Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
zusammen bist. Ich mag nicht viel Erfahrung haben, aber ich verfüge über medizinische Kenntnisse.«
Seine Finger schlossen sich um ihre, und sein Atem strich warm über ihre Knöchel. Ich will dich mit jeder Faser meines Seins, mit meinem Herzen und meinem Geist. Deine Seele ist die andere Hälfte meiner Seele. Wenn du bei mir bist, fühle ich. Freude, Verlangen, Zorn, sogar Lachen. Du bist meine Gefährtin, die Frau, die für mich bestimmt ist. Ich habe über achthundert Jahre darauf gewartet, dich zu finden. Ich konnte keine Farben sehen, bis du in mein Leben getreten bist.
Seine schwarzen, von tiefem Leid geprägten Augen hefteten sich auf Shea. Ich kann dich nicht verlieren. Ich kann nicht wieder allein sein. Sterbliche und Unsterbliche wären gleichermajien in Gefahr, falls ich dich verlieren sollte.
Darauf wollte sie jetzt nicht näher eingehen. Leise murmelte sie seinen Namen und hauchte einen Kuss auf seine Schläfe, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein.
Ich kann ohne dich nicht existieren, kleiner Rotschopf. In mir ist Dunkelheit. Das Tier in meinem Inneren ist stark. Ich kämpfe jeden Augenblick darum, die Kontrolle zu behalten.
Meine Gefährtin ist mein Anker. Nur du kannst mich retten, mich davor bewahren, im Wahnsinn zu enden.
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Shea strich ihm sanft das Haar aus dem Gesicht.
»Woher weißt du das? Du hast selbst gesagt, dass du dich kaum an etwas erinnern kannst.«
Ich habe dir meinen Geist geöffnet. Du weißt, dass es wahr ist. Du gibst mir Halt, und ich muss für dein Wohlergehen sorgen. Für dein Glück.
Shea musste lächeln. »Du hast keine Ahnung, wie arrogant das klingt. Du bist nicht für mein Glück verantwortlich. Das ist meine Sache. Und ob es dein Macho-Stolz nun verkraftet oder nicht - im Moment bin ich diejenige, die für unsere Gesundheit und Sicherheit verantwortlich ist. Wir können nicht so lange warten, bis es dir besser geht. Ich muss jetzt gehen. Jeder Tag, den wir verstreichen lassen, erhöht Don Wallace' Chancen, uns zu finden. Wenn du reisefähig bist, verlassen wir diesen Ort.« Ihre Hand streichelte seine dichte Mähne.
»Ich muss gehen, Jacques. Ich verlasse dich nicht, ich besorge nur neue Vorräte für uns.«
Er zog sich einen Moment lang von ihr zurück, und wie immer war es unmöglich, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Seine schwarzen Augen funkelten. Ich komme mit.
Shea setzte sich widerstrebend auf. Sie bestand nicht gern darauf, ihm zu beweisen, dass sie recht hatte, aber sie musste ihm seinen Entschluss einfach ausreden.
»Dann versuchen wir doch mal, auf die Veranda zu geben. Überlass mir den Großteil der Arbeit.«
Du glaubst, dass ich es nicht schaffe.
»Dein Wille ist stark, Jacques, das weiß ich, aber dein Körper ist sehr geschwächt. Vielleicht täusche ich mich.
Ich hoffe es.« Schweigend traf sie ihre Vorbereitungen.
Sie wusste, dass er es nicht schaffen konnte, jedenfalls 178
nicht, ohne furchtbare Schmerzen zu leiden. Die fahrbare Trage war schmal und unbequem. Als sie Jacques vom Bett auf die Rolltrage half, brach ihm der Schweiß aus, aber er gab keinen Laut von sich. Mit sinkendem Mut schob sie ihn in die Nachtluft hinaus. Natürlich ließ er den Transport stumm über sich ergehen. Er hatte Folter und stundenlanges Operieren ohne Schmerzmittel oder Betäubung ertragen. Wenn er entschlossen war, sie zu begleiten, würde er nicht klagen.
Jacques verdrängte den Schmerz, als er den Bück zu den Sternen hob und die Nachtluft einatmete. Das war seine Welt -Luft, das Rauschen von Flügeln, die schrillen Schreie der Fledermäuse, der Gesang der Insekten. Er schloss die Augen, um die Gerüche mitsamt ihren Geschichten besser aufnehmen zu können. Sein Körper, der die physische Anstrengung registrierte, pochte vor Schmerzen, als würde ein stumpfes Messer seine Brust durchschneiden.
»Jacques, sei bitte nicht eigensinnig. Ich fühle, was du fühlst.«
Das musst du nicht, Shea. Verschmilz jetzt nicht mit mir.
Ich will dir das nicht zumuten.
»Erlaube mir bitte, dich wieder hineinzuschieben und ins Bett zu bringen. Schon diese kleine Bewegung tut dir weh. Ich nehme dich nicht mit ins Dorf, egal, was du sagst. Du würdest es im umgekehrten Fall auch nicht tun.«
Ein leichtes Grinsen spielte um seinen Mund. Im umgekehrten Fall gäbe es keinen Grund, ins Dorf zu fahren.
Ich würde jedes menschliche Wesen in der Nähe herbeirufen, um dir Nah rang zu geben. Eine Drohung schwang in seiner Stimme mit, fast unmerklich, aber eindeutig
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