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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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ihn nirgendwo entdecken konnte, inspizierte er auch noch das Freideck. Einser schien verschwunden.
    „Seltsam“, murmelte Karlo, „Aber vielleicht sehe ich doch nur Gespenster.“
    Möglicherweise war die Veranstaltung inzwischen auch schon wieder am Laufen, hoffte er und beschloss, erst einmal zurückzugehen, um diese Vermutung zu überprüfen.
    In diesem Moment hörte er das metallische Schlagen einer Tür, danach vernahm er schnelle, hektische Schritte, die sich entfernten. Er zögerte nicht und stürmte die Außentreppe zum Achterdeck hinunter. Unten angekommen, blickte er um sich. Wieder nichts. Eine Metalltür an der Rückseite der Aufbauten, hinter der sich der Maschinenraum verbarg, kam in sein Blickfeld.
Betreten verboten
. Das Schild weckte Karlos sprichwörtliche Abneigung gegen Vorschriften aller Art und er griff entschlossen zur Klinke. Er zog die Tür auf …
    –
    Max Küster war auf dem Weg zu einer Routineüberprüfung im Maschinenraum. Sein Blick schweifte beiläufig ab zum Ufer, wo die Lichter der Häuser und Straßenlaternen allmählich Kontur in der aufkommenden Dunkelheit bekamen. Er erwog, noch schnell die Toilette aufzusuchen, bevor er die Motoren in Augenschein nahm. Da hörte er das Geräusch.
    Er hielt inne. War das ein Schrei gewesen oder nur ein verwunderter Ausruf? Aus welcher Richtung kam das Geräusch? Oder hatte er sich getäuscht?
    Angespannt hielt er die Luft an. Dann winkte er ab und beschloss, der verdächtige Laut habe wohl mit der Vorstellung im Salon zu tun. Er betrat die Toilette und verriegelte die Tür des winzigen stillen Örtchens hinter sich.
    Einige Minuten darauf war er unterwegs zum Achterdeck, wo sich der Zugang zum Maschinenraum befand. Misstrauisch stoppte er, als eine Tür zuschlug. Er hörte eine Folge von schnellen Schritten. Jemand schien sich eilig zu entfernen. Er hielt die Luft an und lauschte. Sekunden später verklangen die Schritte und nur das Dröhnen der Maschine war noch zu hören. Auch vom Salon her vernahm man außer dem gleichmäßigen Gemurmel der Passagiere kaum etwas. Also ging er weiter und erreichte schließlich den Maschinenraum. Der Lärm der Maschine verstärkte sich, als er die Tür öffnete. Ölgeschwängerte Luft schlug ihm entgegen. Er blickte die kleine Treppe hinab in den Maschinenraum und erstarrte.
    „Was zum Teufel …“, entfuhr es ihm noch entsetzt, als er die beiden Männer rechts und links neben der Treppe liegen sah. Unstet gingen seine Blicke hin und her, von der einen reglosen Person zur anderen. Der Mann rechts neben dem Treppchen war mit einer Polizeiuniform bekleidet. Dann erst sah Küster die Bewegung unmittelbar vor sich. Auf der unteren Stufe stand Karlo Kölner. Er wirkte ertappt, hatte die Augen weit aufgerissen und seine Hände waren blutverschmiert.
    –
    Die
Römerberg
war mittlerweile nur noch wenige hundert Meter von der Anlegestelle Fechenheim entfernt. Gleichzeitig bemerkten Jeannette, Paul und Sina die Unruhe im Freien vor dem Salon. Irgendwas schien nicht zu stimmen. Dann vernahm man gellende Schreie.
    „Mörder! Hilfe! Mörder! Schnell, hierher, Hilfe!“
    Einige Passagiere überlief eine wohlige Gänsehaut. Die anderen Gäste schauten zumindest erwartungsfroh. Endlich ging es weiter, es wurde auch Zeit. Paul Perligs Gedanken waren eher düster. Er spürte mit einigem Unbehagen, dass hier wohl kein Theater gespielt wurde. Der Tumult an Deck wurde stärker. Pauls ungutes Gefühl wuchs ebenfalls. Wo steckte Karlo?
    Jeannette platzte in seine Überlegungen.
    „Was läuft denn da draußen ab? Da stimmt doch was nicht“, vermutete sie mit banger Stimme.
    Paul sprang auf.
    „Wartet einen Moment. Ich guck nach, was los ist. Bin gleich wieder da.“
    Als er ins Freie trat, bemerkte er, dass die beiden Frauen ihm gefolgt waren. Er hob die Hand und bedeutete ihnen, sich hinter ihm zu halten.
    „Mann über Bord!“, erklang im gleichen Moment ein heiserer Ruf.
    Paul und die zwei Frauen hielten jäh inne und schauten gebannt in die Richtung, aus der sie den Warnschrei gehört hatten. Sie bemerkten zwei Matrosen, die steuerbord an der Reling standen und die Wasseroberfläche abzusuchen schienen. Einer der Männer hantierte umständlich mit einem Rettungsring. Die Position der Person, die über Bord gegangen war, war in der Dunkelheit scheinbar nicht zu ermitteln. Wenig später hatte ein Besatzungsmitglied einen Scheinwerfer eingesetzt, um das Wasser abzusuchen, doch der über Bord Gegangene blieb verschwunden.

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