Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Oliver
Vom Netzwerk:
zugestoßen, ich spüre es in meinem Herzen. Immer habe ich für sie wie eine Mutter gefühlt.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Was weißt du schon«, fuhr er auf, obwohl seine Wut schon zum größten Teil verraucht war. »Wir müssen sie suchen. Als erstes gehen wir zu dem Bader.«
     
    Das Geschäft des Baders lag nur einen Katzensprung entfernt in der Calle Delle Erbe und war so früh am Morgen noch geschlossen. Er hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür.
    »Denk daran, wir suchen Giulio, deinen Sohn«, flüsterte Ana ihm zu, als sich von der anderen Seite Schritte näherten.
    Der Bader war einen ganzen Kopf kleiner als er, hatte eine spiegelnde Glatze und einen vollen Bart. Er hielt eine rußende Kerze in der Hand und blickte aus berechnenden Augen zu ihm auf.
    »Es ist noch geschlossen. Oder handelt es sich um einen Notfall?«
    »Ich suche meinen Sohn. Er war gestern bei dir.«
    »Eine Menge Leute kommen jeden Tag zu mir, weil sie ihre Bärte rasiert oder ihre Köpfe geschoren haben wollen oder weil ihre Zähne sie quälen.«
    »Du kennst mich und meinen Sohn.« Alvise hatte Mühe, den Mann nicht zu packen und zu schütteln. Er war mehrmals zum Rasieren bei Meister Samuele gewesen.
    »Dich kenne ich, Il Sasso , aber deinen Sohn …«
    »Er hatte gestern Zahnschmerzen und war hier, damit du ihm hilfst.«
    »Gestern habe ich zwei Zähne gezogen. Keinem bei einem jungen Mann, der dein Sohn sein könnte. Tut mir leid.«
    Er wollte es nicht glauben, beschrieb Giulio und seine Kleidung in allen Einzelheiten. Ana ergänzte, wenn sie mit seinen Worten nicht zufrieden war, aber immer schüttelte Meister Samuele den Kopf.
    »Wenn ich bei einem Christenheiligen schwören dürfte, würde ich es tun. Dein Sohn war nicht bei mir, nicht gestern und auch an keinem anderen Tag davor. Versuch es bei einem anderen Bader.«
    Ana schnaubte. »Was er sich erdreistet.«
    »Wie meinst du das?«, wollte er wissen, als sie Meister Samueles Geschäft den Rücken kehrten. »Ich werde sie bei allen Badern Venedigs suchen, wenn es sein muss.«
    »Er hat angedeutet, dein Sohn könnte bei einer Liebsten sein. Es ist eine Frechheit.«
    Anas Bedenken waren ihm egal, Hauptsache er konnte sein kleines Mädchen wieder in die Arme schließen. Im Laden eines weiteren und auch im Laden eines dritten Baders erhielt er die gleiche Auskunft wie bei Meister Samuele. Der vierte lag mit einem Fieber danieder, seine Baderstube war seit Tagen geschlossen.
    Mehr Bader gab es im Sestiere Cannareggio nicht, sie weiteten ihre Suche nach San Marco und San Polo aus. Die fahle Märzsonne stieg höher, das Ergebnis blieb dasselbe. Am Ende musste Alvise einsehen, dass er Giuliana auf diesem Wege nicht finden würde; sie war gar nicht bis zu einem Bader gekommen.
    Sie war auch in der Zwischenzeit nicht zu Hause eingetroffen. Dort herrschte Grabesstille. Er legte die Arme um Ana und stützte das Kinn auf ihrem Scheitel ab.
    Wie hatte es so weit kommen können?
    »Ich gehe zur Quarantia Criminale.«
     
    Der Schreiber in der Quarantia Criminale wollte gerade die Tür zusperren, als Alvise Tasso mit Ana im Schlepptau hereinstürmte. Der Riegel flog dem Schreiber aus der Hand, und sein Blick verdüsterte sich.
    »He, für heute ist hier Schluss.«
    »Meine To … äh – mein Sohn ist verschwunden. Ihr müsst was unternehmen.«
    »Heute nicht mehr, kommt morgen wieder.«
    »Mein Sohn ist seit gestern Abend verschwunden. Ich lasse mir nicht sagen: Kommt morgen wieder.«
    In Venedig gab es Gesetze, jeder – vom Bettler bis zum Dogen –hatte Rechte, das wusste er. Und eines davon war der Schutz vor Gewalt. Wenn Verbrechen in der Quarantia angezeigt wurden, mussten Ermittlungen aufgenommen werden, es musste nach Schuldigen und Vermissten gesucht werden, nicht selten wurde auch der geheimnisvolle Rat der Zehn eingeschaltet.
    Breitbeinig stellte Alvise sich mitten in den Raum. »Ich will einen Verantwortlichen sprechen«
    »Ich bin verantwortlich.« Der Schreiber klang jetzt eingeschüchtert, nahm hinter seinem Stehpult Aufstellung, legte ein Blatt vor sich hin und tauchte eine Feder in ein Tintenfass. »Der Name Eures Sohnes, die Umstände seines Verschwindens. Hat er Feinde? Oder Freunde, bei denen er sich aufhalten könnte? Ihr stammt nicht aus Venedig, sondern aus …?«
    »Verona«, half Ana aus.
    »Könnte Euer Sohn dorthin zurückgegangen sein? Aus Heimweh, zu einer Buhle? Junge Leute haben oft die seltsamsten Ideen.« Der Schreiber war selbst noch ein junger

Weitere Kostenlose Bücher