Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
sich herumtrug.
Endlich ritt cel Bâtrân in den gepflasterten Vorhof einer Burg ein und stoppte das Pferd. Der Innenhof war von Fackeln ausgeleuchtet. Daniela sah zur Spitze des Rundturmes auf, die sich in den Nachthimmel bohrte. Es war still und friedlich hier. Die Fenster waren dunkel, nur im Stall brannte Licht. Schwungvoll sprang der Fürst vom Pferd und rief voller Ungeduld nach dem Stallburschen. Wenig später trat gähnend ein junger Mann von kräftiger Statur aus dem Stall. Stroh klebte in seinem Haar.
Daniela hoffte, der Fürst würde sie vom Sattel heben. Aber der dachte überhaupt nicht daran, sondern überließ sie dem Stallburschen, dem er die Zügel zuwarf.
„Das Pferd muss saufen und fressen.“
Der Stallbursche nickte und gähnte wieder.
„Ich wecke Aurika. Die hier“, der Fürst tippte mit dem Finger auf Danielas Hintern, „muss ein Bad nehmen.“ Er zwinkerte dem Burschen zu und grinste. „Lass sie im Stall, bis ich zurückkomme. Und binde das Weib auf keinen Fall los. Sie schneidet dir sonst die Gurgel durch, ehe du Atem holst.“
Daniela hob den Kopf und sah wütend zu cel Bâtrân hinüber. Sie hätte dem Burschen nie etwas getan. Aber die Worte des Vampirs zeigten Wirkung, denn der junge Mann sah sie voll Entsetzen an, bevor er seinem Herrn zunickte.
„Ihr wollt mich doch nicht wirklich so lange wie einen Sack auf dem Pferd hängen lassen?“, fuhr sie ihn an. Der Fürst legte den Kopf schief und grinste frech. Sie würde ihm das Herz herausreißen, es im Feuer verbrennen, seinen Kopf abhacken und in der Sonne rösten. Daniela tobte vor Wut. Sie fluchte und zappelte auf dem Pferd hin und her, bis das Tier unruhig tänzelte.
„Das werdet Ihr noch bereuen!“, stieß sie hervor und spuckte ihm vor die Füße.
Seine Miene wurde schlagartig ernst.
„Genug! Weibern ist das Reden nur erlaubt, wenn ich es gestatte. Ich werde einen Knebel in deinen Mund stecken“, antwortete er ruhig, aber bestimmt.
„Gut, erstickt mich. Dann habe ich es hinter mir.“ Wenn sie nur eine Armbrust oder ein Kurzschwert besessen hätte, wäre sie ihm ein ebenbürtiger Gegner gewesen und müsste sich nicht noch dazu vor diesem Burschen demütigen lassen.
Valerij cel Bâtrâns Blick ruhte nachdenklich auf ihr.
„Das könnte dir so passen.“
Irgendwann käme ihre Zeit und dann würde sie ihm alles doppelt und dreifach heimzahlen, schwor sie sich.
Der Stallbursche blickte verängstigt erst zu Daniela und dann zum Fürsten.
„Worauf wartest du noch?“, herrschte ihn der Fürst an und zeigte seine Fangzähne, die seinem Gegenüber genügend Respekt einflößten, den Befehl seines Herrn sofort zu befolgen.
Kaum setzte sich das Pferd in Bewegung, verschwand der Fürst im Inneren der Burg. Daniela war zum Heulen zumute, ihr Körper fühlte sich zerschlagen an, als hätte sie jemand windelweich geprügelt. Tapfer kämpfte sie gegen die aufsteigenden Tränen an. Niemals zeigte sie Schwäche, schon gar nicht vor einem Vampir oder dem jungen Kerl.
Der Stallbursche führte das Pferd in den Stall. Der Geruch von Heu und Pferdeleibern erfüllte die Luft. Es war ein vertrauter Duft, der sie erneut schmerzlich an ihre Eltern erinnerte. Pferde gehörten zu ihrem Leben. Auch die Dceras bedienten sich oft eines der Tiere, wenn sie Vampire verfolgten. Daniela hatte als Kind das Reiten von ihrem Vater gelernt, ebenso wie ihre jüngere Schwester. Lange waren sie durch die Wälder geritten, bis zu jenem verhängnisvollen Tag. Zu tief saß der Schmerz, der immer wieder wie eine Woge hochschlug und sie in die Finsternis mitriss.
„Was schleppst du denn da mitten in der Nacht an?“, tönte hinter ihr eine tiefe Stimme.
Kräftige Hände hoben Daniela vom Pferd, die einem untersetzten Mann gehörten, der nach verbranntem Horn roch. Es musste der Hufschmied sein. Daniela konnte mit den Fesseln kaum stehen, weshalb der Schmied sie gegen einen Pfosten lehnte.
„Was ist mit ihr?“, wandte er sich mit rauer Stimme an den Stallburschen und hob seine buschigen Brauen.
„Sie soll zur Hexe gebracht werden und ein Bad nehmen, hat der Herr befohlen.“
Der Schmied wollte sie hochheben, aber der Bursche kam ihm zuvor.
„Nicht! Der Herr wird sie holen.“
Weder der Schmied noch der Junge zählten zu den hellen Köpfen. Vielleicht könnte sie beide überzeugen, sie loszuschneiden. Sie musste ihre Gedanken beeinflussen, was bei geistig Schwachen eher gelang als bei anderen. Der Versuch war es wert.
Sie sah dem Schmied
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