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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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umeinander, wie die sieben Geißlein auf der Flucht vor dem bösen Wolf, und verschwanden im Dickicht des Waldes.
    »Endlich allaa!« Kunigunde Holzmann dehnte ihre morschen Knochen und begab sich langsam auf ihren Weg rund um den Weiher. Ob die beiden anderen Pilze fanden oder nicht, war ihr völlig egal. Der eigentliche Zweck der kurzen Fahrt war die zeitnahe Besichtigung des Fundortes der Leiche von Johann Geldmacher. Kunigunde Holzmann brauchte diese Inspiration. Genau, wie Kommissar Leitmayr. Sie konnte sich viel besser in die Gedankenwelt des oder der Mörder hineinversetzen. Sie spielte die Rolle des Mörders nach. Wie hätte sie es angestellt, wenn sie eine Leiche im Breitweiher hätte verschwinden lassen wollen? Sie sah den Weiher vor sich in der Sonne liegen. Es roch nach Moder, nach Fäulnis. Der Weiher war nun leer. Nur hie und da standen kleine Pfützen auf dem welligen Grund des Weihers. Schwarzer, schlammiger Morast blickte ihr entgegen. Deutlich waren die Stellen zu sehen, wo die Männer, welche den Weiher abgefischt hatten, in den weichen Untergrund getreten waren. Hätte sie überhaupt eine Leiche hier verschwinden lassen, wenn sie der Mörder gewesen wäre? Niemals! Nicht zu der Jahreszeit! Sie hätte gewusst, dass die Leiche bald entdeckt werden würde. Es musste dem Mörder doch klar gewesen sein, dass der Breitweiher bald abgefischt werden würde. Was aber, wenn er es nicht wusste? Kunni holte einen kleinen Notizblock und einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche und notierte: »Merder weiß nicht, dass Braadweiher bald abgefischt wird? Isd Merder nichd aus der Gegend? Vielleichd aus Dschechien?« Sie steckte die Utensilien in die Tasche zurück. Die Augen auf den Boden gerichtet, begann Kunni ihre Tour um den leeren Weiher. An vielen Stellen war das Ufer mit Rohrkolben und Schilf bewachsen. Ein idealer Brutplatz für Blässhühner und Stockenten. Kunni lief weiter. Alle zehn Meter blieb sie stehen und musterte den Untergrund nach etwaigen Spuren. So ging das die nächste halbe Stunde weiter, die Nase immer auf den Boden gerichtet. Als sie den Weiher halb umrundet hatte, fielen ihr in einer lehmhaltigen, halb ausgetrockneten Wasserpfütze Reifenabdrücke auf, die noch relativ frisch aussahen. Sie griff erneut in ihre Tasche und förderte ihre Sony Cybershot Digitalkamera zu Tage. Ob die Spurensicherung der Kripo bis hierhergekommen war? Sie zweifelte daran. Die Leiche war am gegenüberliegenden Ufer aus dem Wasser gezogen worden. Aus unterschiedlichen Perspektiven schoss sie sechs Bilder. Als sie die abgespeicherten Fotos betrachtete, schimmerte etwas Weißes unter einem Löwenzahnblatt hervor. Kunni suchte die Stelle. Sie bückte sich ächzend und suchte den Boden ab. Unter einem gezackten Löwenzahnblatt lagen zwei winzige, weiße Pillen. »Hobber mers doch dengd!« Sie griff erneut in ihre Tasche, holte ein kleines Plastikbeutelchen und eine Pinzette hervor und nahm die beiden Fundstücke vorsichtig auf. »Woarns doch die Scheiss-Dschechn? Hamms den Geldmacher nu bedeibd, bevors na derschloogn und in Weiher neigschmissn ham?« Kunni Holzmann setzte ihren Weg fort. Sie überlegte, an welcher Stelle der Mörder die in Plastikfolie eingewickelte Leiche in das Gewässer entsorgt hatte. Vielleicht waren es ja doch zwei Täter? Johann Geldmacher war nicht der Leichteste. Auch dieser Aspekt würde zu den Tschechen passen. Sie grübelte vor sich hin, während sie ihren Weg fortsetzte. Noch war das Bild, welches sich in ihrem Kopf formte, nicht rund. Da fehlten noch wesentliche Puzzleteile. Irgendwie passte das alles noch nicht so recht zusammen. Auch die Tschechen passten, genau genommen, nicht so recht ins Bild. Dass die Polizei die beiden erwischt hatte, war ja nur purer Zufall. Hätte sie nicht die Landpolizei in Höchstadt an der Aisch angerufen und hätte Retta nicht die Terrassentür vom Geldmacher eingeschmissen, um einen Einbruch vorzutäuschen, wären die beiden gar nicht gefasst worden. Sie wollte ja nur herausfinden, ob Johann Geldmacher nicht möglicherweise ermordet im eigenen Haus vermoderte. Was für ein Zufall, dass die beiden Deppen ihren PKW ausgerechnet vor dem Haus des ehemaligen FORMA-Filialleiters geparkt hatten. Was würde Kommissar Leitmayr jetzt machen? Abwarten und weiter ermitteln! Beweise sammeln! Nichtsdestotrotz, der Ausflug zum Breitweiher hatte sich gelohnt. Sie beschleunigte ihre Schritte. Dirk und Retta müssten in 15 Minuten auch wieder auftauchen. Außer ihre Freundin

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