Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
versuchte so männlich wie möglich zu wirken. Das war im Moment ihr einziger Schutz.
»Wohin, woher, was und warum! Fragen, nichts als Fragen, darin sind alle Venezianer gleich. Wir sind freie Händler, wer mit uns unterwegs sein will, braucht Mut und Abenteuerlust.«
»Ich will nicht mit euch unterwegs sein.«
Der Kapitän redete weiter, als hätte sie nichts gesagt. »Wenn du weiterhin so störrisch bist, können wir dich auch fesseln oder ins Wasser werfen.«
Ihr fuhr der Schreck in die Glieder, denn sie konnte nicht schwimmen; aber sie schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen.
»Jetzt schweigt dieser Knabe.«
»Niemand wird für mich ein Lösegeld zahlen.«
»Du irrst. Wir haben unser Geld schon. Ein nettes Sümmchen für so einen mageren Kater wie dich.« Der Kapitän strich sich über eine Stelle an seiner Hüfte, wo sein Gürtel über dem Bauch spannte. »Genug geredet. Ein Schiff ist keine Schwatzbude. Du kannst dich ruhig verhalten und an Deck bleiben …«
In diesem Moment sah sie eine Lücke im Kreis der Männer und stürmte darauf zu. Sie kam bis zur Reling, beugte sich darüber. Das Wasser gurgelte tief und schwarz unter ihr. Von hinten wurde sie gepackt und herumgerissen.
»… oder wir können dich gefesselt unter Deck werfen.«
Sie kämpfte, um sich von den sie umklammernden Armen zu befreien. Die Hände legten sich auf ihre Brust. Ein anderer Seemann stellte ihr ein Bein, sie stürzten alle drei und rollten über das Deck. Viel zu viele Hände tatschten auf ihr herum, eine geriet zwischen ihre Beine, tastete dort herum. Giuliana versteifte sich.
Die Hand blieb einen Moment liegen und wurde dann jäh zurückgezogen. Der Besitzer sprang auf. »Das ist kein Kerl!«
Sein Italienisch klang weicher als das des Kapitäns, aber genauso fremd.
»Das ist ein Mädchen!«
Der andere Mann ließ ebenfalls von ihr ab, aber er belauerte sie, bereit, sich bei der allerkleinsten unbedachten Bewegung wieder auf sie zu werfen. Giuliana richtete sich keuchend auf, die Hände verschränkte sie vor der Brust, die Beine presste sie fest aneinander.
»Was sagst du da?«, schrie der Kapitän mit Donnerstimme.
»Das ist kein Kerl, der hat keinen Schwanz zwischen den Beinen.«
»Ein Eunuch?«
»Quatsch, ich bin genauso ein Kerl wie jeder hier.« Zur Bekräftigung ihrer Worte spuckte Giuliana aus.
»Ich kann fühlen, ob einer einen Schwanz hat oder nicht. Der ist da unten ein Weib, damit kenne ich mich aus.« Der Mann machte eine dreckige Geste und blickte sich beifallheischend um. Giuliana stand auf, lehnte sich mit zitternden Beinen an die Reling. Sie brauchte einen Ausweg – sofort.
»Ich kann einen Eunuchen erkennen, wenn ich einen vor mir sehe«, sagte großspurig der Kapitän. »Zieht ihr die Kleider aus, damit wir sehen, was sich darunter verbirgt.«
»Nein!«, kreischte Giuliana. »Wenn einer näher kommt, springe ich.«
»Hört sich nach einem Weib an«, riefen mehrere Seeleute.
Sie sahen alle zufrieden aus in der Erwartung eines besonderen Schauspiels. Giuliana sprang natürlich nicht, als zwei Seeleute auf sie zukamen.
Die beiden zogen ihr das Wams aus, und obwohl sie sich wehrte, hatte sie keine Chance. Das Hemd folgte, und dann überkam die beiden ein Moment des Zögerns – sie machten sich erst über ihre Stiefel her.
»Nicht so schüchtern, ihr beiden Herzchen«, wurden sie von ihren Kameraden angefeuert.
Sie strampelte und wehrte sich, als die Männer sich an ihrer Hose zu schaffen machten, ein dritter aus der Mannschaft musste zu Hilfe kommen. Giuliana fror, als sie im Unterzeug auf dem Deck stand. Sie konnte kaum noch verbergen, was sie in Wirklichkeit war.
Das Hemd fiel, ihr Brustband wurde sichtbar und rief einige erstaunte Ausrufe hervor. Sie stand längst nicht mehr an der Reling, sondern wieder mitten zwischen den Männern. Wohin sie sich auch drehte und wendete, immer war sie deren Blicken ausgesetzt. Einer sprang vor und zog an dem Band. Sie genossen das Schauspiel. Der Stoff wickelte sich ab, und im Nu waren ihre Brüste nur noch von ihren Händen bedeckt. Ihr wahres Geschlecht ließ sich nicht mehr verbergen; sie schaute in erstaunte und in lüsterne Gesichter. Manch einer leckte sich sogar die Lippen.
»Ein Weib.«
»Tatsächlich ein Weib.«
»Ein hübsches obendrein.«
Das waren noch die harmlosesten Bemerkungen, die sie sich anhören musste, andere beschäftigen sich in zotigsten Ausdrücken damit, was der Sprecher mit ihr machen wollte und wie ihr das gefallen
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