Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
umarmte sie kurz. »Vertrau auf Gott, dann bist du nie allein. Gott ist alles, was wir in dieser fremden Stadt haben.«
Die Serbin drehte sich um und huschte aus der Zelle; der Wächter verriegelte die Tür, Giuliana war wieder allein. Sie trank das Wasser direkt aus dem Krug, aß die Hälfte des Brotes und die Hälfte der Oliven. Den Rest sparte sie auf, wer wusste schon, wann sie das nächste Mal was zu essen bekam.
Ihre Liebe zu Amadeo stand unter keinem guten Stern. Im echten Leben waren sie gestört worden und in ihren Träumen auch; ausgeschlossen, jetzt dort weiterzumachen, wo Sulana sie unterbrochen hatte. Sie fürchtete sie sich vor dem, was Basin Farhaad ihr antun mochte.
Auf sein Klopfen hin wurde eine Klappe in der grün gestrichenen Tür geöffnet. Nur die Augenpartie und ein Stück olivfarbiger Haut waren dahinter zu sehen. Amadeo fragte auf Griechisch nach einer weiblichen Sklavin mit kupferfarbenem Haar, die aus Italien stammte.
»Hier gibt es keine Sklavinnen.«
Gelegenheit zu weiteren Fragen wurde ihm nicht gegeben, denn die Klappe wurde zugeschlagen. Das war das vierte oder fünfte Haus, in dem sie nachfragten. Seit den frühen Morgenstunden waren sie in der Stadt unterwegs. Nirgendwo hatte man sie anhören wollen. Hinter jeder dieser Mauern konnte Giuliana stecken, und er fand sie einfach nicht. Zum Teufel mit allen Osmanen, zum Teufel mit dem verräterischen Kapitän der Madonna di Tempesta, und dreimal zum Teufel mit Pietro Zianello, sollte er in den tiefsten Tiefen der Hölle schmoren. Amadeo schlug mit der Faust gegen die Hauswand. Der Schmerz tat ihm gut.
»Wir fangen es falsch an«, sagte Bernardo.
»Was schlägst du vor? Uns in ein Teehaus setzen, Schach spielen, eine Schale des bitteren Getränks nach der anderen schlürfen und hoffen, zufällig etwas zu erfahren?« Er konnte den Hohn nicht aus seiner Stimme heraushalten.
»Besser helfen wir dem Zufall nach.«
»Was willst du machen?«
»Komm mit.«
Bernardo führte ihn auf einen Basar, und als sie ihn wieder verließen, musste sie jeder für Griechen im Dienste eines osmanischen Haushalts halten. Ihre Haare waren eingeölt, Stiefel, Hosen und Schwerter verschwunden, die Wämser auch, stattdessen trugen sie bis zum Boden reichende Gewänder und Sandalen.
»Was soll das werden?« Amadeo zupfte an dem grob gewebten Stoff.
»Sprich nur Griechisch oder lass am besten mich reden.« In einem überraschend perfekten Griechisch hatte Bernardo das gesagt.
Nicht weit vom Basar entfernt wohnte einer der Händler, den die Familie kannte und der auch Sklaven verkaufte. Bernardo steuerte darauf zu und klopfte an. Dem Diener hinter der Klappe stellte er sich als Dimitrios vor, der im Auftrag seines persischen Herrn unterwegs sei, um eine Frau zu suchen, damit sie seinem Herrn die Stunden versüße.
»Geld spielt keine Rolle«, fügte er als Letztes hinzu.
Halb wartete Amadeo darauf, dass ihnen wieder die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde.
»Mein Herr nennt einige Frauen sein eigen, eine schöner als die andere. Wenn Ihr sie sehen wollt.«
Die Tür wurde geöffnet, sie wurden in einen Hof geführt, wo sie durch ein Gitter hindurch die Frauen betrachten durften.
Giuliana war nicht darunter, das sah Amadeo sofort.
»Sie ist nicht dabei, nicht war?«, fragte Bernardo leise neben ihm.
»Nein.«
»Schau die Frauen trotzdem an, als würdest du dich für sie interessieren, sonst ist der Mann beleidigt.«
Er wäre am liebsten davongestürmt und hätte sein Glück bei dem nächsten versucht, aber weil Bernardo unerwartete Kenntnisse über die Händler Istanbuls zu haben schien, vertraute er dessen Urteil und fügte sich. Die Zeit verrann zäh, und ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Bernardo sich endlich wieder an den Osmanen wandte.
»Es tut mir leid, mein Herr sucht ein sehr spezielles Mädchen. Sie soll aus dem Westen kommen, die Mädchen sollen dort sehr viel Geist und Witz besitzen. Davon möchte er sich überzeugen.« Bernardo klang angemessen bedauernd.
»Diese mit den braunen Locken stammt von der Insel Kreta«, bot der Osmane an.
Bernardo schüttelte den Kopf. »Weiter westlich. Italien, Frankreich, Deutsches Reich.«
»Damit kann ich nicht dienen, nicht im Augenblick. Gebt mir drei Monate Zeit.«
»Unser Herr ist ungeduldig und hat uns zur Eile gemahnt. Wir dürfen ihm nicht sagen, er müsse drei Monate warten.«
Amadeo hatte genug von diesem Gerede, er zog sich den rechten Zeigefinger über den Hals, um anzudeuten,
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