Karparthianer 04 Magie des Verlangens
seinen Geist mit ihrem verschmolz. Es lag so viel Vertrautheit darin, seine Gedanken und Gefühle zu teilen. Gregoris Leidenschaft 222
und Hunger waren sehr intensiv. Er kannte keine Zweifel, kein Zögern. Er wusste, dass sie für immer zusammen sein würden -
alles andere war inakzeptabel. Und wenn er Savannah je verlieren sollte, würde er ihr in die Morgendämmerung folgen.
Langsam, beinahe widerwillig, ließ Gregori sie los. Savannah stand still vor ihm und sah ihn prüfend an. »Wir schaffen es«, versicherte er leise. »Hab keine Angst und laufe nicht vor deinem Schicksal davon. Bleib bei mir und kämpfe.«
Savannah lächelte. »Schicksal. Ein interessantes Wort. Klingt fast so, als hätte ich eine Gefängnisstrafe abzubüßen.« Sie atmete tief durch und versuchte, sich ein wenig zu entspannen.
»Du bist zwar schlimm, aber so schlimm auch wieder nicht«, neckte sie ihn.
Wieder blitzten Gregoris Zähne auf, als er lächelte. »Ich bin der Schlimmste, ma petite. Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du das nicht vergessen.«
Savannah zuckte gelassen die Schultern. »Sicherheit ist kein Konzept, an das ich mich strikt halte«, entgegnete sie mit vor-geschobenem Kinn.
»Ja, das ist der Fluch meines Lebens.«
Savannahs Sinn für Humor gewann die Oberhand. Sie lachte schallend. »Allerdings. Glaube nicht, dass ich es dir leicht machen werde. Du hast viel zu lange deinen Willen durchgesetzt. Und jetzt zeig mir, wie man die Staubmuster macht. Ich finde es faszinierend.« Überschwänglich deutete Savannah auf die schimmernden Buchstaben.
Gregori hielt ihren Arm fest. »Es ist nicht schwierig, die Muster sichtbar werden zu lassen. Zuerst musst du dir ein Muster genau ansehen und es dann umdrehen. Du verteilst die Partikel mit einer Handbewegung. Wenn du dann die Luft in 223
umgekehrter Richtung bewegst, bringst du damit das Muster wieder in die ursprüngliche Position.«
»Wer hat dir das beigebracht?«
»Es gibt viele Künste, die im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen sind. Diese hier stammt von buddhistischen Mönchen in Tibet, die so miteinander kommunizieren konnten, ohne dass es jemand merkte. Wir sind eins mit der Erde, der Luft, dem Raum. Sie zu beherrschen und zu bewegen, ist nicht schwierig.« Gregori bewegte seine Hände. Fasziniert beobachtete Savannah den schönen, anmutigen Rhythmus.
»Sprichst du die alte Sprache? Kannst du sie lesen und schreiben?«, fragte er.
»Nur wenige Worte. Als ich nach Amerika ging, begann meine Mutter gerade, sie von meinem Vater zu lernen.«
»Dann gibt es noch etwas, das ich dir beibringen kann, chérie, und wir werden es beide genießen.«
»Ich kann den Heilungszauber sprechen. Ich glaube, ich kannte ihn schon bei meiner Geburt. Mein Vater hat ihn meiner Mutter ständig eingebläut.«
Langsam ging Gregori durch den Raum. »Der Zauber ist so alt wie unser Volk selbst und sehr wirkungsvoll. Jeder Karpatianer wird mit dem Wissen geboren, und der Zauber hat schon viele Leben gerettet. Deine Mutter musste ihn schnell lernen, denn wir brauchen jede Stimme.« Er flüsterte, als könnte allein sein Atem die schimmernden Symbole in der Luft zerstören.
Savannah liebte den sanften Klang seiner Stimme, der sich in ihr Herz und ihre Gedanken stahl. »Was steht denn nun da?«, erkundigte sie sich ebenso leise.
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»Es ist eine Nachricht von Julian«, antwortete Gregori. »Er hat zwei Vampire zur Strecke gebracht, die sich kürzlich in der Stadt angesiedelt hatten, damit dir keine Gefahr droht.«
»Siehst du? Dann ist ja alles in Ordnung. Lass uns das Festival genießen.« Savannah lächelte strahlend. »Das ist noch nicht alles.«
Savannahs Lächeln verschwand. »Ich wusste, dass du so etwas sagen würdest. Die Nachricht sieht sehr kompliziert aus und enthält bestimmt nicht nur ein, zwei Sätze. Dort drüben beim Fenster sieht es aus, als hätte er uns eine Landkarte hinterlassen.«
»Julian hat uns mehrere Häuser in der Stadt und sogar drau-
ßen in den Bayous aufgezeichnet, in denen wir sicher sind.
Unten im Keller gibt es auch ein Geheimversteck. Außerdem hat er uns ein Geschenk hinterlassen.«
Savannah sah ihn eindringlich an. »Und?«, fragte sie leise.
»Einige Mitglieder des Geheimbundes sind in der Stadt. Der Name Morrison fiel. Offenbar hat Julian schon vor einiger Zeit Beweise für die Existenz der Vampirjäger gefunden. Sie haben sich in New Orleans angesiedelt, weil es hier noch immer so viele Gerüchte über Vampire gibt. Sie glauben,
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