Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
in der Luft, das Schwert entglitt ihrer Hand, und sie stürzte dem grauen, träge dahinfließenden Nass entgegen.
„Verrecke, du Bastardin!“, schrie er ihr hinterher.
Sein dröhnendes Lachen begleitete ihren Sturz.
Mit voller Wucht klatschte sie auf die Wasseroberfläche. Die eisigen Fluten schlugen über ihr zusammen und rissen sie in die Tiefe. Wild paddelte sie mit den Armen, um nach oben an die Wasseroberfläche zu gelangen. Als sie keine Luft mehr bekam, geriet sie in Panik und schlug um sich. Der Vampir wartete nur darauf, dass sie jämmerlich wie eine Katze ertrank. Wenn sie doch nur nicht so zittern würde und ihre Glieder nicht vom eiskalten Wasser so steif wären. Dennoch gelang es ihr, kurz aufzutauchen und Luft zu schnappen. Sie sah Drazice auf der Brüstung stehen. Er beobachtete mit einem diabolischen Lächeln, wie sie um ihr Leben kämpfte. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Wenn sie sich tot stellte, würde er glauben, alle Dceras vernichtet zu haben. Das würde ihr ermöglichen, unterzutauchen und ihn zu jagen, bis sich eine Gelegenheit zur Rache ergab.
Daniela holte tief Luft, bevor sie sich bäuchlings mit ausgebreiteten Armen wie ein sterbender Schwan auf der Moldau treiben ließ. Ihre Lungen schienen bersten zu wollen, ihr Körper sich in einen Eisblock zu verwandeln. Lange könnte sie es nicht aushalten. Sie spürte, wie alle Kraft aus ihr wich.
„Wir sehen uns in der Hölle wieder!“, hörte sie Drazice schreien, bevor tiefe Dunkelheit sie umfing.
5.
Valerij beobachtete gelangweilt die elegant gekleideten Frauen, die in den Ballsaal traten und ihm erwartungsvoll entgegenblickten. Er nippte an seinem Champagner und lächelte. Sein Ruf als fantasievoller und einfühlsamer Liebhaber eilte ihm voraus. Er konnte nicht verhehlen, dass dieses ihn in gewisser Weise mit Stolz erfüllte.
Jede der Frauen hoffte, seine Gunst zu gewinnen und seine Mätresse zu werden. Ein Teil in ihm war selbstsüchtig genug, eine nach der anderen zu genießen, wenn es ihn danach gelüstete. Wer würde schon auf das Vergnügen verzichten, wenn eine schöne Frau sich anbot? Der Duft süßen Blutes stieg verführerisch in seine Nase. Die Krönung aller Begierden. Doch er wusste schon jetzt, dass keine der Frauen mehr als ein einziges Intermezzo bedeutete. Es verlangte ihn danach, sich zwischen weiche Schenkel zu schieben und in Ekstase zu versinken. Und er brauchte heute ihr Blut.
Valerijs Ansprüche waren im Laufe der Jahrhunderte gestiegen, was die Auswahl einer passenden Geliebten schwierig gestaltete. Eine innere Rastlosigkeit zwang ihn nach einer liebenden Gefährtin zu suchen, mit der ihn mehr verband als der Rausch einer Nacht. Eine, die ihm nicht nur die Langeweile vertrieb, sondern ihn als Mann herausforderte. Doch nach fünfhundert Jahren erfolgloser Suche gab er die Hoffnung langsam auf. Ein Weib, das in ihm ungezähmtes Verlangen weckte, sein Herz berührte und gleichzeitig seinen Geist unterhielt, müsste erst noch geboren werden.
Seufzend überschlug er seine langen, muskulösen Beine und lehnte sich in dem gediegenen Hochlehnsessel zurück.
Die Musik verstummte, als einer der Vampire seines Hofes neben ihn trat und sich zu ihm herabbeugte. Es war Petre, ein schlaksiger Jüngling, der im Alter von siebzehn Jahren in einen Vampir verwandelt worden war. Sein unbedarftes Auftreten stand im Gegensatz zu seiner Gerissenheit und dem hitzigen Gemüt, das sich hinter dem jungenhaften Gesicht verbarg. Und er war geiler als jeder andere hier im Saal. Im Gegensatz zu Valerij, der Frauen bevorzugte, war er nicht wählerisch, was die Geschlechter betraf. Nur jung mussten sie sein, damit ihr Blut frisch schmeckte. Seine Loyalität und seine Kampfbereitschaft waren jedoch lobenswert, weshalb Valerij ihm manches verzieh.
„Mein Fürst, ich bin weit durchs Land gereist, um Euch diese Auswahl zu präsentieren. Wie wäre es da mit der Rothaarigen ganz links? Sie erscheint mir ganz reizvoll. Brüste wie zwei pralle Äpfel. Und … ihr Blut riecht köstlich.“ Er zog geräuschvoll die Luft ein.
Valerij kniff die Augen zusammen. Die Rothaarige sah in der Tat ganz appetitlich aus und ihr Blick versprach Begierde.
Ein Weib musste mit einem einzigen Blick in ihm die Wollust wecken, dass er an nichts anderes mehr denken mochte.
Wenn sie ihn weiter fesseln wollten, verlangte er Fantasie beim Liebesspiel. Was bedeutete ein schöner Körper, wenn Leidenschaft und Esprit fehlten?
Petre fühlte sich durch Valerijs
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