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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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versuchen, Karlo herauszuhalten. Als sie beginnen wollte, dem Hauptkommissar zu antworten, erhob sich ein dicker Mann mit Halbglatze am Nebentisch und fiel ihr ins Wort. Er strich seinen blauen Clubblazer glatt, schob seine heruntergerutschte randlose Brille mit dem Mittelfinger höher und zupfte den verblüfften Hauptkommissar am Ärmel seines Sakkos. Dann verkündete er in breitestem Frankfurter Dialekt: „Hörn’se, Herr Kommissar, da an dem Tisch hat vorhin noch aaner gehockt. Der is mir gleisch komisch vorgekomme. Unn jetzt isser weg.“ Er beugte sich verschwörerisch noch näher zum Hauptkommissar und sprach etwas leiser weiter. „Der iss beschdimmt abgehaue. Ich habb nur gedacht, des sollte Sie wisse, weil mir uns doch all widder uff unsern Platz setze sollte, gell?“
    So ein Blödmann! Jeannettes Schultern sackten herunter. Leugnen war also zwecklos. Ihre Resignation war dem Hauptkommissar nicht verborgen geblieben.
    „Karlo?“, kam ihre Antwort etwas matt, „ja, klar, Karlo ist auch hier. Er ist in der Pause rausgegangen. Ich glaube, er wollte zur Toilette“, erklärte sie nicht besonders überzeugend. „Wir sind zu viert hier“, erläuterte sie dann und wies auf Sina und Paul. „Meine Bekannten aus der Rhön. Den Herrn Perlig kennen Sie doch sicher noch, oder?“
    Ein freundliches Lächeln huschte über Gehrings Gesicht. „Ach ja, der Mann, der im letzten Jahr den guten Kaffee für meinen Geburtstag ausgesucht hat, hallo. Vielen Dank auch noch.“ Gehring schaute zu Sina Mehler und musterte sie interessiert. „Und das ist Ihre Frau?“ Er streckte ihr die Hand hin. „Sehr erfreut, Gehring, Hauptkommissar, Kriminalpolizei Frankfurt.“
    Nun hatten beide, Paul und Sina, knallrote Köpfe. Paul reagierte aufgeregt und wechselte auffallend schnell das Thema.
    „Was ist denn eigentlich passiert, Herr Gehring?“
    „Das müssen wir erst noch herausfinden. Ich gehe jetzt an Deck. Bitte warten Sie hier auf mich. Ich möchte gerne noch persönlich mit Ihnen reden. Ich sage den Kollegen Bescheid, damit Sie nicht alles zweimal erzählen müssen. Also bis gleich.“
    Gehring war schon auf dem Weg nach draußen, als er innehielt und sich noch einmal umdrehte. Er ging auf den dicken Mann zu, der Karlos Anwesenheit in solch famosem Frankfurterisch dokumentiert hatte. Neugierige Menschen waren zwar eine Plage. Andererseits hatten sie ihm schon oft weitergeholfen, weil sie ständig ihre Nase in Sachen steckten, die sie eigentlich nichts angingen. Er zog eine Visitenkarte aus der Brieftasche und hielt sie dem Dicken aufmunternd vor die Nase.
    „Hier, mein Herr. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, zögern Sie nicht, mich anzurufen.“
    Das runde Gesicht über dem blauen Blazer begann förmlich vor Eifer zu glühen. Er legte Gehrings Karte vor sich auf den Tisch, griff geschäftig in die linke Innentasche eines Blazers und zog ein Ledermäppchen hervor. Geschickt zauberte er eine Karte heraus, klemmte sie zwischen Zeige- und Mittelfinger und überreichte sie Gehring mit großer Geste.
    „Hier, Herr Kommissar. Dess is mei Adress. Wenn sie misch noch brauche täte. Vielleischt brauche Sie ja noch en Zeusche. Unn wenn mir noch was eifällt, dann meld isch misch. Ihr sacht ja immer, mer soll Zivilkurasch zeische, odder?“
    „Ja, da haben Sie bestimmt recht.“
    Gehring rang sich ein freundliches Lächeln ab. „Vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft.“
    Er betrachtete im Gehen die Karte.
Gregor Schwetzer, Knöpfe, Reißverschlüsse, Accessoires
. Der Name passte.
    Das Gespräch zwischen Jeannette und ihren Rhöner Freunden kam nicht mehr so recht in Gang. Eine beklommene Stimmung hatte sich ausgebreitet, nicht zuletzt durch die betrübliche Vermutung, Karlo stecke hinter diesem ganzen Chaos.
    Jeannette hatte allen Grund, beunruhigt zu sein. Vor allem, seit sie beobachtet hatte, wie ihr gemeinsamer Bekannter Karl Einser zum Notarztwagen getragen wurde. Nervös schaute sie immer wieder um sich. Da blieb ihr Blick plötzlich am letzten Tisch in der linken Ecke des Salons hängen.
    Komisch! Sie hatte doch selbst mit angesehen, wie die Frau des Detektivs das Schiff verlassen hatte. Und das ziemlich wütend. Jeannette rieb sich die Augen. Da hinten, links in der Ecke, ein Glas Wein vor sich auf dem Tisch, saß eine Frau im grünen Kostüm: Beate Wurm.
    –
    „Todesursache? Wie ist es denn passiert?“ Gehrings Frage klang routinemäßig. Der Mann von der Spurensicherung überlegte und zuckte mit den Schultern.

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