Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
versteinerte. Plötzlich schien es Valerij, als würde er von einem Strudel mitgerissen werden, der ihn durch die Zeit katapultierte. Immer wieder tauchten unbekannte Frauengesichter vor ihm auf. Die Letzte von ihnen besaß strahlend blaue Augen, die ihn an klare Bergseen erinnerten.
Genauso schnell, wie die Bilder aufgetaucht waren, verschwanden sie wieder. Alle diese Frauen trugen das gleiche Blut in sich wie er.
Valerij schüttelte den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben. Als sein Blick Drazices begegnete, erkannte er Boshaftigkeit. Der Baron musste die Reaktion auf den Stein gekannt haben. Dessen war er sicher.
„Ich sehe Euch an, dass Ihr den Stein gern behalten wollt, Durchlaucht. Selbstverständlich gehört er Euch, wenn Ihr mir erlaubt, mich an Eurem Hof zu bewegen“, säuselte Drazice und legte mit einer theatralischen Geste eine Hand auf die Brust, in der früher einmal ein sterbliches Herz geschlagen hatte. Valerij steckte den Blutdiamanten in das Säckchen zurück und band es zu.
Dieser Widerling wagte es tatsächlich, ihn zu erpressen. Nur seine Besonnenheit bewahrte ihn davor, sich auf den Vampir zu stürzen. Stattdessen packte er den Baron am Revers und sah drohend auf ihn hinab. Ein tiefes Knurren drang aus Valerijs Kehle, bei dem sich Drazices Augen weiteten. Dieser Vampir war eine erbärmliche, feige Ratte.
„Hat man Ihnen nicht erzählt, dass ein cel Bâtrân sich nicht erpressen lässt? Ich warne Sie, Drazice. Dieser Stein trägt das Blut meiner Mutter in sich. Es ist mein Recht, ihn einzufordern. Sie können ihn mir nicht vorenthalten. Haben Sie mich verstanden? Und jetzt verlassen Sie auf der Stelle mein Reich und kehren nie wieder zurück, oder ich vergesse mich.“ Valerijs Stimme hallte durch den Salon wie ein Donnergrollen.
Wütend stieß er den Vampir zurück, dass dieser rückwärts durch die Luft wirbelte, mit dem Hinterteil auf den Boden krachte und über den Marmorboden schlitterte. Anton Drazices Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. Dann stürzte er sich mit einem durchdringenden Brüllen auf Valerij. Er hatte den Angriff vorausgeahnt und wich blitzschnell aus. Das stachelte Drazices Zorn nur noch mehr an. Er wagte eine weitere Attacke und versuchte, ihm das Ledersäckchen aus der Hand zu reißen. Wieder war Valerij schneller, holte aus und schmetterte seine Faust in Drazices Rücken. Dieser knallte mit voller Wucht gegen die Wand, die an der Stelle des Aufpralls bröckelte.
Der Baron rappelte sich langsam auf. Sofort war Valerij an seiner Seite, umschloss mit beiden Händen seine Kehle und drückte zu. Aus Drazices Augen sprühte Hass. Wäre der Schattendämon in seinem Körper aktiv gewesen, hätte Valerij nicht so leichtes Spiel mit ihm gehabt. Er traute diesem überheblichen Vampir zu, dass er versucht hatte, die Dämonen zu betrügen und die sich deshalb von ihm zurückgezogen hatten.
Sicherlich befürchtete er jetzt, ein anderer Vampir könnte ihm seine Position als Clanführer in Prag streitig machen. Weil er ein Feigling war, floh er. Valerij konnte nicht verleugnen, eine gewisse Genugtuung zu fühlen, als er Drazice wie eine hilflose, wächserne Puppe umfangen hielt.
„Ich könnte Ihnen für diesen ungeheuerlichen Vorschlag mit Leichtigkeit den Kopf abreißen, Baron. Lassen Sie sich nie mehr in den Karpaten sehen oder Sie werden es bereuen. Und jetzt verschwinden Sie! Sofort!“, schrie Valerij ihn an und ließ den Baron los. Der richtete seine Kleidung, bevor er mit grimmiger Miene zur Tür stolzierte.
Die Klinke in der Hand drehte er sich noch einmal um. „Das werdet Ihr noch bereuen, Durchlaucht. Auch, wenn Ihr den Blutdiamanten in Eurem Besitz habt, wird das nicht für lange währen. Wir sehen uns wieder“, presste Drazice hervor und hob die geballte Faust, bevor er aus Valerijs Blickfeld verschwand.
„Verdammt! Ich bereue, ihm nicht sofort den Kopf abgerissen zu haben.“ Valerij ergriff sein Weinglas und schmetterte es gegen einen der vielen Spiegel. Es folgte ein Knall und unzählige Glassplitter wirbelten durch die Luft.
Valerijs Zorn war noch immer nicht verraucht. Er ärgerte sich mehr über sich selbst als den Baron. Ruhelos wanderte er auf und ab. Wie konnte er diesen verschlagenen Vampir ziehen lassen. Satan persönlich musste ihn zu dieser Entscheidung bewogen haben.
Doch wie er den Baron einschätzte, suchte der Ablenkung bei den Bluthuren, die erst gestern die Grenze nach Rumänien passiert hatten. Diese Weiber waren genauso lästig
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