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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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lange seine Welt gewesen, dass er sich einfach von ihnen überfluten ließ. Mit Schmerzen könnte er eine Ewigkeit leben. Ohne Shea konnte er nicht leben.
    Mühsam setzte er sich auf. Der Raum schwankte hin und her, und einen Moment lang drehte sich alles vor seinen Augen. Fast sofort konnte er fühlen, wie warmes, klebriges Blut über seinen Brustkorb und seinen Bauch lief. Er fluchte leise und ausgiebig in der Sprache seines Volkes. Schmerzen waren ihm vertraut. Sie waren bedeutungslos. Nichts war von Bedeutung außer dem Wunsch, seine Gefährtin zu beschützen.
    Shea fuhr wie eine Besessene; sie fuhr auf Wegen, die keine waren, und rumpelte über umgestürzte Baumstämme und felsige Abgründe hinunter. Manchmal kam sie schnell voran, manchmal kroch sie. Es war 199

    interessant, bei Nacht zu fahren. Sie brauchte keine Scheinwerfer mehr. Sie konnte so klar und deutlich sehen, als wäre helllichter Tag. Das Mondlicht tauchte Bäume und Sträucher in silbriges Licht. Die Welt schien wunderschön und erstrahlte in allen Farben des Spektrums.
    In weiter Ferne ließ sich eine riesige Eule nach unten gleiten und umkreiste ein großes, weitläufiges, in die Felsen gebautes Gebäude, bevor sie vorsichtig näher kam. Als der Vogel auf einer Steinsäule landete, seine Flügel zusammenlegte und menschliche Gestalt annahm, begannen die Wölfe in der Umgebung warnend zu heulen. Fast im selben Moment trat ein Mann aus dem Haus. Träge bewegte er sich von der nebelverhangenen Veranda über das Grundstück zu den Toren. Er war groß und dunkelhaarig und verströmte aus jeder Pore reine Macht. Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer großen Raubkatze und der Eleganz eines Fürsten. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht und voller Geheimnisse. Obwohl seine schönen, sinnlichen Gesichtszüge völlig ausdruckslos waren, lag in der Art seiner Haltung eine gewisse Gefahr, eine stumme Drohung.
    »Byron. Es ist lange her, seit du uns besucht hast. Du hast keine Nachricht gesandt.« In seiner melodischen, samtigen Stimme lag kein Tadel, aber er schwang unhörbar in seinen Worten mit.
    Byron räusperte sich nervös und wich dem durchdringenden Blick des anderen aus. »Ich muss mich für meine schlechten Manieren entschuldigen, Mikhail, doch die Neuigkeiten, die ich bringe, sind beunruhigend.
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    Ich bin, so schnell ich konnte, gekommen und finde noch nicht die richtigen Worte, um es dir zu sagen.«
    Mikhail Dubrinsky machte eine nachlässige Handbewegung. Er war einer vom uralten Stamm, einer der Ältesten und Mächtigsten, und er hatte vor langer Zeit gelernt, geduldig zu sein.
    »Ich war kurz vor Tagesanbruch noch unterwegs. Da ich noch keine Nahrung zu mir genommen hatte, ging ich ins Dorf und rief einen der Einheimischen zu mir. Als ich den Ort betrat, spürte ich die Anwesenheit eines Angehörigen unseres Volkes - einer Frau. Sie sah nicht so aus wie wir; sie ist klein, sehr schlank und hat tiefrotes Haar und grüne Augen. Ich merkte sofort, dass sie schwach war und in letzter Zeit nichts zu sich genommen hatte. Indem ich unseren gemeinsamen telepathischen Pfad benutzte, versuchte ich, mit ihr zu kommunizieren, aber sie reagierte nicht.«
    »Bist du sicher, dass sie eine von uns ist? Es scheint kaum möglieh, Byron. Es gibt nur so wenige von unseren Frauen. Keine von ihnen würde allein und unbeschützt bei Tagesanbruch herumwandern.«
    »Sie ist Karpatianerin, Mikhail, und sie ist noch frei.«
    »Und du bist nicht bei ihr geblieben, um über sie zu wachen? Du hast sie nicht hierher gebracht?« Die Stimme war um eine Oktave gesunken und jetzt ganz leise, aber sehr drohend.
    »Ich bin noch nicht fertig. An ihrem Hals waren mehrere Wunden und an ihren Armen hässliche Quetschungen. Diese Frau wurde misshandelt, Mikhail.«
    Eine rote Flamme loderte in den Tiefen der schwarzen Augen. »Sag mir, was du nicht auszusprechen wagst.«
    Die samtweiche Stimme wurde weder schärfer noch 201

    lauter.
    Byron stand einen langen Augenblick still da, bevor er dem eindringlichen Blick des anderen begegnete.
    »Jacques' Blut fließt in ihren Adern. Ich würde seinen Geruch überall erkennen.«
    Mikhail rührte sich nicht, er zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Jacques ist tot.«
    Byron schüttelte den Kopf. »Ich irre mich nicht. Es ist Jacques.«
    Die schwarzen Augen glitten über Byron, dann hob Mikhail den Kopf und bot sein Gesicht dem Nachthimmel dar. Auf einem vertrauten Pfad schickte er einen eindringlichen Buf in die Ferne und traf

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