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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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ihren Handgelenken trugen sie schwere Ketten, Piercings ragten aus Augenbrauen, Lippen und Nasenflügeln. Einer hatte ein 1.FCN-Tattoo auf seinem Handrücken. Sie blieben stumm wie die Fische. Ihre schwarz-roten Fanklamotten waren mit Tomatenketchup und Senf besudelt. Die Fünf betrachteten ihn aus ihren blutunterlaufenen Augen.
    Dirk Loos geriet in leichte Panik. Das gab Ärger. Das fühlte er. Er ergriff seinen Maßkrug und wollte sich gerade dezent und lautlos verabschieden. Der links neben ihm Sitzende, der mit dem Tattoo, hielt ihn am Unterarm fest und hinderte ihn am Aufstehen.
    »Do werd bliebm, Bayern-Sau!«, raunzte er unfreundlich. Sein Atem roch nach billigem Tabak und abgestandenem Bier.
    »Bevor mier diech geh lassn, werd erschd gwirfld!« Mit diesen Worten griff er in die linke Tasche seiner Club-Jacke und knallte einen perlmuttweißen Würfel auf die Platte des Biertisches.
    »Auf gehds! Wennsd an Aanser, an Zwaaer, an Dreier, an Vierer odder an Fiembfer hasd, gibds wos auf die Goschn!«
    Dirk Loos schöpfte Hoffnung.
    »Und wenn ich eine Sechs würfle?«
    »Dann derfsd numall wirfln.«

    Spaziergang

    »Hasd dees gleesn, Redda, was bei die Kienesn neili scho widder bassierd is?« Kunigunde Holzmann blätterte im Nachrichtenteil des Nordbayerischen Tageblatts .
    »Maansd edz die Zuchendgleisung, dees Grubnungligg odder dees Erdbebn?«, gab Retta Bauer fragend zurück.
    »Nix vo demm«, erwiderte die Kunni, »iech maan den Kemieunfall, wu’s den ganzn Fluss vergifd ham.«
    »Dees machd nix«, antwortete die Retta, »‘s gibd suwiesu zu viel Kienesn, do kummds auf a boar mehr odder wenicher aa ned drauf oh!«
    »Geh zu, dees is fei bees, was du do sagsd!«
    »Na, weils doch schdimmd!«
    »Horch zu Redda, heid is Kerwassamsdooch. Dees Wedder is wie im Schbädsummer. Was häldsn davo, wenn mier an Schbaziergang zum neia Subermargd machedn, uns umschaua, was im Sonderangebood gibd und anschließend beim Kerwabammaufschdelln vorbeischaun dädn?«
    »Kannsd du ieberhabd su weid laafn, Kunni, mid deine kabuddn Knie?«
    »Iech nehmed hald mein Rollador mied. Kenna uns ja Zeid lassn. Uns leffd doch nix davoo! Derfsd hald aa ned widder su davorenna wie a Achhörnla wenns blidsd«, merkte die Kunni an.
    Die beiden Witwen ließen sich Zeit. Gemütlich schlenderten sie an der Hauptstraße dem Ortsausgang in Richtung Erlangen zu. Als sie beim Autohaus Igel vorbeikamen, meinte die Kunni:
    »Vielleichd hams beim »Immer Frisch« die Busch-Ab Bee Haas no im Sonderangebood!«
    »Was magsdn du mid an Busch-Ab Bee Haa?«, fragte die Retta verwundert. »Su schdarge Drächer gibds gor ned, dassd dein Hängebalgon nu buschn kennsd. Do kenned nu eher iech schaua, mid meiner Greeßn, Kup A. Vielleichd hams ja nu an bassnds Underhösla dazu!« Kunni schwieg beleidigt.
    Als die beiden wenig später am Verkehrskreisel in den Gewerbering einbogen, kam ihnen die graziöse Lin Sang entgegen, die gerade ihrem Lebensgefährten, Toni Wellein, einen Besuch abgestattet hatte. Sie lächelte die beiden Witwen dezent an und grüßte mit einem freundlichen »Ni Hao«. Retta Bauer lächelte zurück, streckte sich und antwortete:
    »Grieß Godd, Ni Hao, wersd mi scho nu kenna. Iech bin‘s, die Redda. Dees do is mei Freindin, die Kunni. Mier sen uns ja erschd neili begegned, gell?«
    »Dees woar si!«, teilte die Retta ihrer Freundin aufgeregt mit.
    »Wer woar dees?«
    »No die Ni Hao, dem Toni Wellein sei kienesische Freindin! Edz hasdes aa amol gsehgn!«
    »Iech hab dengd, dees woar a Dirgin«, antwortete die Kunni, »weils gor su schwarze Hoar ghabd had.«
    »Abber die Augn! Hasd die Augn ned gsehgn? Die had doch Schlidsaugn ghabd, wie a Breiß, wenner Durchfall had!«
    »Auf die Augn habbi ned gschaud«, entgegnete die Kunni. »Warum hasdn zu dera ›Wersd mi scho nu kenna. Iech bin die Redda‹ gsachd?«
    »Jamei, dees gherd si doch, do bei uns in Frangn! Wenn si jemand vorschdelld, dann is mer su höfli und schdelld si aa vor. Suviel Zeid muss sei!«
    »Wuher willsdn du wissen, was ›Ni Hao‹ ieberhabd hassd?«, stellte die Kunni zweifelnd in Frage. »Vielleichd is ja aa a kienesisch Schimbfword und hassd ›Geh mer ausm Wech, du bleede Sulln‹, odder ›Schau mi ned so bleed oh‹. Kennd abber aa sei, dass einfach bloß ›Grieß Godd‹ hassd.«
    Bei dem Wort »Grüß Gott!«, welches die Kunni gerade in den Mund genommen hatte, kamen der Retta Bauer erstmals Zweifel. Das nächste Mal, wenn ihr die »Ni Hao«, oder wie sie auch

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