Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
heute Nacht fort. Und du auch.“ Dieses Lächeln der Hure hätte Daniela fast provoziert, ihr eine gepfefferte Antwort zu geben oder sogar mehr. Nur mit Mühe hielt sie sich zurück. Dass Daniela ihre Haltung vergaß, war genau das, was Oana bewirken wollte.
Die Hände in die Hüften gestemmt, umkreiste die Hure Daniela, taxierte ihren Körper vom Kopf bis zu den Fußspitzen und schnüffelte wie ein Hund.
„Wieso stinkst du nicht mehr?“ Vorwurf schwang in der Stimme der Hure mit. Sie wollte Daniela aus dem Lager haben, weil sie anscheinend Konkurrenz befürchtete. Eher würde Daniela sterben, als sich einem Vampir hinzugeben.
Reiß dich zusammen, Daniela, versuch, gelassen zu antworten.
„Ich konnte diesen widerlichen Gestank nicht mehr ertragen und habe ihn abgerieben.“ Auf keinen Fall durfte sie der Hure von ihrem nächtlichen Ausflug erzählen. Oder war sie es gar gewesen, die sie am Weiher beobachtet hatte?
„Abgerieben? Soso. Dann schmier das Zeug wieder drauf. Na, mach schon. Oder willst du dich vielleicht doch einem von denen hingeben?“
Die Hure sah sie lauernd an.
Anstelle einer Antwort wandte Daniela ihr den Rücken zu. Wenn sie aus dem Lager verschwinden sollte, weshalb sollte sie sich dann einschmieren? Doch dann überlegte sie, dass es ihr vielleicht gelingen könnte, zurückzukehren, um die Vampire auszuspionieren, und in dem Fall benötigte sie die Paste. Sie drehte sich zu der Kiste um, in der Ileana die Creme aufbewahrte.
„Du weißt nicht, was dir entgeht.“ Mit diesen Worten verließ die Hure den Wagen und Daniela atmete erleichtert auf.
Während sie sich mit der Paste bestrich, betrat Ileana den Wagen.
„Du und Roman müsst in die Berge verschwinden. Es werden viele Vampire im Lager eintreffen, um sich mit uns zu vergnügen. Da seid ihr nicht sicher.“
„Und in den Bergen zu Werwolffutter werden? Denkst du nicht an deinen Sohn?“
Danielas Worte trafen Ileana, denn sie las die Furcht aus ihrem Blick.
„Doch, aber Roman erzählte mir, du könntest ihn beschützen. Ich weiß, dass du ihn damals gerettet hast, als die Vampire ihm nachgestellt haben.“
Daniela hob fragend die Brauen. Wusste auch Oana davon? Sie wollte etwas entgegen, als Ileana ihr zuvorkam.
„Keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir in guten Händen. Doch weder die Vampire noch Oana sollten davon erfahren. Deshalb habe ich mich schweren Herzens entschieden, euch zur Berghütte führen zu lassen.“
Ileanas Worte beruhigten sie. Aber konnte sie der Hure wirklich vertrauen? Doch dann sagte sie sich, dass Ileana immer gut zu ihr gewesen war und sie schon längst in die Hände der Vampire hätte spielen können.
„Gut, ich werde mit Roman zur Hütte gehen, auch wenn es mir lieber gewesen wäre, du hättest uns am Tage, wenn es ungefährlicher im Wald ist, zur Hütte geschickt.“
Mit dem raschen Hereinbrechen der Dunkelheit holte Radu Daniela und Roman ab. Daniela konnte bereits den fauligen Geruch der Vampire wittern, der ihnen voraneilte. Wenn Roman sich in der Berghütte in Sicherheit befände, würde sie zum Zigeunerlager zurückkehren.
Radu stapfte mit einer brennenden Fackel voraus. Ein Blick in Romans Miene verriet Daniela, dass auch er nicht gerade begeistert war, zur Berghütte zu laufen. Er ergriff ihre Hand. Radu drehte sich um und drückte Daniela eine zweite Fackel in die Hand.
„Is besser, wegen der Werwölfe“, meinte er und steckte sie an.
Als wenn Feuer diese Geschöpfe abhalten konnte. Aber Daniela verkniff sich eine Bemerkung. Zum Glück steckte das Silbermesser in der Scheide an ihrem Schenkel. Doch mit einer Armbrust hätte sie sich weitaus sicherer gefühlt.
Schweigend liefen sie den steilen Anstieg empor, der von Nadelbäumen gesäumt war. Daniela entgingen nicht die roten Augen, die sie zwischen den Bäumen verfolgten. Auch Roman schien sie bemerkt zu haben, denn er drückte ihre Hand fester.
„Sie sind uns bereits auf den Fersen“, flüsterte Daniela zu Radu.
„Ich hab nichts gesehen. Und ich habe ein Näschen dafür. Macht lieber, dass ihr weiterkommt.“ Radu bedeutete ihnen mit einer ungeduldigen Geste, ihm zu folgen, und erhöhte das Tempo.
Dieser ignorante Bastard. Besaß er vielleicht den Auftrag Oanas, sie und Roman in den Tod zu führen? Zuzutrauen wäre es ihr, und Radu war bestechlich.
„Halt dich dicht bei mir“, raunte Daniela dem Jungen zu. Er nickte.
Es erinnerte sie wieder an die Szene in Prag, wo sie über die Karlsbrücke vor den Vampiren
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