Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
was ihr Herr mit ihnen machen würde. Diese Geste besagte alles und beendete das Gespräch.
»Woher weißt du so viel über Sklavenhandel im Osmanischen Reich?«, fragte er den Freund, als sie wieder auf der Straße standen.
»Weil ich nicht nur der saufende und herumhurende Spaßvogel bin, für den mich alle halten – du eingeschlossen. Meine Familie kann sich nicht mit deiner messen, was Macht und Reichtum angeht, aber wir Filiasis sind auch nicht ohne. Zumindest hat es gereicht, mir ein vernünftiges Griechisch beizubringen und den Gedanken, dass man mit List manchmal weiter kommt als mit dem Schwert.«
Amadeo war beschämt und umarmte seinen Freund. »Du hast wahr gesprochen. Ich bin froh, dass du mich begleitest. Du machst mir Mut, wenn ich es am nötigsten brauche. Zusammen werden wir sie finden.«
Sie wurde in den gleichen Innenhof gebracht, in dem sie Basin Farhaad das erste Mal gegenübergestanden hatte. Weder Mimi noch Sulana waren bei ihr, nur der schweigsame Wächter. Diesmal musste sie nicht auf ihren Herrn warten. Von seinem Gefolge umgeben und unter einem Baldachin stehend, schaute er ihr finster entgegen.
»Fliehen wolltest du. So vergiltst du mir, was ich für dich getan habe. Die besten Lehrer habe ich dir besorgt, trotzdem bist du undankbar.«
Sie antwortete nicht, sondern warf den Kopf in den Nacken und sah ihm geradewegs in die Augen.
»Du musst noch viel lernen über unser Leben, sonst wüsstest du, dass du niemals auf eine solche Weise aus einem Serail entkommen kannst. Du wurdest in dem Moment entdeckt, als du auf das Dach gestiegen bist. Ein Serail ist gut bewacht, denn jeder Mann schützt, was ihm teuer ist.«
Basin Farhaad sprach Osmanisch, und niemand übersetzte für sie. Giuliana musste ihre wenigen Brocken dieser Sprache zusammenkratzen, um ihn halbwegs zu verstehen. Sie erwiderte nichts.
»Wie soll ich dich bestrafen?«, fragte er sie nachdenklich und stützte das Kinn in die Handfläche.
Sie würde ausgepeitscht werden wie Marcello an Bord der Madonna di Tempesta. Innerlich zitterte sie bei dem Gedanken an die Schmerzen der Peitschenhiebe, äußerlich gab sie sich unerschrocken.
»Warum sagst du nichts? Warum verteidigst du dich nicht?«
»Ihr habt das Urteil über mich längst gefällt.«
»Du bist nicht dumm, dir wird doch ein Weg einfallen, dich herauszureden. Frauen handeln so. Also werf dich mir zu Füßen und flehe um dein Leben.«
»Ich fürchte nicht um mein Leben.«
»Stolz und Hochmut. Ist es das, was italienische Frauen einem Mann zu bieten haben? Arme italienische Männer.«
Einer aus seinem Gefolge lehnte sich vor und flüsterte Basin Farhaad etwas ins Ohr.
»Du bettelst um die Peitsche, sagt er mir.« Auf einmal lachte der Sklavenhändler auf. »Ich vergaß: Die Peitsche gefällt dir. Du wünschst dir den Schmerz. Was für andere eine Strafe ist, ist für dich Lust.«
In seine Augen war ein Glitzern getreten. Das jagte Giuliana mehr Angst ein als alles andere.
»Bringt sie …«
Wohin verstand sie nicht, und sie hatte auch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Zwei Wachen packten sie und schleiften sie vom Hof.
Der Raum, in den sie gebracht wurde, war kahl bis auf ein paar Waffen, die an den Wänden hingen, einem Wandschrank, und von der Decke hing eine Kette herunter. Die Enden dieser Kette schlossen die Wächter um ihre Handgelenke. Danach ließen sie sie allein.
Die Peitsche würde ihre Strafe sein. Giuliana biss sich auf die Lippen. Die Kette war so kurz, dass sie gerade noch stehen konnte, ihre Schultergelenke begannen bereits, zu schmerzen.
Bevor die Schmerzen unerträglich wurden, trat Basin Farhaad ein. Er hatte seine Robe gegen das einfache Hemd und die Hose einer Wache getauscht und trug eine aufgerollte Peitsche in der Hand. Er durchmaß den ganzen Raum, ohne sie zu beachten. Sie würde nicht das Schweigen brechen und als erste etwas sagen. Bei Gott, sie wollte nicht klein beigeben.
»Wie fühlst du dich, hochmütige Italienerin?«
Sie schwieg.
»Du sagst nichts. Von den Frauen deines Landes erzählt man sich doch, ihr Mund sei unaufhörlich in Bewegung.« Er trat hinter sie, strich ihr mit dem Peitschenstiel über die Schultern und die Arme. Sie erschauderte unter der Berührung.
Mit einem Ruck riss er ihr das Gewand vom Leib. »Freust du dich auf die Peitsche?«
Er trat zurück, und dann küsste die Schnur ihren Rücken. Es war nicht mehr als ein kleiner Stich, er entlockte ihr ein Stöhnen. Vor Schreck. Vor Lust. Vor
Weitere Kostenlose Bücher