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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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in Sicherungsverwahrung bleiben oder nicht, hängt von einem später zu erstellenden Gutachten ab. Also, nun packen Sie schon aus und strapazieren Sie meine Geduld nicht unnötigerweise. Wann und warum haben Sie und Ihr Kumpan den Mord an Johann Geldmacher begangen?«
    »Ist sich nicht, wie der Herr Kommissar denken«, jammerte der Befragte. »Gut, haben wir in scheene Stadt Herzogenaurach Wohnungen ausgeräumt und Sachen von Leite alte genommen. Haben wir auch Beteibungstabletten in unsere Wagen verstäckt und haben wir in kleines, scheenes Dorf Rettenbach geplant Betrug. Aber, als gekommen Polizei mit Blaulicht und verhaften unschuldige Vaclav und mich, wir nur haben gemacht Spaziergang kleines. Nix eingeschmissen Scheibe von Haus armes, totes Mann. Wir nix wissen von Einbruch in Haus. Sind wir keine brutalen Merder! Sind wir nur arme kleine Diebe aus scheener Stadt Praha. Herr Kommissar, Sie mir bitte glauben. Vaclav und ich sind wir arme Leite, wie Kirchenmaus. Sehen Sie, meine Mutter Schwieger, oder wie man sagen in Deitschland, ist sich sähr krank. Haben Geschwier in Magen und Tumor in Kopf. Ihr Mann schon tot. Haben keine Rente, kein Geld. Meine Frau Ludmilla aus Kiew auch kein Geld! Sich kimmern um Mutter kranke und unsere Kinder vier. Haben nichts zu Essen. Bauch leer. Also wer muss besorgen Geld fier Krankenhaus, Mutter Schwieger, Frau Ludmilla und Kinder vier? Armes Pavel! Aber Pavel nix gelernt. Eltern auch arme Leite und Pavel arbeitslos. Deitschland reich. Also kommen Pavel armes und Vaclav nach reiches Deitschland, um sich nehmen von alte Leite, was alte Leite nimmer brauchen und haben in Ieberfluß: Uhren wertvolle, Geld, Schmuck, Sammlung von Minzen und andere Sachen. Herzen von Pavel und Vaclav jedes Mal bluten, wenn müssen wir wegnehmen scheene Sachen von altes Leite, aber kennen nicht anders, müssen ieberleben Mutter Schwieger kranke, Frau Ludmilla und Kinder, vier. Pavel und Vaclav gute Menschen. Wir hassen Gewalt. Immer denken an Familie arme, daheim in scheener Stadt Praha. Herz von Pavel traurig, dass genommen scheene Sachen von alte Leite in Herzogenaurach. Wenn Pavel reich, zahlen alles zurück. Aber nix gestohlen in Röttenbach, nix eingeschmissen Fenster mit Backstein, nix gemacht Loch in Scheibe. Hat sich gemacht anderer Dieb. Pavel und Vaclav nur Spaziergang gemacht und angeschaut scheene Heiser in scheene Röttenbach. Dann pletzlich gekommen Polizeiauto mit ›tatütata‹ und Licht blaues. Polizei springen aus Auto und schreien ›Hände hoch!‹ Pavel und Vaclav armes bekommen Angst.«
    »Hören Sie auf!«, herrschte ihn Kommissar Fuchs an. »Mir kommen gleich die Tränen. Sie lügen wie gedruckt. Ihre Geschichte kommt mir vor wie ›Als ich gekommen zu Zug, war Bahnhof schon verschwunden‹. Sie können mich nicht täuschen! Erzählen Sie endlich, wie Sie und Ihr Kumpan den Mord an Johann Geldmacher geplant und ausgeführt haben!«
    »Nein, Pavel nix wissen, Herr Kommissar. Pavel überhaupt nix wissen. Pavel unschuldig. Sagen die Wahrheit, wie immer. Wollen heim zu Mutter Schwieger, kranke, Frau Ludmilla und Kinder hungrige, und erzählen, wie freindlich ist Herr Kommissar in scheene und reiche Deitschland.«

    Am Breitweiher

    »Dirk, du hasd ja a Veilchela! Wos isn bassierd?«
    »Nichts Besonderes, Retta, ich bin im Dunkeln nur gegen eine offene Tür gelaufen.« Seinen Bayern-Schal hatte Dirk Loos zwischenzeitlich in den Mülleimer geschmissen. Dies war kein passendes Kleidungsstück für die hiesige Region. Trotz des kleinen Vorfalls im Kirchweihzelt hatte er es bisher zu keinem Zeitpunkt bereut, dass er vor zwei Jahren seine Zelte im Sauerland abgebrochen hatte und in das Fränkische umgezogen war. Er hatte auf Anhieb eine Wohnung bei Retta Bauer gefunden und fühlte sich in Röttenbach außerordentlich wohl. Er kannte die Gegend. Vor vielen Jahrzehnten war er bei Siemens in Erlangen in die Lehre gegangen, bevor es ihn beruflich hinaus in die Welt trieb. Ständig war er auf Montage. Mal sechs Wochen im malaysischen Dschungel, dann ein halbes Jahr in der Wüste Negev. Am längsten hielt er sich auf Borneo auf. Zwei Jahre im Stück. Er war sein Leben lang Junggeselle geblieben. Bei dem Job! Er hatte viele Frauen kennengelernt und sein Leben genossen. Nach dem rastlosen Hin und Her hatte er sich nun in Röttenbach endgültig zur Ruhe gesetzt. Zwar vermisste er ab und zu noch das Reisen, aber er war mit seinem jetzigen Leben auch nicht unzufrieden. Finanziell hatte er sich ein

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