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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Rechts, links, zurück und vor, … Loosbüttel wurde ganz schwindelig. Zudem, er spürte, dass seine Blase voll war. Keine Chance, er kam nicht aus. k So ein Tag, so wunderschön wie heu-te, so ein Tag, der dürfte nie ver-gehen, so ein Tag … Wieder wurde der Möchtegern-Bayer hin und her geschmissen. Wie in einem Schraubstock hatte die Schusters Gerda seinen linken Oberarm in ihrem fleischigen Ellenbogengelenk eingeklemmt und drückte ihn bei jedem k So ein Tag … gegen ihren mächtigen, ausladenden Busen. Rechts schunkelte ihn die Doldingers Barbara hin und her und schien ihn mit ihren 116 Kilogramm Lebendgewicht bei jedem k Wir machen durch bis morgen Früh und singen Bummsfalleraa, regelrecht erdrücken zu wollen. Der Blick auf den Tisch, an dem sein Töchterchen saß, war ihm im Moment etwas abhanden gekommen. k So ein Tag, Schusters Gerda, Gamsbart schaukelt, Busen wackelt. k Bumsfalleraa, Doldingers Barbara, Gamsbart schaukelt, 116 Kilogramm drücken.
    Endlich war die Stimmungsrunde vorbei und die beiden Damen entließen ihn aus ihren Schraubstöcken. Nachdem er über eine kurze Selbstmassage seiner Oberarme seine Blutzirkulation wieder in Gang gesetzt hatte, bestellte er sich seine dritte Maß Bier. Mit Genugtuung registrierte er, dass ihm seine Tischnachbarinnen beachtliche Aufmerksamkeit schenkten. Er schrieb dies seinem schicken, neuen Trachtenanzug zu und bedachte die bewundernden Blicke mit einem dezenten Lächeln. Es war doch immer gut, wenn man es verstand, sich dem lokalen Standard gemäß zu integrieren.
    »Dees is der Loosbüttel, der Breiß aus Eschweiler vom Mondessori-Kinnergardn«, erklärte Jupp Hochleitner, ein paar Bierbänke weiter, dem Gemeindekämmerer Holzheimer.
    »Wu lichdn dees, Eschweiler?«, wollte der Holzi wissen.
    »Keine Ahnung, irgendwu in Breißn. Muss mer aa ned wissen, do will suwiesu kaaner hie.«
    »Der schaud vielleichd aus, in seim Kaschberlasanzuuch!«, stellte der Holzi fest. »Wie a Aff!« bestätigte der Jupp.
    Sieben Biertische weiter machten sich ein paar angetrunkene, einheimische Jugendliche ebenfalls über den verkleideten »Breißn« lustig. Bernd Warter, einer der Kirchweihburschen, meinte: »Dem missed mer eigendlich an Schdreich schbieln.« Dann biss er herzhaft in seine Roulade.
    »Dees kannsd scho hamm«, bemerkte sein Kumpel Norbert Müller, tunkte die beiden Kartoffelklöße, die auf Bernd Warters Teller lagen, ordentlich in die Rouladensoße und behauptete: »Dem werf iech sei Gamsbardhiedla vom Kupf!« Die beiden Klöße flogen wie an der Perlenschnur gezogen durch die Luft.
    »Mei Glees!«, jammerte Bernd Warter. Zu spät! Die beiden Wurfgeschosse waren bereits unterwegs, verfehlten zwar ihr originäres Ziel, schlugen dafür aber umso präziser, wie unter dem Radarschirm anfliegende Marschflugkörper, unmittelbar hintereinander in Loosbüttels vollen Maßkrug ein. Das Bier schäumte durch die Wucht der Einschläge. Der Gerstensaft vermischte sich mit der Rouladensoße und spritzte in hohen Fontänen auf Herrn Loosbüttels neuen Trachtenjanker.
    Jupp Hochleitner, der den Flug der beiden Wurfgeschosse verfolgt hatte rief begeistert.
    »Bodzblidz, dees woar a frängische Haubidz! Edz hadsn abber dungd, den bayrischn Breißn!«
    Töchterchen Wilhelmine und Beppi Ringelmoser, einer der Kirchweihburschen, hatten fluchtartig das Bierzelt verlassen und standen schmusend unter den hohen Kastanien im Sauers Biergarten, gleich neben den Toiletten. »Sooch amol, Wilhelmine, woar dees ned grood dei Vadder?« »D e r doch nicht! Das ist mein Onkel Franz-Josef aus Neuperlach.«
    Spät, Herr Loosbüttel hatte gegen erheblichen Widerstand sein Töchterchen aus den Fängen von Beppi Ringelmoser befreit und nach Hause verfrachtet, betrat Dirk Loos, der Untermieter von Margaretha Bauer das Bierzelt. Um seinen Hals hatte er kunstvoll einen zwei Meter langen Schal des 1. FC Bayern München gewickelt. Seine Erscheinung blieb nicht unbemerkt. Unfreundliches Murren machte sich am Tisch der Glubberer breit.
    Dirk Loos war guter Dinge. Er freute sich auf eine kühle Maß Kirchweihbier. Gerade war eine ganze Sitzbank frei geworden. Er ließ sich nieder und gab seine Bestellung auf. Im Zelt herrschte prächtige Stimmung. Die Band war gut drauf und die jungen Leute ebenso.
    Als er zu seinem Maßkrug griff und den ersten, kräftigen Schluck nehmen wollte, nahmen fünf nicht mehr ganz nüchterne Club-Anhänger an seinem Tisch Platz. Sie sprachen kein Wort. Stierten ihn nur an. An

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