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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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eine Zigarette angezündet. Der warme Rauch kringelte sich in der windstillen Luft. Ein mannslanges, schwarzes Plastikpaket wurde sichtbar und hing in dem Zugnetz. »Was isn edz dees?« Klaus Baumüller sprach mehr zu sich selbst, als zu den anderen. »Keine Ahnung!«, gab Benno Amon zurück. »Was isn dees?«, rief einer der im Wasser stand. »Wiss mer nunni!«, gab der Teichwirt zurück. Sie zogen erneut an dem Netz und bewegten sich langsam Schritt für Schritt auf das Fundstück zu. »Do is was in aaner schwarzn Plasdigfolie eibaggd«, erkannte Benno Amon als erster. Es bereitete ihnen einige Mühe, das Plastikpaket, welches sich in dem Netz verfangen hatte, zu befreien. Es schien schwer zu sein. Mindestens 90 Kilogramm, schätzte Klaus Baumüller, der versucht hatte, den Gegenstand aus dem Wasser zu heben. Vergeblich. »Mier müssn dees Ding do erschd ans Ufer bringa«, rief er den Männern zu, »dees is sauschwer!« Halb ziehend, halb schiebend stapften die beiden Männer mit ihrem Fundstück auf das nahe Ufer zu. Nach fünf Minuten stand Benno Amon am Ufer und zog. Klaus Baumüller stand noch im Weiher und versuchte, das Folienpaket auf das Ufer zu schieben. Nach weiteren drei Minuten lag das Paket auf dem Feldweg, der am Weiher entlang führte. Benno Amon und Klaus Baumüller wischten sich mit ihren Ärmeln den Schweiß von der Stirn. Was für ein Stück Arbeit! Verdammt, was war da drin? Sie sahen sich das Folienpaket genauer an. Es war an mehreren Stellen mit dunklem Klebeband umwickelt. »Das sieht so aus, als ob….« Benno Amon sprach nicht weiter. Er spurtete los. »Iech hul mei Schweizer Messer ausm Audo«, rief er im Laufen über die Schulter. Dem Teichwirt Baumüller entfuhr ein lautes »Sakra, dees had uns grood nu gfehld!«
    Auch den Männern, die immer noch im Wasser standen und das Zugnetz hielten, war mittlerweilen bewusst geworden, dass irgendetwas nicht stimmte. Irgendetwas ging gerade völlig daneben. Gespannt und schweigsam verfolgten sie, was gerade am Ufer geschah. Die dicht gedrängten Karpfen zappelten im schmutzigen Wasser. »Der Benno huld a Messer!«, rief Klaus Baumüller den Männern zu. Der Bruder von Susanne Amon kam schnaufend zurück. In seiner Hand hielt er ein Taschenmesser mit rotem Plastikgriff. Die Klinge aus gehärtetem Edelstahl glänzte im Sonnenlicht. Er kniete sich nieder und stach vorsichtig in die schwarze Plastikfolie. »Schneids der Läng nach auf!«, schlug Klaus Baumüller vor, »abber bass auf!« »Iech bass scho auf!« Dann drehte er das Messer um 180 Grad, so dass die rasiermesserscharfe Klinge nach oben zeigte. Der scharfe Stahl fuhr durch die Plastikfolie, wie durch weiche Butter. Schwarze Schnürschuhe kamen zum Vorschein. Dann eine schwarze Jeans. Eine dunkle Jack Wolfskin-Jacke, mit einem Hemd darunter, welches einmal weiß gewesen war. Klaus Baumüller schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Die Männer, die im Wasser standen, ließen das Netz ins Wasser fallen und wateten auf das Ufer zu. Benno Amon schnitt weiter. Äußerste Spannung und Unruhe überfiel ihn. »Dees is a Leich!«, murmelte er vor sich hin. Dann setzte er zum letzten Schnitt an. Seine Nerven lagen blank. Seine Hand, die das Messer führte, zitterte. Entsetzen lag in seinem Gesicht. Die Spannung lag zum Greifen nahe. Wer war der oder die Tote? Klaus Baumüller war dicht bei ihm. Die ersten Männer stiegen aus dem Weiher. Ihre Blicke waren starr auf das am Boden liegende Folienpaket gerichtet. Das Messer fuhr ratschend durch die letzten zwanzig Zentimeter Plastikfolie.
    Johann Geldmacher sah sie aus trüben, stumpfen Augen an. Sein Gesicht war blass und aufgedunsen. Klaus Baumüller und Benno Amon konnten sich gerade noch abwenden und kotzten ihr Frühstück in das schwarze Wasser des Breitweihers.

    Nordbayerisches Tageblatt vom 04. Oktober 2011

    Grausiger Fund im Karpfenteich
    Röttenbach – Vermisster Filialleiter tot im Breitweiher gefunden
    Beim Abfischen des Breitweihers, in der Nähe von Röttenbach, wurde die Leiche des seit Tagen vermissten Filialleiters J.G. gefunden. Die Polizei geht von einem Kapitalverbrechen aus, und hat zwei der Tat verdächtige Kriminelle festgenommen. Bei den mutmaßlichen Tätern handelt es sich um zwei international gesuchte Gangster. Kommissar Gerald Fuchs von der Mordkommission Erlangen: »Bei den beiden Festgenommenen handelt es sich um Mitglieder der Organisierten Kriminalität. Die beiden wurden vor dem Anwesen des Ermordeten auf frischer Tat

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