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Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Titel: Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Dankbar
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aus ihrer Sicht verständlich, aus meiner Sicht viel zu früh. Nachdem ich in einem Beratungsgespräch ihr gegenüber eine mögliche Selbstständigkeit erwähnt hatte, wurde mir von ihr dringend empfohlen, schnellstmöglich ein Seminar für Existenzgründer zu besuchen. Sie hatte auch schon einen konkreten Termin für mich im Auge. Im November fand ein dreiwöchiger Kurs bei der IHK statt, in diesem bekamen zukünftige Unternehmer das notwendige Rüstzeug für ihr Gründungsvorhaben mit auf den Weg. Notgedrungen meldete ich mich an. Innerlich war ich zu diesem Schritt noch nicht bereit, aber hier war ich gegenüber den Sachzwängen von Außen machtlos.
    Doch bevor das Existenzgründungsseminar anstand und ich zu meinem ersten Weinheimer Seminar fuhr, hatte ich eine ganz andere, sehr persönliche Erfahrung. Ich hatte mich zu meinen ersten Exerzitien angemeldet. Wieder war ich durch das Kapuzinerkloster darauf aufmerksam geworden. Pater Erich Purk, ein Pater aus dem Münsteraner Kapuzinerorden, und Schwester Magdalena Heeke boten unter dem Leitgedanken »Vacare soli deo / Urlaub machen mit Gott« Einzelexerzitien im Haus Konrad an. Keine zwei Kilometer Luftlinie von meinem Zuhause, mitten im Grünen, lag das kleine klösterliche Haus. Mein Urlaub mit Gott sollte fast eine Woche dauern, in denen Quellen franziskanischer Spiritualität erlebt und gelebt werden sollten. Wenn ich so im Nachhinein diese Zeilen schreibe, wird mir erst bewusst, wie sehr ich in den Wochen nach meiner Kündigung auf der Suche nach meiner eigenen spirituellen Kraft gewesen bin: Wie viele Wege ich ausprobiert habe, wie jeder einzelne Schritt mich dort hingebracht hat, wo ich sonst heute sicherlich nicht stehen würde. Ganz instinktiv habe ich immer wieder die Nähe Gottes gesucht und er oder sie hat mich dabei geleitet. »Ich suchte meinen Weg zu dir, da kamst du auf dem Weg zu mir, und gabst ihn mir als Weg zu dir.« Helga Rusche wurde mit diesen Zeilen an einem der Tage im Haus Konrad zitiert. Sie berührten mich, denn sie drückten das aus, was mir in den vergangenen Monaten und Wochen geschehen war. Dem Unbekannten, dem, was noch vor mir lag, konnte ich ebenfalls zuversichtlich entgegensehen. Urvertrauen in Gott und damit in mich selbst spiegelte sich darin wider. Während der Exerzitien wurden jeden Tag neue Denkanstöße in Form von Texten, Gleichnissen, Bibelstellen und Gebeten gegeben, die dazu einladen sollten, sich mit sich selbst zu befassen. Dem diente auch das Schweigen. Nur während der Eutonie, des täglichen geistlichen Impulses, der seelsorglichen Gesprächsstunde und der Eucharistiefeier wurde gesprochen. Dazwischen lagen viele Stunden des Schweigens, die Platz machten für die innere Auseinandersetzung mit sich selbst. »Den Mönch in mir entdecken - auch ohne Klostermauern, ohne Kutte und ohne den radikalen, bis an die Wurzeln des Menschseins gehenden Anspruch an sich selbst. Für uns mitten im Leben stehende Menschen könnte das heißen: Offen zu sein, um ein wenig von den Quellen dieses großen Stromes menschlicher Überlieferung zu lernen, von den Geschenken der Stille und des Schweigens, des Loslassens und des deichten Gepäcks«, des Staunens, der Dankbarkeit und der Freude... Zu wissen, dass alles Menschliche - auch das Leben der Mönche -bruchstückhaft und unvollkommen ist und keiner einen sicheren Vorsprung hat. Aber auch neugierig zu sein, um die noch in uns schlummernden Möglichkeiten zum Leben zu erwecken - und sich nicht mit weniger zufrieden zu geben. Und jedenfalls zu versuchen, das »Spiel der Welt< nicht unbesehen mitzumachen. Der Mönch in mir, das wäre der Versuch, sich öfter auf den ruhenden Punkt in mir zurückzuziehen. Auf die Höhle des eigenen Herzens. Denn der Weg nach innen ist der Weg nach Hause.« Wunderbare Worte von Heinz Nußbaumer, inspiriert durch seine Reise zum Berg Athos, die ich umzusetzen versuchte. Anfangs war es noch schwierig, mit der Stille umzugehen, manchmal musste ich sie richtiggehend aushalten. Doch mit jedem Tag gelang es mir mehr, innerlich leiser zu werden. Ich wurde aufmerksamer mit mir. Es tat gut, sich nichts anderem zu widmen als mir selbst. Da war es wieder: Adsum - Einfach da sein. Zu Beginn der Exerzitien dachte ich in der Ruhe und der Stille weitere, vielleicht sogar bahnbrechende neue Erkenntnisse für meine Zukunft zu bekommen. Schnell merkte ich jedoch, dass ich hier ganz andere wichtige Aspekte fand. Diese Aspekte besaßen Strahlkraft für mich ganz persönlich.

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