Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
Vom Netzwerk:
Rücken, Mähne und Schweif zog sich eine Schicht Raureif. Die glasigen Augen schienen sie anzustarren. Auch der Kutscher, der gerade seine Peitsche schwang, erstarrte zu Eis.
    Mit einer Hand schlug sie ein Kreuz und bat im Geist die Heilige Jungfrau um Schutz. Sie drückte sich noch fester an den Baumstamm und presste ihre Faust vor den Mund, um das Zähneklappern zu unterdrücken.
    Die Kutschentür öffnete sich. Im fahlen Licht der Beleuchtung erkannte sie das blonde Haar ihres Herrn. Mit bedächtigen, aber festen Schritten, bewegte er sich auf die Schatten zu, die vor ihm wie eine Mauer schwebten.
    Die Augen ihres Schutzherrn strahlten in der Dunkelheit wie Aquamarine, obwohl sie eine dunkle Farbe besaßen. Schon einmal hatte sie sich über diesen seltsamen Farbenwechsel gewundert, der faszinierend und zugleich beängstigend erschien. Jetzt fürchtete sie sich davor.
    Die Baumrinde presste sich schmerzvoll in ihren Rücken, denn keiner durfte ihre Gegenwart bemerken. Ihr Herr würde sie in seinem Zorn so lange auspeitschen lassen, bis Blut aus ihrer Haut quoll, und er sich daran laben konnte. Deutlich konnte sie erkennen, wie die Schatten sich wie Gewitterwolken verdichteten und drohend vor ihrem Herrn schwebten.
    „Wo ist der Tribut?“ Die kratzige Stimme des Schattendämons klang fordernd.
    Ihr Herr hob die Hände und lächelte.
    „Keine Sorge, ihr sollt ihn bekommen. Bald.“ Hörte sie da ein leichtes Zittern in der Stimme ihres Patrons? Fürchtete auch er sich vor diesen Wesen? Der mächtige Vampir, in dessen Gewalt sich ganz Prag befand? Unmöglich. Er war stark und unbesiegbar, unsterblich, gerissen … Und doch waren die ersten Zweifel gesät, als sie seine Unsicherheit spürte.
    Würden die Schatten ihn vernichten, bedeutete es auch ihr Ende. Ohne seinen Schutz würde sie zum Spielball der Geschöpfe der Finsternis werden, die alle nur ihren Körper und ihr Blut besitzen wollten.
    „Wann?“
    Wie ein tiefes Donnergrollen hallten die Worte des Schattens durch den Wald.
    „In … in der Nacht des blauen Mondes“, antwortete ihr Gönner hastig.
    „Wage es nicht, uns zu betrügen. Oder unser Bruder wird dich verlassen.“
    Plötzlich wölbte sich der Brustkorb ihres Herrn nach vorn, sprengte seine Weste, zerriss das Hemd und legte seine unbehaarte Brust frei. Unter seiner Haut zeichnete sich eine ballgroße Wölbung ab, die mehr und mehr die Form eines Kopfes annahm. Auch er besaß einen Schattendämon! Die Erkenntnis machte sie fassungslos. Gott, wie konnte ihr so etwas die ganze Zeit entgangen sein? Der Dämon in seinem Inneren versuchte, nach außen zu dringen.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank ihr Patron auf die Knie. Er brüllte wie ein Tier und presste seine Hände auf die Beule in seinem Brustkorb.
    „Jetzt spürst du, was es bedeutet, keinen Tribut zu zahlen.“
    „Ja“, kam es gepresst aus seiner Kehle, bevor er stöhnend auf den Boden kippte und sich krümmte. Am liebsten wäre sie an seine Seite geeilt, um ihm beiseitezustehen, aber sie vermochte nichts gegen diese mächtigen Wesen auszurichten. Vielmehr musste sie um ihr Leben fürchten, wenn die Dämonen sie entdeckten. Sie zitterte am ganzen Leib und presste ihre Faust noch fester auf den Mund, um nicht vor Entsetzen zu schreien. Tränen schossen ihr in die Augen und liefen ihre Wangen hinab.
    Das Stöhnen endete unerwartet. Der Körper ihres Gönners entspannte sich. Mühsam rappelte er sich auf. Das blaue Feuer in seinen Augen war erloschen.
    „Hast du den Orden endlich vernichtet, wie es dir aufgetragen wurde?“
    „Ja.“
    „Gut. Und jetzt gib uns den Blutdiamanten.“ Einer der Schatten reckte sich ihm entgegen.
    „Ich … ich habe ihn nicht mehr.“
    Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, sackte er wieder zusammen und schrie auf.
    „Wo ist er?“ Die Frage echote wie Donnergrollen durch den Wald.
    Ihr Herr versuchte, zu sprechen, aber nur ein Krächzen drang aus seinem Mund.
    „Wo ist er?“ Das Echo der tiefen Stimme brachte ihren Brustkorb zum Vibrieren.
    „Ich habe ihn dem Karpatenfürsten gegeben. Dort ist er sicher.“ Schwankend stand er auf.
    „Cel Bâtrân! Wir kehren in der Nacht des blauen Mondes zurück. Dann wirst du uns das Opfer und den Blutdiamanten übergeben.“
    „Aber …“ Ohne seinem Einwand Aufmerksamkeit zu schenken, verschwanden die Schattendämonen so plötzlich, wie sie gekommen waren.
    Der Kutscher fiel vom Kutschbock und die Pferde brachen vor der Deichsel zusammen.
    Ihr Gönner

Weitere Kostenlose Bücher