Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
würde, von vorn und von hinten, und dass der Mund einer Frau nur dazu da war, den Schwanz eines Mannes zu lutschen. Das und die Kälte jagten Giuliana einen Schauer nach dem anderen über den Leib.
»Und ich habe das nicht bemerkt, als ich bei dem – der da unten war! Hätte sie doch vor allen anderen haben können«, hörte sie die Stimme des Mannes, den sie umgerannt hatte, um von einer Hölle in die nächste zu fliehen.
Ihr wurde übel. Ein Sprung ins Meer wäre vielleicht das gnädigere Schicksal gewesen.
»Ich hole es mir jetzt.« Der Nuschler öffnete den Mund und ließ die Zunge kreisen. »Mein Name ist Marcello, du wirst ihn nie mehr vergessen.«
Die anderen grölten und klatschten Beifall.
»Sie ist nicht für dich allein, wir sind alle dran«, rief ein anderer.
»Eine Frau an Bord bringt Unglück, wir nehmen sie erst und werfen sie dann ins Meer«, verlangte ein dritter.
»Warum nicht anders herum?«, dachte Giuliana.
»Genau, aber erst haben wir Spaß. Ich als erster.« Das war wieder der Nuschler. Seine Zunge kreiste über sein zahnlückiges Gebiss, und er kam auf sie zu.
Sie schloss die Augen, als ließe sich so der Schrecken abwenden.
Das erwartete Angrapschen und die feuchte Zunge auf ihren Brüsten blieben aus, dafür zischte etwas durch die Luft, traf – nicht sie –, und jemand schrie auf. Giuliana öffnete die Augen wieder.
»Niemand rührt dieses Weib an«, brüllte der Kapitän abgehackt. Er hielt seine Peitsche schlagbereit in der Hand, und Marcello wand sich auf den Decksplanken.
Die Seeleute murrten, aber niemand wagte noch eine Bemerkung oder einen Schritt. Manche wandten sich sogar ab. Sie griff nach ihrem Hemd und bedeckte sich.
»Von einem Weib ist nicht die Rede gewesen,« grollte der Kapitän.
Die Gefahr, der ganzen Mannschaft zu Willen sein zu müssen, war vorerst gebannt, in Sicherheit war sie deshalb noch lange nicht; sie stand immer noch an Bord eines Schiffes mit unbekanntem Ziel zwischen lauter wilden Kerlen. Sie presste weiter die Hand auf ihre Brüste, als könne sie sie so verbergen, und zitterte im kalten Wind.
»Ein Weib an Bord bringt Unglück«, stellte ein Mann neben dem Kapitän sachlich fest. »Wir müssen sie loswerden, du siehst, wie sie aus braven Männern wilde Teufel macht.«
»Wir werden sie loswerden, aber nicht ans Meer, sondern so, dass sie uns einen Gewinn einbringt. Sind wir Kaufleute oder was?« Der Kapitän hatte die Stimme erhoben.
»Kaufleute«, grölte die Mannschaft zurück.
»Gebt ihr ihre Sachen zurück.«
Wams, Hose und Stiefel wurden ihr hingehalten. Sie schlüpfte schnell hinein und fühlte sich besser gewappnet gegen alles, was da noch kommen mochte.
»Auf nach Istanbul. Setzt die Segel, an die Ruder!«
Hektische Betriebsamkeit folgte auf diese Befehle. Die Männer rannten hierhin und dorthin, noch mehr Befehle wurden gebrüllt, teils wiederholt; die meisten davon waren Giuliana unverständlich, sorgten aber dafür, dass das Schiff Fahrt aufnahm.
Sie stellte sich vor den Kapitän. »Nein. Ich verlange, dass du mich nach Venedig zurückbringst. Ich habe Familie und einflussreiche Freunde dort. Du wirst nicht ungeschoren davonkommen, aber wenn du mich jetzt zurückbringst, lege ich ein gutes Wort für dich ein.«
»Wenn ich dich nicht zurückbringe, komme ich ungeschoren davon.«
Der Mann, der vorhin als einziger sachlich gesprochen hatte, war neben ihnen stehen geblieben. Jetzt runzelte er die Stirn. »Ist das wirklich die richtige Entscheidung? Wenn sie nun doch aus einer Familie mit Einfluss stammt … Venedig war immer einträglich für unseren Handel.«
»Genau. Mein Vater hat einflussreiche Freunde mit Zugang zum Dogen«, bekräftigte Giuliana.
Der Kapitän betrachtete sie nachdenklich, dann hatte er sich entschieden, und ein verächtliches Lächeln glitt über seine Züge. »Ein Weib, das sich als Junge verkleidet auf den Straßen herumtreibt, das ist vielleicht in finstere Machenschaften verwickelt, aber hat niemals einflussreiche Freunde. Ich sage dir, Aristides, mit Istanbul gehen wir kein Risiko ein.«
»Aber …«
»Hinter ihrem Gerede ist nichts. Du sollst nicht immer so viele Bedenken haben. Wäre ich nicht gekommen, würdest du immer noch auf einem steinigen Berg Ziegen hüten, mit Mist zwischen den Zehen und nichts anderem zu beißen als hartem Brot. Stattdessen stehst du auf der Madonna di Tempesta als mein Stellvertreter und nennst eine Truhe voll Gold dein eigen. Wir sollten einen Jungen an Bord
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