Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
und er sah sie unglücklich an. »Du kannst es nicht.«
»Was, meinst du, wird passieren, wenn ich diesen Mann anfasse? Glaubst du Rands Geschichten jetzt etwa?
Denkst du, du hast mich irgendwie manipuliert und unsere Chemie ist nicht echt?«
»Ich werde mich nicht mehr unter Kontrolle haben, wenn du ihn berührst - das ist das Einzige, was ich weiß.
Der Dämon in mir wird sich erheben, und mein Geist wird in so viele Teile zerbrechen, dass ich sie nie mehr zusammensetzen kann.«
Shea fühlte, wie sehr er sich für seine unbegründete Eifersucht verachtete; sie fühlte die Angst, dass sie seine 456
Bitte ignorieren und etwas Furchtbares passieren könnte.
Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie wenig sie immer noch über die Art der Karpatianer wusste, doch sie spürte, dass Jacques in diesem Moment gereizt und mehr Tier als Mann war. Sie legte eine Hand auf seinen Arm und lächelte ihn an. »Warten wir lieber auf den Heiler.«
Jacques konnte fühlen, wie die Anspannung aus seinem Körper wich. »Das ist vielleicht keine schlechte Idee.«
Shea hob ihre Hand und streichelte mit den Fingerspitzen seinen Nacken. Die Massage war beruhigend und erregend zugleich. Jacques reagierte darauf, indem er sie an sich zog und seinen Mund hungrig auf ihren presste. Sein Kuss war besitzergreifend und fordernd. »Ich brauche dich jetzt, Shea. Mein Körper steht in Flammen, und ich habe höllische Schmerzen.
Wenn wir nicht bald allein sind, sterbe ich.«
Ihr Lachen klang gedämpft an seiner Brust. »Ich glaube, daran ist noch niemand gestorben.« Aber sie war sich nicht sicher. Auch ihr Körper brannte und sehnte sich nach der Vereinigung mit ihm.
Plötzlich tauchte Gregori auf. Er schnalzte leicht mit der Zunge und warf ihnen einen tadelnden Blick zu. Wie schuldbewusste Kinder fuhren sie auseinander.
»Byron wird noch sehr schwach sein, Jacques«, sagte der Heiler. »Vielleicht versucht er sogar, deine Hilfe abzulehnen. Er ist nahe davor, sich von uns abzukehren, und ist schon seit einiger Zeit gefährdet. Erzähl ihm von Ravens Kind und deiner Überzeugung, dass Shea ein Mädchen zur Welt bringen könnte«, riet Gregori leise.
»Du musst die Kontrolle über ihn bekommen. Ich konnte seinen Widerstand gegen unser Eingreifen spüren.«
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Jacques nickte. Erwünschte, Sheawäre nichtin Byrons Nähe, und da sie seine Gedanken las, zog sie sich ans andere Ende der Kammer zurück. Er übermittelte ihr seinen Dank und wandte sich seinem früheren Freund zu.Shea, die auf einmal sehr stolz auf ihn war, ließ ihn nicht aus den Augen. Er mochte es vielleicht nicht ertragen, dass sie einen anderen Mann berührte, aber diese Tatsache gefiel ihm selbst nicht. Und sie konnte spüren, wie entschlossen er war, Byron zu retten. Sie wusste, dass er sie nie anlügen könnte, nur um gut vor ihr dazustehen. Er versuchte nicht, seine dunkleren Seiten vor ihr zu verbergen, sondern wünschte sich vielmehr, dass sie einen Weg fand, ihn trotzdem zu lieben.
Und das tat sie. Sie verstand ihn vielleicht nicht ganz, doch sie liebte alles an ihm. Er lief nicht vor den Aufgaben weg, die er zu erfüllen hatte. Tag für Tag stellte er sich dem Dämon in seinem Inneren. Alles war so schnell gegangen, ein Ereignis war auf das andere gefolgt, und Shea hatte immer noch Mühe, all die neuen Informationen zu verarbeiten, aber die eine große Konstante war die Art, wie sich Jacques ihr gegenüber verhielt. Er war in jeder Beziehung ehrlich; er verheimlichte ihr auch nicht, wie sehr er sie brauchte.
Byrons Stöhnen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Männer, die sieh über ihn beugten. Gregori war regungslos wie eine Statue und konzentrierte sich völlig auf den geschundenen Körper. Jacques hielt sein Handgelenk an Byrons Mund. Sheas Magen krampfte sich zusammen, aber sie schaute nicht weg.
Byron sträubte sich und sah Jacques aus seinen 458
dunklen Augen flehend an.
»Du musst mein Blut nehmen. Die Frauen sind in Sicherheit; die Falle, vor der du uns gewarnt hast, hat nicht funktioniert.«
Jacques' Stimme klang wie leise Musik. Shea verschmolz mit seinem Bewusstsein, um ihn zu unterstützen. Sie spürte Jacques' Überraschung, als sich ihr Wille mit seinem vereinte, um Byron zum Nachgeben zu zwingen.
»Mikhails Frau erwartet ein Kind, ein kleines Mädchen«, fuhr Jacques leise fort. »Shea entstammt der menschlichen Rasse und ist in der Lage, weibliche Kinder zu bekommen. Jetzt gibt es Hoffnung auf eine Zukunft, Byron. Wir wollen, dass du
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