Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
Vom Netzwerk:
erneut ins Grübeln. Warum musste Gustav Haeberle sterben? Warum fehlte sein Laptop, wie ihr ihr Neffe verraten hatte? Um welche Geheimnisse wusste der Waiblinger? Plötzlich fiel ihr die Schafkopfrunde während des Leichenschmauses von Johann Geldmacher wieder ein. »Warum had der Groddnmolch so zuggd, wie der Hubsi zum Wellein gsachd had, dass er mehr vo seiner Gifdbrieh verkaafn soll?«, ging es ihr durch den Kopf. Sie lehnte sich mit der rechten Hand an den Stamm der mächtigen Buche und dachte angestrengt nach. »Und der Toni erschd«, sinnierte sie weiter, »der woar ja dodal aufbrachd! Had dem Hubsi dees Mundwerg verboodn. Irgendwas schdimmd ned, mid dem Subermargd. Do kann mer aner sogn was er will!« Der Leitmayr in ihr regte sich. Sie hatte eine Spur aufgenommen. »Auerla!«, rief sie plötzlich, »wu kummd edz der Scheiß-Schbreißl daher?« Ein Holzspahn am Baumstamm hatte sie in ihre Handfläche gepiekt. Dann bemerkte sie, dass etwas in die Rinde des Stammes geritzt war. Das musste erst kürzlich geschehen sein. Die Rinde war noch nicht vernarbt. »yìsi« stand da geschrieben. In kleinen Buchstaben, kaum lesbar. Was sollte das denn? Sie holte einen Stift und einen kleinen Notizblock aus ihrer Handtasche. »yìsi«, so ein Quatsch. Zusätzlich stellte sie ihre Digitalkamera auf Makroaufnahme und schoss zwei Fotos. Sie verließ enttäuscht den mutmaßlichen Tatort und begab sich auf den Weg zum Hotelmanagement. Vielleicht hatte sie Glück und die Hotelleitung würde ihr den Raum zeigen, in welchem die Firma RyCiN die Bögen und Pfeile aufbewahrt hatte. »yìsi« und RyCiN kamen ihr plötzlich irgendwie ähnlich vor. Ob da doch ein Zusammenhang bestand?
    Als Dirk Loos und Retta Bauer von ihrer Schlossbesichtigung und ihrem weitläufigen Rundgang im Schlosspark zurückkamen, saß Kunni bereits am Kaffeetisch, ein riesiges Stück Schwarzwälder Kirschtorte auf dem Teller vor sich, und machte sich Notizen. »Der Schweinsbradn woar ned grod viel«, erklärte sie, und »Dirg ziehds der‘ned an deim Beidl? Dei Huuserschdall schdehd schberranglweid offn.« Dabei sah sie ihre Freundin Retta vorwurfsvoll an. Dirk sah an sich hinab und verschloss verlegen seinen Reißverschluss. Jupp Hochleitner hätte an seiner Stelle unverblümt gesagt: »Ja mei, iech hab hald amol biesln missn.« Nicht so Dirk Loos, der Gentleman-Rentner von Welt. »Edz hoggd eich erschd amol hie und beschdelld eich was«, forderte sie die Kunni auf, »und dann habbi auf diech und deine Schdammdischbrieder an Anschlach vor, Dirg. A Schbezialaufgab, gwasi. Do wersd gleich schdauna und glodzn.«

    Beobachtungsteam

    Dirk Loos und seine Stammtischkumpane, Roland Sprottenklee, Wastl Schaub und Hanni Müller, waren mit Fleiß, Ausdauer und Begeisterung bei der neuen Aufgabe, die ihnen Kunni Holzmann angeschafft hatte. Vor zwei Tagen hatte die Kunni sie eingeweiht und zum äußersten Stillschweigen verpflichtet. Nun kamen sie sich vor wie »007 – der Spion, der aus der Kälte kam«.
    »Also, iech fass numal zamm, woraufs ankummd«, hatte sie abschließend den Vieren ins Gebetbuch geschrieben. »Es gibd driffdiche Gründe, die vermudn lassn, dass mid dem neia Subermargd irgendwas ned schdimmd. Irgendwas leffd do ausm Ruder. Deshalb gild es, den »Immer Frisch«genauer under die Lube zu nehma. Insbesonders außerhalb vo die Geschäfdszeidn. Iech ernenn eich deshalb zum Observierungsdiem ehrenhalber. Eier Beobachdungsbladz is in dem klan Wäldla, gleich gegenieber vo dem neia Subermargd. Do kennd iehr eich verschdeggn, ohne dass iehr gsehgn werd. Es gehd darum, alles zu dogumendiern, wos auf dem Gelände vo dem »Immer Frisch« außerhalb vo die Geschäfdsöffnungszeidn bassierd. Ab soford gherd iehr zu dem Observierungsdiem vo dem Kommissar Leitmayr! Iehr seid ab soford die Frondschweine, iehr hängd gwasi unmiddlbar am Buls der Schwerverbrecher. Alles, wos auffällich is, schreibd iehr auf, mid Uhrzeid, wenn was bassierd is. Habd iehr dees verschdand?«
    »Fraali, mier sen ja ned bleed«, gab der Wastl Schaub von sich.
    »Damids eich ned zu langweilich und nachds ned zu kald werd, geb iech eich jedn Dooch zwaa Kanna Gliehwein mied. Abber die Kanna brengder widder zurigg, gell!«
    Die vier standen auf ihren Beobachtungsposten und waren ausgerüstet wie Rambo zu seinen besten Zeiten. Wastl Schaub hatte sich von seinem Bruder Ferdinand ein Jäger-Fernglas mit hoher Restlichtverstärkung ausgeliehen. Roland Sprottenklee war so gut wie gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher