Karparthianer 04 Magie des Verlangens
brachte etwas Ungezähmtes in ihr hervor, das sie all die Jahre verleugnet hatte. Savannah fühlte sich stark, unge-hemmt und sehr sinnlich.
Sie blickte in Gregoris markantes Gesicht. Er wirkte so männlich, so stark und erotisch. Gregori. Der Dunkle. Allein sein Anblick weckte ihr Verlangen. Ein Blick seiner silbernen Augen ließ sie in Flammen aufgehen, weich und fügsam werden. Dann gehörte sie ihm.
Gregori legte ihr die Hand unters Kinn. »Was immer du gerade denkst, es macht dir Angst vor mir, Savannah«, sagte er leise. »Hör auf damit.«
»Du machst mich zu etwas, das ich nicht bin«, flüsterte sie.
»Du bist Karpatianerin und meine Gefährtin. Du bist Savannah Dubrinsky. Ich kann dir keines dieser Attribute nehmen. Außerdem brauche ich keine willenlose Marionette oder andere Frau. Ich will dich. So wie du bist.« Gregori sprach leise 214
und eindringlich. Er hob Savannah auf die Arme, trug sie zum Bett und deckte sie zu.
Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben, und der Wind pfiff um die Hauswände, während Gregori den Schutzzauber vorbereitete. Savannah war völlig erschöpft. Ihr fielen schon die Augen zu. Gregori schlüpfte neben ihr ins Bett und nahm sie in die Arme. »Ich würde nichts an dir verändern wollen, ma petite, nicht einmal dein hitziges Temperament.«
Savannah kuschelte sich an ihn. Er spürte ihre Lippen zart auf seiner Brust, als sie mit einem leisen Seufzer ihre Atmung anhielt.
Gregori lag noch lange wach und beobachtete, wie die Morgendämmerung allmählich die Nacht verdrängte. Mit einem Wink schloss er die schweren Fensterläden. Er hielt Savannah in den Armen und dachte nach.
Er hatte geglaubt, dass er ruhiger und zivilisierter werden würde, wenn er erst einmal seine Gefährtin gefunden hatte.
Gregori spielte gedankenverloren mit Savannahs Haar. Sie brachte ihn um den Verstand. In ihrer Nähe war er gefährlicher denn je. Früher hatte er keinerlei Emotionen gekannt. Wenn es nötig war, hatte er ohne Reue getötet. Er fürchtete nichts, weil er niemanden liebte und nichts zu verlieren hatte. Jetzt hatte er alles zu verlieren. Das machte ihn so gefährlich. Niemand würde Savannah je bedrohen und es überleben.
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KAPITEL 10
Bestürzt betrachtete Gregori das kleine, einstöckige Haus mit dem schmiedeeisernen Zaun. Es stand zwischen zwei noch kleineren heruntergekommenen Häusern im überfüllten French Quarter von New Orleans. Gregori steckte den Schlüssel ins Schloss und wandte sich zu Savannah um. Sie strahlte, und ihre Augen funkelten erwartungsvoll.
»Kein Zweifel, ich habe den Verstand verloren«, murmelte er, als er die Tür aufstieß.
Drinnen war es dunkel, doch er konnte mühelos alles erkennen. Der Raum war über und über von einer dicken Staubschicht bedeckt, die Möbel verbargen sich unter alten Bettlaken, und die Tapete löste sich in kleinen Kringeln von den Wänden.
»Ist es nicht wunderschön?« Savannah breitete die Arme aus und drehte sich im Kreis. Dann warf sie sich in Gregoris Arme und drückte ihn fest an sich. »Es ist perfekt!«
Ihr Mund war zu einladend; er musste ihn einfach küssen.
»Perfekt für den Abriss, Savannah. Hast du dir das Haus vor dem Kauf überhaupt angesehen?«
Lachend fuhr sie ihm durchs Haar. »Sei doch nicht so pessimistisch. Siehst du denn nicht das Potenzial dieses Hauses?«
»Es ist eine Brandfalle«, erwiderte er grimmig, betrachtete aber trotzdem die schweren Vorhänge und die schmale Treppe, die ins obere Stockwerk und zu einem Refugium im Keller führte.
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»Komm mit.« Savannah lief bereits auf die Treppe zu. »Ich will dir die große Überraschung zeigen, Gregori. Deshalb habe ich es gekauft. Es ist nämlich nicht einfach nur ein fantastisches Haus mit großem Garten.«
»Garten?«, wiederholte er, folgte Savannah aber. Wie hätte er ihr auch widerstehen können? Sie strahlte vor Freude, und er ertappte sich dabei, dass er sie ständig beobachtete. Jede Bewegung, jede Geste, das Funkeln in ihren blauen Augen. Sie war so schön. Wenn sie zu ihrem Glück nun unbedingt ein winziges Haus mitten im French Quarter brauchte, würde er ihr gewiss nicht im Weg stehen.
Die enge, steile Treppe wand sich in einen Keller hinunter, der so groß war wie die gesamte Fläche des Hauses. New Orleans war auf Morast gebaut und lag unterhalb des Meeresspiegels.
Selbst die Toten ruhten hier über der Erde. Die Stadt machte Gregori nervös. Im Notfall gab es keine Zuflucht in der Erde, keine natürliche
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