Karpfen, Glees und Gift im Bauch
ertappt, kurz bevor sie in das Haus eindringen und Wertgegenstände entwenden konnten. Weitere Ermittlungsergebnisse werden wir im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt geben, nachdem wir die beiden Verdächtigen vernommen haben.«
Wie den Reportern des NT aus gut unterrichteten Quellen mitgeteilt wurde, soll es sich bei den beiden Festgenommen um Mitglieder der Tschechen-Mafia handeln, welche seit geraumer Zeit ihr Unwesen im Landkreis treiben. Das seit wenigen Tagen vermisste Mordopfer war offensichtlich mit einem harten Gegenstand erschlagen und in eine Plastikfolie eingewickelt im Breitweiher, in der Nähe von Röttenbach, entsorgt worden.
Landrat Eberhard Bierlinger lobte die schnellen Ermittlungsergebnisse der Polizei. »Auch wenn diese nur vorläufigen Charakter haben, so ist die Sachlage doch recht eindeutig«, führte er gegenüber unserer Zeitung aus. »An diesem Beispiel zeigt sich, dass es auch meinerseits richtig war, die Arbeit der Polizei aktiv zu unterstützen.« Die beiden Verhafteten wurden, wie es hieß, bei ihren räuberischen Streifzügen beobachtet. Ein anonymer Telefonhinweis soll die Polizei auf die Fährte der Verbrecher geführt haben. Bislang bleibt unbekannt, wer der anonyme Anrufer war. Die Polizei bittet um die Mitarbeit sämtlicher Bürger. Wir berichten weiter.
Verhör
Pavel Havlavczek und Vaclav Swoboda waren in das Untersuchungsgefängnis nach Erlangen überführt worden, nachdem die Leiche von Johann Geldmacher aus dem Breitweiher gefischt worden war. Die Mordkommission Erlangen hatte die Ermittlungen übernommen. Die beiden Tschechen hatten keine guten Karten. Im Gegenteil, es sah beschissen für sie aus. Die Fakten sprachen eindeutig gegen sie: Im Kofferraum ihres Wagens fanden die Beamten Diebesgut, welches eindeutig aus Beutezügen in Herzogenaurach stammte. Im Handschuhfach ihres VW Golf lag eine Dose, gefüllt mit winzigen Betäubungspillen. Wie die Laboruntersuchungen ergaben, handelte es sich dabei um die Designerdroge Methylfentanyl mit einer um das zweitausendfach höheren Wirksamkeitsrate als die üblichen Morphine. Die Landpolizei Höchstadt an der Aisch hatte die beiden auf frischer Tat geschnappt, als sie sich gerade gewaltsam Zugang zu dem Haus von Johann Geldmacher verschaffen wollten, dessen Leiche, in Plastikfolie verpackt, in einem Karpfenweiher nahe Röttenbach gefunden wurde. Die Sache war klar wie Kloßbrühe. Fehlten lediglich noch die reuigen Geständnisse. Aber dies dürfte nur eine Frage der Zeit und der Kooperationsbereitschaft sein. Man würde die beiden Mörder schon weichkochen.
Sandra Millberger betrachtete Pavel Havlavczek durch den Einwegspiegel, wie er zusammengesunken auf seinem Stuhl im Verhörzimmer saß und gedankenverloren auf seiner Unterlippe kaute. Die Lautsprecheranlage war eingeschaltet. Sie hörte jedes Wort. Ihr Chef, Gerald Fuchs, saß dem Festgenommenen gegenüber. Der zweite Festgenommene, Vaclav Swoboda, saß in seiner Einzelzelle und wartete ebenfalls auf sein Verhör. Die Assistentin des Kommissars hatte zwischenzeitlich weitere pikante Details über die beiden Tschechen eingeholt. Wie die Prager Polizei bestätigte, waren die beiden in der Szene bekannt wie bunte Hunde. Schwerer Einbruch, Anwendung von Gewalt gegenüber Dritten, Verstöße gegen das Rauschgiftgesetz, Erpressung, Nötigung und Korruption standen auf ihrer Vorstrafenliste. Zusammen brachten sie es auf stolze sechsundzwanzig Jahre Gefängnis.
»Also, Herr Havlavczek«, hörte sie die Stimme von Gerald Fuchs, »alles nochmals von Anfang an. Ich sage Ihnen auch, dass Ihr Strafmaß sich danach richten wird, ob Sie dazu bereit sind, mit uns zu kooperieren, oder nicht. Diebstahl in mehreren Fällen, Nötigung, widerrechtliches Eindringen in fremdes Wohneigentum, Vortäuschungen zwecks betrügerischer Absicht, schwere Verstöße gegen das Rauschmittelgesetz stehen außer Zweifel. Hinzu kommt, dass Sie, gemeinsam mit Ihrem Kumpan Vaclav Swoboda, verdächtigt werden, den Röttenbacher Bürger Johann Geldmacher erschlagen zu haben, in der Absicht, dessen Anwesen in Röttenbach, Auf der Höhe 95, in aller Ruhe auszurauben. Die Anklage lautet auf heimtückischen Mord. Sie wissen, was das für Sie bedeutet? Sie haben die Wahl. Entweder Sie arbeiten mit uns zusammen und gestehen die volle Wahrheit. Das macht Vieles leichter. Oder wir werden Ihnen Ihre Taten nachweisen, und Sie wandern für garantierte 15 Jahre ins Gefängnis. Ob Sie nach Ableistung Ihrer Strafe weiterhin
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