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Karma Girl

Titel: Karma Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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Dimple«, sagte sie.
    Damit ging meine Mutter aus dem Zimmer. Gwyn sammelte ihre Sachen zusammen und ich brachte sie zur Haustür. Schließlich stellte ich ihr die Frage, vor deren Antwort ich den größten Bammel hatte:
    »Gwyn, woher willst du wissen, dass er mich überhaupt mag?«
    »Er wird dich mögen«, sagte sie mit fester Stimme. »Sei einfach du selbst und es wird klappen.«
    Sie hüpfte von der Veranda und drehte sich um.
    »Und trag auf jeden Fall ein Bindi«, sagte sie. »Er steht auf diese indischen Sachen.«
    »Aber das ist doch gar nicht mein Stil!«
    »Natürlich ist das dein Stil. Du bist doch Inderin, oder etwa nicht? Und vergiss vor allem deinen neuen kleinen Ausweis nicht – du wirst ihn heute Abend brauchen, das verspreche ich dir.«
    Schon war sie fort. Ihre Abgänge waren immer schnell und sauber, so wie bei einem professionellen Dieb; ihre Auftritte dagegen waren so plötzlich und rätselhaft wie bei einem Engel.

5. KAPITEL
Wenn man alles doppelt sieht
    Im selben Moment, als ich mich hinters Lenkrad klemmte, brach mir der Schweiß aus. Der Mantel, den ich mir angezogen hatte, um den Minirock vor meinen Eltern zu verbergen, war wohl doch ein bisschen zu warm bei dieser Hitze.
    »Vergiss nicht, die Spiegel zu überprüfen«, sagte mein Vater.
    Keine Bange, das tat ich bereits: und zwar, um mein Make-up zu überprüfen. Hatte ich vielleicht zu viel aufgelegt? Hier draußen im Tageslicht sah es so aus, als hätte ich doch ein bisschen damit übertrieben. Mein Vater schaute mich auch schon seltsam an, was nur dazu führte, dass noch mehr Schweißperlen auf meiner Stirn auftauchten.
    »Ist was?«, fragte ich.
    »Ich weiß auch nicht«, sagte er, »aber ist alles okay mit dir? Wieso ziehst du nicht deinen Mantel aus? Warum trägst du überhaupt einen Mantel bei dieser Hitze?«
    »Weil mir kalt ist.«
    »Aber du schwitzt ja. Wie kann dir da kalt sein?«
    »Ist einfach so!«
    »Warum denn?«
    »Ist 'ne Frauensache«, sagte ich.
    Sofort saß er kerzengerade und hob die Hände, als wolle er sagen: Tut mir leid, dass ich das Thema angeschnitten habe . Seine Schüchternheit in diesen Dingen kam mir natürlich gerade recht, da fragte er wenigstens nicht weiter nach.
    Ich fühlte mich bereits ziemlich daneben und nun war auch er angespannt und verlegen. Dabei hatten wir noch nicht mal unsere Auffahrt verlassen. Als wir schließlich von unserer kleinen Seitenstraße auf die Hauptstraße bogen, hielt ich nach irgendwelchen Zeichen der Götter Ausschau, dass alles gut werden würde. Ich entschied mich dafür, dass die Farbe Rot Gutes bedeutete, und der eine oder andere Anblick machte mir durchaus Mut: ein Kinderwagen vor einem Haus, eine Frau mit rotem Rock, die ihre Einkaufstüten aus dem Kofferraum kramte, und zahlreiche Flaggen, die auf den Dächern wehten. Der Hinduismus hatte durchaus seine Vorteile: Mit seinen zahlreichen Gottheiten war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wenigstens einer gerade Dienst hatte.
    ★ ★ ★
    Ich wackelte durch den schäbigen Eingang der halbdunklen Mall und mittlerweile taten mir die Füße gründlich weh. Außerdem hatte ich das Gefühl, ich hätte unter den Achseln ein regelrechtes Loch in mein Top geschwitzt. Ein Student! Worüber sollte ich mich bloß mit einem echten Studenten unterhalten? Und ausgerechnet in einem weißen Plastik-Mini!
    Julian Rothschild hing allein bei den Blumenkübeln rum, mit den Fäusten in den Hosentaschen und kastanienbraunem Haar, das ihm wie bei einem Rockstar in den Nacken fiel. Bei ihm sah Alleinsein richtig cool aus. Und als ich begriff, dass er in der Realität sogar noch besser aussah als in meiner Erinnerung, begannen die Schmetterlinge in meinem Bauch zu tanzen.
    Wo waren bloß Gwyn und Dylan? Hätte ich nur darauf bestanden, auf jeden Fall zusammen zum Treffpunkt zu fahren. Julians Blick war jetzt geradewegs auf mich gerichtet und mir zog sich der Magen zusammen: Nun galt es also, sich vorzustellen. Ich fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut und verschanzte mich erst mal hinter einer der Palmen.
    Vielleicht nicht gerade der beste Einfall, wenn man eigentlich von sich ablenken wollte.
    Julian starrte mich nun direkt an und ihm schien etwas zu dämmern.
    »Bist du das?«, fragte er und kam zögerlich näher.
    »Äh … ja?«
    »Mensch, ich hab dich gar nicht gleich erkannt. Ist ja auch schon eine ganze Weile her, seit wir uns das letzte Mal unterhalten haben.«
    Hatten wir das jemals? Das musste wohl in einem vorherigen Leben

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