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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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verzweifelt bemühte, die endlosen Magenkrämpfe zu unterdrücken. Ihre Qualen waren für ihn schlimmer als seine eigenen, und der Zorn über seine Hilflosigkeit wuchs, bis er alles andere überlagerte. Seine Fingernägel wurden zu langen, mörderischen Krallen und rissen Löcher in die Bettdecke. Draußen frischte der Wind auf, heulte vor den Fenstern und brauste durch die Bäume.
    Ein leises Knurren grollte in Jacques' Kehle und in seinem Geist und wurde zunehmend lauter. Sie wollte ihn schützen. Er war ein Mann seiner Rasse, dessen Pflicht es war, für das Wohl seiner Art zu sorgen, und sie litt Höllenqualen und lehnte seine Hilfe ab aus Angst, sie könnte irgendwie ihre Krankheit auf ihn übertragen. Er wusste, dass nur sie dieses Leiden traf, dass das Feuer, das in ihrem Inneren wütete, etwas Wichtiges war. Sie musste zu ihm kommen; er wusste nicht, warum, aber sein Instinkt, jede Zelle in seinem Körper forderte ihr Nachgeben.
    Du musst zu mir kommen. Ich kann nicht an dich heran.
    Für mich besteht keine Gefahr, kleiner Rotschopf. Ich muss darauf bestehen, dass du mir gehorchst. Es war ein gebieterisches Fordern, und seine Stimme, die einen hörbaren, stark an die Alte Welt erinnernden Akzent hatte, war leise, doch wie mit Stahl unterlegt. Gleichzeitig strich diese Stimme über ihre Haut, beruhigte sie und 87

    verhieß Hilfe.
    Im Badezimmer spritzte Shea sich kaltes Wasser ins Gesicht und spülte sich den Mund aus. Ihr blieben ein, zwei Minuten, bevor der nächste Anfall kam. Sie konnte die aufgewühlten Gefühle des Fremden spüren. Er war wütend, weil er nicht imstande war, ihr zu helfen, und wildentschlossen, zu ihr zu gelangen, falls sie auf seine Forderung nicht reagierte. Es erstaunte sie, dass er ihr helfen wollte. Dieses Verlangen war so stark, dass die Luft förmlich vibrierte.
    Shea wollte gern tun, was er verlangte, aber sie hatte Angst, ihn anzustecken. So wie ihr Körper vor Schmerzen pulsierte und sich verkrampfte, war sie sicher, dass es ihn umbringen würde. Trotzdem sehnte sie sich nach der Nähe und dem Trost eines anderen Lebewesens.
    Ich kann nicht zu dir. Du musst zu mir kommen. Seine Stimme war sehr tief und samtweich und ließ sich unmöglich ignorieren.
    Shea stieß sich von der Wand ab und taumelte ins Schlafzimmer zurück, kreidebleich und mit Ringen unter den Augen. Die Quetschungen und Wunden an ihrem Hals traten deutlich hervor. Sie sah so zart aus, dass er Angst hatte, sie würde zerbrechen, wenn sie noch einmal hinfiel. Er hielt ihr eine Hand entgegen und sah sie aus seinen dunklen Augen an, die fordernd und zärtlich zugleich blickten.
    »Wahrscheinlich habe ich von dir die Tollwut bekommen«, murmelte sie trotzig, aber schon kroch das Feuer an ihrem Rückgrat hinauf, erreichte ihre Nieren und breitete sich vom Gewebe auf Muskeln, Knochen 88

    und Blutbahnen aus.
    Komm jetzt! Ich kann deine Qualen keinen Moment länger ertragen. Wieder setzte er diesen bezwingenden Tonfall ein, sodass sie den überwältigenden Wunsch hatte, ihm zu gehorchen. Die Stimme schien in ihrem Geist widerzuhallen und sie weiter voranzutreiben, bis sie es zum Bett geschafft hatte, wo sie sich zusammenrollte, das Gesicht in den Kissen vergrub und auf den Tod hoffte.
    Seine Hand strich ihr sanft, beinahe zärtlich das schwere Haar aus dem Gesicht und berührte vorsichtig ihren Hals. Er bemühte sich, in seinem Gedächtnis Informationen zu finden. Irgendwo gab es einen Schlüssel, eine Möglichkeit, ihr Leiden zu beenden, aber genau wie seine Vergangenheit entschlüpfte ihm dieses Wissen. Er ließ sie im Stich, nachdem sie so viel durchgemacht hatte, um ihn am Leben zu erhalten. Am liebsten hätte er laut gebrüllt und jemandem die Kehle aufgerissen. Sie hatten ihm das angetan!
    Zwei Menschen und ein Verräter. Sie hatten ihm seine Vergangenheit genommen, seinen Geist zerstört und ihn zu einer Hölle auf Erden verdammt. Schlimmer noch, sie hatten ihm die Möglichkeit genommen, seine Gefährtin zu beschützen. Sie hatten ein Monster erschaffen, das sie sich nicht einmal annähernd ausmalen konnten.
    Wieder berührte er ihre geschwollene Kehle und untersuchte ihre Wunden. Shea lag neben ihm, gefangen in ihrer eigenen Welt des Leides. Das alles war so falsch!
    Sein Kopf schmerzte so sehr, dass er zu bersten drohte.
    Jacques verfluchte sich und legte einen Arm um ihre Taille, um ihr so viel Trost zu geben, wie er konnte.
    Bald würde der Tag anbrechen. Er tat unbewusst das Einzige, was er unbedingt tun

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