuld bewusst. Zumindest nicht in dieser Hinsicht. Er versuchte, sich zu sammeln und beschloss, selbst anzugreifen und scharf zu reagieren. Leider geriet die Gegenwehr nur zu einem hilflosen Stammeln. Das Ergebnis klang für alle Umstehenden wie ein Schuldeingeständnis: „Ich – ich weiß über … überhaupt nicht, was Sie meinen!“
    Karlo stand indes mit Jeannette und den anderen an einem der Panoramafenster und beobachtete begeistert, wie Wurm immer tiefer in die Klemme geriet.
    Beate Wurm blähte entrüstet die Nüstern. „Alfons! Sag doch endlich was! Stimmt das, was die Damen hier behaupten?“
    Alfons Wurm konnte mit der Situation absolut nicht umgehen. Er stand mit offenem Mund neben seiner Frau und brachte keinen Ton hervor. In diesem Moment erkannte er Jeannette grinsend hinter einem der Fenster. Der Schweiß brach ihm aus. Diese elende Schlampe. Man hatte ihm eine verdammte Falle gestellt. Das wiederum konnte er seiner Frau nicht erklären, wenn er nicht auch den Grund des Hinterhalts preisgeben wollte. Also blieb er still.
    Eine verzweifelte Stille.
    Beate Wurms Gesicht glich mittlerweile einem roten Heißluftballon. Ebenso fauchend startete sie durch.
    „Du widerliches Monster“, schäumte sie, „das schlägt dem Fass den Boden aus. Sag mir bloß nicht, du …“
    „Beate, nein“, brach es endlich verzweifelt aus ihm heraus, „merkst du denn nicht, dass das alles nur gelogen ist? Oder es muss eine Verwechslung sein. Ganz bestimmt, ja, eine Verwechslung. Das gibt’s doch nicht, ich hab keine Ahnung, ich bin doch kein … hallo, meine Damen, Sie können doch nicht …“, er brach ab, als er bemerkte, dass ihn die drei nicht mehr hören konnten, da sie das Schiff schon wieder verlassen hatten.
    Es war aber noch nicht vorbei. Wurm begann gerade, sich wieder in den Griff zu bekommen. Er fasste seine Frau bei den Schultern und sah sie beschwörend an. Er wollte gerade anfangen, auf sie einzureden, da nahte der Auftritt von Jeannette. Sie betrat das Deck und steuerte auf Wurm zu.
    „Na, endlich, Alf, da bist du ja, wo steckst du denn die ganze Zeit?“, rief sie ungeduldig. „Ich habe eine geschlagene halbe Stunde vor dem Römer auf dich gewartet.“
    Dann schaute sie Wurm genauer an und spielte die Entsetzte: „Um Himmels willen, Alfons, wie siehst du denn aus? Hast du dich schon wieder geprügelt?“ Beim letzten Satz schossen kleine gemeine Blitze aus ihren blauen Augen.
    Als sie sich schließlich seiner Frau zuwandte, schien auch ihre Überraschung echt: „Ach, sag bloß, du bist nicht alleine hier? Deine Frau? Na, du hast vielleicht Nerven, mein Lieber. Aber gut – willst du uns nicht einander vorstellen?“
    Das klang spitz, sarkastisch und vor allem sehr authentisch. Eine Meisterleistung. Karlo beglückwünschte Jeannette insgeheim. Sie sollte es vielleicht auch einmal auf der Bühne versuchen.
    Jeannette schaute ungehalten, atmete ein paar Mal tief durch, als wolle sie sich mit Mühe beruhigen. Sie schüttelte ungläubig den Kopf, schenkte Beate Wurm einen mitfühlenden Blick und winkte müde ab. Nach einer kurzen Kunstpause wechselte sie ihre Stimmung virtuos in eine Art amüsierten Hochmut.
    „Keine Angst, Frau Wurm, ich habe kein Interesse mehr. Sie können ihn behalten“, beschied sie der verwirrten Frau, um dann dem völlig irritierten Wurm mit angewidertem Gesichtsausdruck hinzuwerfen: „Und dich will ich nicht mehr sehen, Dreckskerl.“
    Es war ein filmreifer Abgang, als sie abdrehte und mit ausdrucksvoll wiegendem Hinterteil ins Innere des Schiffes stöckelte.
    Wurm stand wie vom Donner gerührt. Dass seine Frau das

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