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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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und die Hälfte von dem, den wir meiner Mutter bestellt hatten, ausgetrunken, als sie plötzlich aufgeregt hereinstürmte.
    »Wo warst du so lange?«, fragte mein Vater leicht gereizt.
    »Ihr werdet nicht glauben, wen ich gerade getroffen habe!«, rief meine Mutter und zwängte sich neben mich.
    »Wen denn?«
    »Radha Kapoor!«
    »Wer ist Radha Kapoor?«, fragte ich.
    » Radha Radha?«, sagte mein Vater.
    »Ja! Ich hab versucht, sie mitzubringen, aber sie stand im Halteverbot und musste schnell weiter.«
    »Das ist Rhada, wie sie leibt und lebt! Freut mich, dass sie sich in der ganzen Zeit nicht verändert hat. Mein Gott, es ist Ewigkeiten her, seit ich diese Frau das letzte Mal gesehen habe.«
    »Wer ist Radha Kapoor?«, wiederholte ich.
    »Radha war eine meiner besten Freundinnen an der Uni in Bombay«, sagte meine Mutter. »Wir haben alles zusammen gemacht. Sie war wie … wie meine Gwyn, kann man sagen.«
    »Echt?«, sagte ich nun interessiert, weil Gwyns Name gefallen war.
    »Was in aller Welt macht sie denn hier?«, fragte mein Vater.
    »Sie ist vor kurzem in die Gegend gezogen, und du wirst nicht glauben, wo sie wohnt: im letzten Haus auf der Lake View!«
    »Aaray baapray!«, rief mein Vater. »Das wird ein Spaß, sie wiederzusehen. Und, war Samish auch dabei?«
    »Nein, er muss noch irgendwas Geschäftliches in Indien abwickeln. Aber …«
    Meine Mutter sah uns verschmitzt an.
    »Sie ist mit ihrem Sohn hier.«
    »Mit ihrem Sohn?« Plötzlich war mein Vater noch interessierter, als er es ohnehin schon war.
    »Mit ihrem Sohn. Er ist kaum älter als Dimple.«
    »Kaum älter als Dimple«, echote mein Vater wie ein Papagei.
    »Und er studiert an der New York University – Informatik und Sanskrit.«
    »Und Sanskrit.«
    »Und er ist Single«, sagte meine Mutter nun mit vollkommen triumphierender Stimme.
    »Single! Dimple, hast du das gehört?«
    »Ich sitz direkt neben euch«, sagte ich.
    »Also, wir müssen sie unbedingt zum Chai einladen«, sagte mein Vater. »Was meinst du, Dimple?«
    Äh, ähm – mir passte das gar nicht, in welche Richtung diese Unterhaltung driftete. Die Verkupplungstour war mal wieder angesagt. Seit meine Eltern die Nachricht erhalten hatten, dass Meera Maasi und Dilip Kaka im fernen Indien Sangitas Hochzeit arrangierten, machten sie eine Bemerkung nach der anderen (wie schön es doch sei, diese Tradition aufrechtzuerhalten, und wie nett es doch wäre, einen passenden indischen Jungen für mich zu finden), und plötzlich schien es, als riefen sie alle ihre Freunde mit Söhnen an, nur um mal Hallo zu sagen. Bis jetzt hatte das noch nichts gebracht. Und meine Eltern hatten keine Ahnung, dass ich morgen alles unternehmen würde, um Julian zu kriegen – meine Motivation war nun sogar größer denn je.
    »Ich bin erst sechzehn«, erinnerte ich sie.
    »Vor ein paar Minuten im Style Child warst du schon fast siebzehn«, konterte meine Mutter. »Im Übrigen darf man Tee ohne Altersbegrenzung trinken. Du wirst damit schon fertig. Es wird dir nicht schaden, Radha kennen zu lernen.«
    »Na, dann lad doch auch nur Radha ein«, sagte ich. »Und sowieso: Wenn sie wie Gwyn war, wie kommt's, dass du noch nie von ihr erzählt hast?«
    »Ach, ich weiß nicht. Wir haben uns im Lauf der Zeit aus den Augen verloren. Sie war in Indien ziemlich beschäftigt, und ich war ziemlich beschäftigt mit, ähm, Amerika.«
    Sie betonte Amerika , als handele es sich dabei um einen Intensivkurs im Glasblasen.
    »Radha Kapoor«, sagte mein Vater.
    »Radha Kapoor«, nickte meine Mutter. Sie starrten sich an, lächelten und schüttelten die Köpfe und ich war vollkommen außen vor. Ich hätte gern meine Kamera dabeigehabt, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass selbst die beste Kamera der Welt nicht dort hinsehen konnte, wo die zwei hinsahen.

4. KAPITEL
Die Mischung macht's
    Als ich am nächsten Morgen aus der Dusche kam, war Gwyn bereits da. Das heißt, sie war nicht nur da, sondern hatte bereits den gesamten Inhalt meines Kleiderschranks auf beide Betten verteilt.
    »Gwynnie!«, rief ich. »Ich dachte, du wärst in New York.«
    Um die Wahrheit zu sagen, war ich ziemlich erleichtert, sie zu sehen. Ihre Anwesenheit erinnerte mich daran, dass ich das Abenteuer heute Nacht nicht allein bestehen musste.
    Sie warf die Arme in die Höhe und lachte, dass man ihre strahlend weißen Zähne sah.
    »Ich bin hier zur Inspiration. Dyl hat mir Bescheid gesagt, dass er im Stau steht – also hab ich mir gedacht, ich komm vorbei und

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