Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
der Raubtiergeruch, der einen Vampir abstieß. Petre hasste diese Geschöpfe. Vor langer Zeit hatte sich der Vampir schon einmal mit einer Werwölfin eingelassen, die ihm im Liebesrausch den Finger abgebissen hatte. Und das bei diesem eitlen Pfau. Valerij war sich der Unberechenbarkeit diese Kreaturen durchaus bewusst. Man musste ständig auf der Hut sein. Zum Glück wuchsen Vampiren die verlorenen Glieder wieder nach. Valerij konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sich vorstellte, die Werwölfin könnte das beste Stück Petres mit einem Biss abtrennen. Der Arme würde sich vor Schmach eine Weile in den Bergen verkriechen, bis er wieder vollends hergestellt war. Überall in den Karpaten würde man hinter vorgehaltener Hand über ihn tuscheln. Das hatte er verdient.
„Morgen reist du nach Bukarest, um dich mit Prinz Razvan zu treffen und Sorana deine Liebeskünste zu zeigen. Du tust es für deinen Fürsten. Wage ja nicht, dich erneut meiner Order zu widersetzen. Meine Augen und Ohren sind überall gegenwärtig. Diesmal lasse ich keine Gnade walten.“
Petre zuckte zusammen. Valerij spürte, dass er etwas entgegnen wollte, es sich aber verkniff. Na, also, warum denn nicht gleich so.
„Ich hoffe, du kehrst mit Neuigkeiten zurück. Und nun brich auf, wenn du meine Geduld nicht strapazieren willst.“
Mit diesen Worten entließ Valerij Petre, der sich unzählige Male verbeugte und schließlich mit versteinerter Miene aus dem Salon eilte.
Bereits einen Tag nach Petres Abreise, ersuchte Anton Drazice Valerij um eine Privataudienz. Wenn man vom Teufel sprach, war er nicht weit, dachte er und empfing den Baron, jedoch voller Widerwillen. Anton Drazice betrat den Salon mit dem mannshohen Kamin, in dem ein Feuer flackerte, und verbeugte sich vor Valerij. Er taxierte ihn und hob mokant eine Augenbraue. Dieses tändelnde Gehabe des Barons hatte er noch nie ausstehen können. Zudem war seine Kleidung mit dem Rüschenhemd unter der glänzenden Jacke geckenhaft und entsprach nicht dem herrschenden Modegeschmack.
Valerij saß in einem Sessel und nickte dem Baron gönnerhaft zu. Er hasste Drazice, seitdem er ihm zum ersten Mal in Prag auf einem der Bälle Boskovics begegnet war. Deutlich erinnerte er sich an den Abend, an dem er ihn mit der Gräfin Lobkovic in einem Salon im Stadtpalais des Grafen heimlich beobachtet und belauscht hatte, als sie im Blut badeten und sich miteinander vergnügten. Irrtümlich war er in den Raum gelangt, als er seine damalige Gespielin suchte. Er hatte das Kichern für ihres gehalten und sich hinter dem Paravent verborgen, um sie beim Baden zu beobachten. Doch als er einen Blick durch den Schlitz im Peddigrohr warf, waren es anstatt des Mädchens Drazice und Elisabeth. Valerijs dämonische Fähigkeiten erlaubten ihm, die Sinne verwandelter Vampire zu irritieren, damit sie seine Anwesenheit nicht bemerkten. Deshalb war es ihm möglich, unbehelligt ihr Gespräch zu belauschen. Damals schmiedeten die beiden ein Komplott gegen Jiri Graf Boskovic, den sie als Führer des Prager Vampirclans stürzen wollten. Dabei war Gräfin Elisabeth die Geliebte des mächtigen Vampirs. Für einen Moment hatte Valerij überlegt, Boskovic von dem Komplott zu erzählen, aber die Streitigkeiten zwischen ihnen hatten ihn anders entscheiden lassen. Auch Boskovic war ein Kind Liliths und glaubte, seinen Anspruch als Anführer aller Vampire damit zu legitimieren. Nur, weil er älter als Valerij war. Sein Machthunger kannte keine Grenzen. Er begehrte Transsilvanien, Moldawien und mehr.
Doch bevor er seine Herrschaft mithilfe der Schattendämonen ausdehnen konnte, wurde er von einer Dcera vernichtet. Genauso wie die Gräfin. Nur Drazice gelang es, aus Prag zu fliehen. Jetzt stand der Vampir mit dreistem Lächeln vor ihm.
Als Drazice zögerte, bedeutete er ihm mit einer Geste, näher zu treten, obwohl er ihn am liebsten nach draußen katapultiert hätte. Es war seine Neugier, die das verhinderte.
„Mein Fürst“, flötete Drazice, „ich danke Euch für die Großzügigkeit, mich zu empfangen.“
Das Dienern des Barons mochte vielleicht die Damenwelt beeindrucken, aber nicht ihn. Valerij ließ sich nicht von dem aufgesetzten Lächeln, bei dem nicht ein Muskel zuckte, täuschen. Wie damals beim Grafen von Boskovic. Wie oft hatte Drazice dem Grafen seine Loyalität versichert, um ihn im nächsten Augenblick mit seiner Geliebten zu hintergehen.
Der wollte doch nicht schon wieder um Asyl bitten.
„Sparen Sie sich
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