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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Schiff verlassen hatte, bemerkte er erst, als sie sich am Ufer noch einmal zu ihm umdrehte.
    „Lass dir bloß nicht einfallen, heute nach Hause zu kommen. Kannst ja bei deinem Flittchen übernachten, du Sittenstrolch“, brüllte sie wie von Sinnen.
    Karlo und Jeannette schlugen sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
    „Das hast du gut organisiert, Karlo, das war wirklich ganz große Klasse“, prustete Jeannette vergnügt. „Du warst aber auch nicht gerade schlecht“, bescheinigte Karlo seiner Freundin.
    Jeannette schaute bedauernd. „Schade, dass Paul und Sina noch nicht da sind. Der Kerl hat auf jeden Fall die Schnauze voll. Jetzt bin ich erst recht gespannt auf den Abend. Mal sehen, ob er ebenfalls ein so guter Schauspieler ist. Wenn er sich überhaupt noch traut aufzutreten.“
    „Tja, das war zwar ziemlich gut. Aber das war noch nicht alles“, grinste Karlo breit. „Du wirst staunen, was noch kommt.“
    Jeannettes Fröhlichkeit zerfiel. Sie fürchtete, Karlo könnte mal wieder über das Ziel hinausschießen und sie versuchte ihn zu stoppen: „Ach, komm schon, Karlo, lass es gut sein. Ich möchte nicht, dass heute noch was Dummes passiert. Ich habe mich so auf den Abend gefreut. Ganz abgesehen von Sina und Paul, die extra nach Frankfurt kommen. Diese Lektion vergisst der Kerl bestimmt im ganzen Leben nicht mehr“, bekräftigte sie noch einmal. „Lass uns einfach mal sehen, wie er darauf reagiert. Dann können wir immer noch weitersehen, ob wir …“
    „Da kommen Sina und Paul“, wurde sie von Karlo unterbrochen. „Lass mich nur machen“, wiegelte er dann mit verschwörerischer Miene ab. „Jetzt wollen wir erst mal unsere Freunde begrüßen.“
    Die Begrüßung fiel überaus herzlich aus, da man sich lange nicht gesehen hatte und es viel zu erzählen gab. Schnell waren die Freunde jedoch übereingekommen, sich die heißesten Neuigkeiten für den späteren Abend aufzusparen. Man wollte nach der Veranstaltung die Bluesmühle aufsuchen, um dann noch ein wenig in aller Ruhe miteinander zu plaudern.
    –
    Wurm traute sich aufzutreten. Er brauchte das Geld. Das Schiff hatte pünktlich abgelegt und die Vorstellung hatte alsbald begonnen.
    Der Veranstalter hatte sehr viel Wert auf eine geheimnisvolle Stimmung gelegt. Das Licht im Salon war schummrig. Teelichter brannten in kleinen Totenköpfen aus Porzellan, aus deren Augenhöhlen das Kerzenlicht den Zuschauern gespenstisch entgegenflackerte. Einige der Schauspieler hatten sich geschickt unter das Publikum gemischt. Den Gästen blieb zu Beginn verborgen, wer Schauspieler war und welche der Passagiere von den Akteuren nur mit ins Geschehen einbezogen wurden. Einzig Alfons Wurm fiel durch sein exzentrisches Äußeres auf. Er verkörperte einen alternden Schlagerstar namens Johnnie Rocket, der von finanziellen Nöten geplagt wird. Der Sänger steckte aber nicht nur in finanziellen Schwierigkeiten, sondern auch noch in einem skurrilen Kostüm. Unter dem Sakko mit Leopardenmuster lugte ein violettfarbenes Hemd hervor. Die ersten vier Knöpfe waren nicht geschlossen und enthüllten eine schüttere Brustbehaarung, die früher einmal dunkelblond gewesen sein mochte. Eine unverkennbare Tendenz zu einem gesetzten Grau ließ sich nicht mehr verbergen. Die in Elfenbein gehaltene Lederhose, aus deren Fußenden spitze weiße Cowboystiefel aus gepägtem Krokoimitat herausschauten, hätte das Sahnehäubchen gebildet, wäre da nicht die Perücke gewesen, die aus dem Fundus von Atze Schröder stammen musste. Die riesige Sonnenbrille mit den rötlich gefärbten Gläsern machte den Schauspieler zu einer brisanten optischen Mischung, die zwischen der glamourösen Patina eines Frauenschwarms der frühen Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts und der schmierigen Eleganz eines Heizdeckenverkäufers unserer Tage changierte. Doch schon während der ersten Szene war Karlo überrascht. Wurm spielte gar nicht schlecht. Das musste Karlo anerkennen, vor allem, wenn man das Dilemma bedachte, in dem sich der Kaufhausdetektiv momentan befand.
    „Obwohl“, grinste Karlo in sich hinein, „eigentlich muss er ja nur sich selbst spielen.“
    Die Vorspeise lenkte Karlos Gedanken in eine sinnlichere Richtung. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Kleine Kalbsrouladen auf Hokkaido-Kürbismousse mit Holunder-Orangengelee wurden aufgetragen und eine Art gefräßiger Stille machte sich im Salon breit.
    Pünktlich nach der Vorspeise stieg die Spannung, und die erste Leiche wurde präsentiert: Der

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