Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
brausten wie ein Sturm durch sie hindurch. Funken sprühten, und Shea begriff, was Chemie bedeutete. Fühlen, schlicht und einfach. Es gab nichts außer seinem Mund, der ihren eroberte und sie in eine Welt mitriss, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie existierte. Der Boden schwankte, und Shea klammerte sich an seine Schultern, um nicht zu den Wolken 93
hinaufzuschweben. Er fegte jeden Widerstand beiseite, forderte alles von ihr und nahm es mit hungrigem Verlangen. Dann war er in ihrem Bewusstsein, heiß, glühend und besitzergreifend. Sie gehörte ihm, nur ihm, und würde immer ihm gehören. Pure männliche Befriedigung.
Shea stemmte sich gegen seine breiten Schultern, fiel rücklings vom Bett auf den Boden und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. Sie starrten einander an, bis sich leise Belustigung in Sheas Bewusstsein stahl.
Männliche Belustigung.
Nichts zeigte sich auf seinem Gesicht, nicht das leiseste Flackern im Eis seiner Augen, aber sie wusste, dass er sie auslachte.
Es dauerte einen Moment, bis ihr auffiel, dass ihr Bademantel vorne auseinanderklaffte und ihm einen großzügigen Blick auf nackte Haut gestattete. Würdevoll zog Shea den Mantel zusammen. »Ich glaube, wir müssen hier gleich etwas klarstellen.« Shea, die auf dem Boden hockte und sich verzweifelt bemühte, wieder zu Atem zu kommen und ihr kochendes Blut abzukühlen, befürchtete, dass er sie nicht unbedingt ernst nehmen würde. »Ich bin deine Ärztin. Du bist mein Patient. Das hier. . . « Sie machte eine unbestimmte Handbewegung, während sie nach den richtigen Worten suchte. »So etwas ist unethisch. Und noch etwas: Ich habe hier das Kommando. Du befolgst meine Anweisungen, nicht umgekehrt. Mach so etwas nie, nie wieder, unter gar keinen Umständen!« Sie legte unwillkürlich einen Finger an ihre Unterlippe. »Es wäre nie dazu gekommen, wenn du mich nicht mit Gott weiß was angesteckt hättest -
wahrscheinlich wirklich mit Tollwut.« Sie starrte ihn 94
erzürnt an.
Er schaute sie einfach mit seinem irritierend stetigen Blick an. Shea, die unbedingt das Thema wechseln und über etwas Unverfängliches sprechen wollte, atmete tief ein und zog die Nase kraus. Er müsste eigentlich halb tot sein. Er müsste tot sein. Niemand sollte nach den Qualen, die er erlitten hatte, in der Lage zu sein, so zu küssen.
Noch nie, niemals, hatte sie je auf einen Mann so reagiert wie auf ihn. In ihrem ganzen Leben noch nicht. Die Wirkung, die er auf sie ausübte, war schockierend.
Plötzlich lag ein Glitzern in seinen Augen, irgendwo zwischen einer lodernden Flamme der Eifersucht und Erheiterung. Kein anderer Mann darfdich je dazu bringen, irgendwie aufihn anzusprechen. Das würde mir gar nicht gefallen.
»Hör auf, meine Gedanken zu lesen!« Ihre Wangen färbten sich feuerrot, und sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Das ist ein absolut unangebrachtes Gespräch zwischen Arzt und Patient.«
Mag sein, aber nicht zwischen uns.
Sie biss die Zähne zusammen und sprühte mit ihren grünen Augen Funken. »Halt die Klappe«, sagte sie grob
- und ein bisschen verzweifelt. Sie musste die Situation wieder in den Griff bekommen, aber er spielte einfach nicht mit. »Du brauchst ein Bad. Und dein Haar muss dringend gewaschen werden.« Shea stand auf und berührte leicht sein dichtes ebenholzschwarzes Haar, ohne sich bewusst zu sein, wie seltsam intim diese Geste war. »Du warst Nummer sieben. Ich frage mich, ob von den anderen jemand überlebt hat. O Gott, hoffentlich nicht! Ich habe keine Möglichkeit, sie zu finden.«
Als sie sich umdrehte, hielt er sie am Handgelenk fest.
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Was heißt >Nummer sieben
Shea seufzte. »Diese Männer, dieselben, die auch mich jagen, hatten Fotos von einigen ihrer Opfer, die sie vor ungefähr sieben Jahren umgebracht haben. Acht Leichen wurden gefunden, obwohl es wahrscheinlich mehr Opfer gibt, als irgendjemand ahnt. Man spricht von
>Vampirmorden<, weil die Opfer getötet wurden, indem man einen Holzpfahl in ihr Herz stieß. Das Bild mit der Nummer sieben warst du. Du.«
Seine Augen sahen sie forschend an. Hunger regte sich in ihr - oder in ihm? - und wurde zu einem scharfen, stechenden Schmerz. Er war so sehr Teil ihres Bewusstseins, dass sie nicht sagen konnte, ob er oder sie dringend Blut brauchte. »Weißt du, wie du heißt? Wie ist dein Name?«
Der Eindruck von Verwirrung entstand. Du kennst ihn.
Du bist meine Gefährtin des Lebens.
Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung.
»Gefährtin
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