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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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und ihre Schwäche nahm zu, als hätte sie kein Blut mehr. Aber daraufkam es jetzt nicht an. Im Moment ging es nur darum, Jacques in Sicherheit zu bringen. Shea straffte die Schultern und trat auf die Veranda. Im Haus war es dunkel; Jacques konnte weder die Fensterläden öffnen noch Licht anschalten. Shea sperrte auf und stieß die Tür auf. Sie konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen.
    Jacques war auf den Beinen und lehnte an der Wand.
    Er trug ein Paar Jeans und sonst nichts. Er sah grau und abgezehrt aus, und tiefe Furchen hatten sich in sein schönes Gesicht eingegraben. Aus der Wunde unter seinem Herzen floss unaufhörlich Blut. Seine Füße waren nackt, seine Haare wild und struppig. Ein dünner Schweißfilm bedeckte seinen Körper. Auf seiner Stirn war ein blutroter Fleck, und kleine rote Tropfen übersä-
    ten seine Haut.
    »G* Gott!« Shea blieb beinahe das Herz stehen. Sie konnte Angst in ihrem Mund schmecken, der plötzlich sehr trocken war. »Was hast du getan, Jacques? Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    Mit einem Satz war sie bei ihm, ohne zu merken, wie schnell sie sich auf einmal bewegen konnte. Tränen brannten in ihrer Kehle und hinter ihren Augen. Was Jacques sich selbst antat, bereitete ihr körperliche Übelkeit. »Warum tust du das ?« Mit sanften Händen 205

    untersuchte sie behutsam seine klaffende Wunde.
    »Warum hast du nicht auf mich gewartet?« Noch während sie ihn an sich zog, ging ihr ein ganz dummer Gedanke durch den Kopf: Wie war er zu einem Paar Jeans gekommen, das ihm passte? Aber das war im Moment wohl nicht so wich-Er wird noch in dieser Nacht kommen, und ich muss dich beschützen.
    »Nein, musst du nicht. Nicht in diesem Zustand. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist - du hast ein riesiges Loch in der Brust. Die Nähte werden viel zu stark belastet. Du musst dich wieder hinlegen.«
    Er kommt.
    »Das ist mir egal, Jacques. Wir können weg von hier, meinetwegen die ganze Nacht durchfahren, wenn es sein muss. Wir haben Waffen. Wir können ihn vielleicht nicht töten, aber wir können ihn aufhalten.« In Wirklichkeit war Shea sich nicht sicher, ob sie auf irgendjemand schießen könnte. Sie war Ärztin, Chirurgin, Heilerin. Die Vorstellung, Leben zu nehmen, war für sie undenkbar.
    Sie wollte Jacques möglichst schnell auf die Beine und von hier wegbringen. Ärger zu vermeiden, erschien ihr leichter, als sich ihm zu stellen.
    Er erkannte ihre Gedanken und ihr inneres Widerstreben sofort. Keine Sorge, Shea. Ich bin durchaus imstande, ihn zu töten. Jacques taumelte und hätte sie beinahe beide zu Boden geworfen.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das für eine tolle Neuigkeit halte«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. Irgendwie schafften sie die wenigen Schritte zum Bett. »Und wenn du dich jetzt selbst sehen könntest, wärst du nicht mal mehr sicher, ob du auch nur eine Fliege verscheuchen 206

    kannst.«
    Jacques streckte sich auf dem Laken aus, ohne einen Laut von sich zu geben. Er hielt sein Bewusstsein fest unter Verschluss, weil er nicht wollte, dass Shea seine Qualen teilte. Es half nichts; sie sah deutlich in seinem Gesicht, wie sehr er litt; sie erkannte es an den weißen Linien um seinen Mund und der trostlosen Leere in seinen schwarzen Augen. »Es tut mir leid, dass ich dich allein gelassen habe.« Sie strich seine dichte Mähne zurück und verharrte mit den Fingern einen Moment lang in der blauschwarzen Fülle, ehe sie mit sinkendem Mut ihre Instrumente zusammensuchte. Ihn zu bewegen, würde ihm von neuem Schmerzen bereiten, und wieder einmal würde sie diejenige sein, die ihm diese Schmerzen zufügte.
    Nicht du bist es, die mich foltert, kleiner Rotschopf.
    »Leider bin ich es doch, Jacques«, antwortete sie müde, während sie ihr rotes Haar, das ihr ins Gesicht fiel, im Nacken aufs Geratewohl mit einer Spange einfing.
    »Ich habe dir wehgetan, als ich dich hierher brachte, wehgetan, als ich dich ohne Schmerzmittel operierte, und ich werde dir jetzt wieder wehtun.« Shea schob ihren Rolltisch mit den Instrumenten dicht ans Bett. »Du verlierst schon wieder viel zu viel Blut. Wenn ich die Blutung gestoppt habe, gebe ich dir etwas von den Blutkonserven.« Sie biss sich auf die Lippe, als sie die rote Flüssigkeit abtupfte und die offene Wunde untersuchte.
    Draußen klapperte der Wind an den Fenstern; er heulte leise und schlug Äste an die Hausmauern. Es klang so schaurig, dass sich Shea die Nackenhaare sträubten. Ein leises Wispern, das zu hören war, schien

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