Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
zu groß für mich. Und zu teuer. Das kann ich nicht bezahlen. So viel verdiene ich nicht … weißt du, mein Job …“, versuchte er zu erklären, bevor Joe ihn unterbrach.
Karlos alter Kumpel schüttelte heftig den Kopf und machte mit den Händen eine beschwichtigende Bewegung.
„Nein, nein, das läuft schon. Mach dir keine Gedanken. Ich hab da was für dich. Du sollst nur einen kleinen Job für mich machen, ganz easy, und da …“
Karlo fuhr ihm schroff ins Wort.
„Also nein, Joe, nein! Ich bin da raus. Ich mache keine krummen Dinger mehr, ganz bestimmt nicht. Es gab im letzten Jahr genug Ärger und die Bullen hier haben mich ohnehin schon auf dem Kieker.“
Im Verlauf der Unterhaltung konnte Karlo drei Zimmer inspizieren. Bis auf die Küche war keines vollständig eingerichtet. Das erste Zimmer wurde von einem gigantischen offenen Kamin beherrscht. Davor lag ein riesiges Fell. Er bewunderte noch das Gestell mit dem kunstvoll geschmiedeten Kaminbesteck. Nun stand er vor der letzten Tür und stieß sie auf.
Das Schlafzimmer. Aber was für eins!
Ein brandneuer, hochfloriger Teppichboden. Vor dem Bett ein teuer aussehender Teppich. Ein zornig blickender Tiger war kunstvoll darauf eingewebt.
Karlo schaute an die Decke. Über dem breiten Luxusbett hing ein großer runder Spiegel.
Dann fiel sein Blick auf eine Art Kommode unter einem der Fenster. Ein goldfarbiger Abroller, auf dem eine Rolle Küchenkrepp steckte, stand darauf. Daneben thronte eine große Drachenfigur aus Metall. Karlo macht einen Schritt auf die Kommode zu, nahm die Figur in beide Hände und betrachtete sie. Der Drache war schwer, er vermutete Messing, Bronze oder etwas in der Art. Dann schaute er hoch, immer noch die Figur in der Hand.
„Verflucht, Joe, was soll ich hier für dich machen? Soll ich für dich anschaffen oder was? Was ist das denn für eine Bude?“
Geballter Zynismus schwang in Karlos Frage mit.
Joe ging mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck auf Karlo zu, nahm ihm den Drachen wieder aus der Hand und stellte ihn zurück auf die Kommode. Dann lachte er freudlos auf.
„Das hier ist nicht der Rentnerstrich, Alter, quatsch keinen Mist. Also hör zu: Erstens mal ist das hier nicht deine Wohnung, die liegt noch ein Stockwerk höher. Und zweitens sollst du keine krummen Dinger für mich machen. Nein, es handelt sich eher um so eine Art, sagen wir mal: Gefallen. Du kannst mir ein wenig zur Hand gehen und kriegst dafür die Wohnung für allerkleinstes Geld.“
Siegessicher fixierte er Karlo.
„Und jetzt komm mit, wir gehen nach oben. Ich zeige dir deine neue Bleibe. Du wirst begeistert sein.“
Karlo zuckte mit den Schultern und trat hinter Joe ins Treppenhaus. Gemeinsam stiegen sie in den letzten Stock.
Joe zückte einen Schlüsselbund und öffnete. Mit großer Geste wies er Karlo den Weg ins Innere.
„Schau dich nur um. Ist alles vom Feinsten. Da kannst du einfach nicht nein sagen.“
Karlo staunte nicht schlecht, als er sich umschaute. Die Wohnung lag zwar unter dem Dach und wies teilweise schräge Wände auf. Sie besaß aber ebenfalls vier Zimmer mit Küche und Bad und war relativ geräumig. Das Beste allerdings war der Balkon nach Osten mit tollem Blick zum Main hin, der über die gesamte Hausbreite verlief und von nirgendwo einsehbar war. Zwei große Fensterflügeltüren gewährten Zugang zu diesem luftigen Freisitz. Überdies war alles mit relativ neuen Einrichtungsgegenständen möbliert, nicht ohne Geschmack und gar kein Vergleich zu seiner momentanen Wohnsituation im Garten des Motorradclubs.
Karlos Misstrauen befand sich langsam, aber sicher auf einer Art geordnetem Rückzug.
Es schoss ihm jedoch ein ganz anderer, ein verlockender Gedanke durch den Kopf. Was wäre, wenn Jeannette diese Wohnung sehen würde? Vielleicht würde sie sich überlegen, wieder mit ihm … doch schnell verwarf er den Gedanken an seine Ex-Freundin, die nach wie vor Verwirrung in seinen Gefühlen stiftete. Um im selben Moment doch wieder zu ihm zurückzukehren. Karlo versuchte krampfhaft, emotionslos zu denken.
„Also gut, Joe, lass mal die Hosen runter. Was soll ich tun? Und was kostet mich die Bude hier?“
Die Hände tief in die Hosentaschen gestopft, schaute er den alten Bekannten mit – wie er glaubte – gut gespielter Lässigkeit an.
Der grinste breit.
„Na siehst du, so gefällst du mir schon besser.“
Joe schien seiner Sache sicher.
„Also“, begann er eifrig, „was da unten in der Wohnung gemacht wird, hast du
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