Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
Kopf zujagten. Er tauchte am anderen Ende des Zimmers wieder auf und fuhr sich mit einer Hand durch sein dichtes Haar.
Jacques schleppte sich über den Boden zu Shea und lehnte sich an die Wand, um ihren Körper mit seinem abzuschirmen. Shea roch frisches Blut und merkte im nächsten Moment, dass sich ein ganzer Schauer davon auf ihren Arm und ihre Seite ergoss. Verwirrt und benommen sah sie sich um, bevor ihr bewusst wurde, was geschah.
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Jacques! Sie beugte sich sofort über ihn und presste beide Hände fest auf seine Wunde. In diesem Moment vergaß sie alles außer ihrem verzweifelten Drang, ihm zu helfen. »Sie haben drei Möglichkeiten«, fuhr sie die Fremden über die Schulter an. »Bringen Sie es hinter sich und töten uns, gehen Sie oder helfen Sie mir, ihn zu retten.« Schweigen antwortete ihr. »Verdammt!
Entscheiden Sie sich!« Ihre Stimme war heiser und belegt von Mikhails Würgegriff, aber trotzdem scharf und autoritär.
Mikhail eilte ihr zu Hilfe. Jacques, der einen Angriff vermutete, stieß Shea zurück und schob sich knurrend vor sie.
»Zurück!«, fuhr Shea Mikhail an. Sie verschmolz vollständig mit Jacques' Bewusstsein. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie Angst hatte, es könnte zerspringen. Sie fand in Jacques nichts als einen roten Schleier von Gewalt, einen mörderischen Zorn, der verhinderte, dass sie zu ihm durchdrang.
Mikhail löste sich sofort auf und kam ein Stück entfernt wieder zum Vorschein.
Jacques, lass dir von mir helfen, bat Shea sanft. Noch immer versuchte sie, an sein Bewusstsein heranzukommen, ihn zu beruhigen.
Er knurrte böse und ließ scharfe Reißzähne aufblitzen, eine deutliche Warnung, sich nicht zu rühren.
»Er hat sich der dunklen Seite zugewandt, Mikhail«, murmelte Byron. »Er ist sogar für die Frau eine Gefahr.
Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren.«
Shea beachtete die beiden nicht. Sie murmelte Jacques begütigende Worte zu und bemühte sich verzweifelt, ihm so etwas wie einen Halt in der Wirklichkeit zu 211
geben. Ihre Hände ertasteten wieder seine Wunde. Sie werden mich nicht anrühren, wilder Mann. Sie werden uns nichts tun. Lass dir von mir helfen, damit ich nicht ganz allein bin. Shea weigerte sich, ihn an seine Verletzungen oder an seinen gestörten Geist zu verlieren. Andere konnten ihn vielleicht töten, aber sie würde sich niemals von seinen Wunden oder seinem Wahnsinn besiegen lassen.
Sie hatte Angst um ihn, und sie hatte Angst vor ihm, aber sie würde ihn nicht aufgeben.
»Was brauchst du?«, fragte Mikhail sie leise.
»Meinen Instrumentenwagen«, antwortete sie. Sie schaute ihn nicht an, wandte nicht einmal den Kopf. Ihre ganze Konzentration richtete sich darauf, Jacques zu beruhigen.
»Eure menschlichen Methoden sind barbarisch. Ich rufe unseren Heiler.« Er sandte den gebieterischen geistigen Befehl sofort aus.
»Bis dahin ist er tot. Verdammt, verschwinden Sie, wenn Sie mir nicht helfen wollen«, explodierte Shea. »Ich kann nicht gegen euch beide kämpfen, und ich werde ihn nicht sterben lassen, nur weil Ihnen meine Methoden nicht zusagen.«
Vorsichtig, um nicht Jacques' Zorn zu wecken, schob Mikhail den Wagen über den Boden. Ein paar Zentimeter von Sheas Hand entfernt, blieb er stehen.
Jacques wandte nicht ein einziges Mal seine Augen von den zwei Männern. Hasserfüllt und rachsüchtig starrte er sie an, während er gleichzeitig jeder von Sheas Bewegungen folgte, als wüsste er noch vor ihr, was sie tun würde, und schirmte sie mit seiner großen Gestalt vor den anderen ab, auch wenn er sie dabei an die Wand drückte.
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»Bringen Sie mir frische Erde.« Sheas Stimme war kratzig, aber bestimmt. Sie bewegte sich betont langsam und vorsichtig, um Jacques nicht aufzuregen.
Byron zuckte die Schultern und erfüllte widerwillig ihre Bitte. Sein Blick kreuzte den von Mikhail. Es war offensichtlich, dass Byron in Jacques eine Gefahr für sie alle sah.
Shea, deren Kehle unter Mikhails eisernem Griff geschwollen war, räusperte sich ein paar Mal. Dann richtete sie sich langsam auf, kniete sich neben Jacques und machte sich mit äußerster Konzentration daran, mit winzigen Klammern und Nähten seine aufgebrochene Wunde sorgfältig zu verschließen. Es war eine langsame und mühevolle Arbeit, und es strengte sie ungeheuer an, ihre geistige Verbindung zu ihm aufrechtzuerhalten und gleichzeitig darauf zu achten, dass er nicht verblutete.
Jacques war ein brodelnder Hexenkessel aufgewühlter Emotionen. Seine Augen
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