Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela
Auto saß, war ich überglücklich und musste erst einmal einen lauten Begeisterungsschrei ausstoßen. Wieder zeichnete sich ein deutliches Stück Weg vor mir ab und ich hörte ein klares Ja dazu in meinem Inneren! Im Oktober würde das erste Seminar stattfinden.
Neben dem Vorantreiben meiner beruflichen Pläne hatte ich angefangen, dieses Buch zu schreiben. Ich frönte meiner Leidenschaft, dem Schreiben. Ich wollte meine Erlebnisse der vergangenen Zeit festhalten, wollte meinen Weg noch mal nachschmecken und reflektieren.
Darüber hinaus versuchte ich durch Begegnungen mit fremden Menschen neue Impulse zu bekommen. So nutzte ich das Angebot der Kapuziner zu seelsorglichen Gesprächen. Mit ihrem Leitspruch von Franz von Assisi »Wenn es dir gut tut, dann komm!« laden sie zu persönlichen Gesprächen ein. Unter den Gesprächspartnern sind Ordensleute, aber auch Privatleute, die sich als ausgebildete Fachkräfte unentgeltlich den Ratsuchenden zur Verfügung stellen. Ich sprach das erste Mal mit einem warmherzigen und sehr väterlichen Pater, das zweite Mal mit einer psychosozialen Beraterin, die in ihrer frischen, zupackenden Art mir gegenüber sehr engagiert war. Beide waren mir zugewandt, ließen mich reden, fragten an entscheidenden Stellen nach und hörten sehr gut zu. Jedes Gespräch war auf seine Weise einzigartig und aus beiden nahm ich unterschiedliche Anregungen mit. Natürlich konnten sie mir keine konkreten Hilfestellungen geben, aber ihre Hinweise brachten mir neue Aspekte zum Nachdenken. Gespräche können wie Puzzleteile sein, die dazu dienen, ein Bild immer mehr zu vervollständigen.
Erneut traf ich Sita, die spirituelle Lehrerin, bei der ich, wie anfangs erwähnt, zwischen Weihnachten und Neujahr das Seminar »Der Weg ins Licht« besucht hatte. Sie arbeitete eine Stunde sehr intensiv mit mir. Vieles von dem, was sie mir mit auf den Weg gab, stellte sich im Nachhinein als zutreffend heraus. Auch sie riet mir, bis zum Oktober nichts zu machen, sondern einfach nur zu sein, um bei mir anzukommen und der Liebe in mir Raum zu geben. Ich beschloss, im September eine Woche in ihr Zentrum am Bodensee zu fahren, um mich nochmals von ihr spirituell coachen zu lassen. Sie konnte Unterstützung im Haus und Garten gebrauchen, sodass ich einige Arbeiten übernahm, im Gegenzug konnte ich kostenlos bei ihr wohnen. Wieder bekam ich für mich wertvolle Anregungen und Hinweise, die sich in gemeinsamen Gesprächen und durch Meditationen ergaben. Auch machte sie mit mir eine spirituelle Rückführung, in der ich in ein früheres Leben von mir eintauchen konnte. Vieles, was sich in dieser Woche bei Sita ereignet hat, ist mit unserem normalen Verstand nicht zu begreifen, mutet vielleicht für Außenstehende sogar bizarr an. Solange das Wie niemandem wehtut, ist für mich das Ergebnis entscheidend. Ich kann nicht ablehnen, was dem Menschen gut tut, nur weil es fremd und anders erscheint. Mir half es auf jeden Fall! Ich konnte den vor mir liegenden Weg ein weiteres Stückchen klarer sehen. Dort wurde ich in dem Gefühl bestärkt, das ich bereits durch meinen Glauben entwickelt hatte, einfach Vertrauen zu haben. Vertrauen, dass schon alles richtig und gut wird, auch wenn davon noch nicht viel zu sehen ist. Ein sehr wichtiger Satz, der von Sita fiel, war: »Werde selbst aktiv, bevor die Umstände dich dazu zwingen. Bleibe in deinem Handeln und folge dir!« Ein weiterer Impuls war: »Setze Dinge nicht mit Kraft oder Härte durch, sondern mit Vertrauen.« Damit konnte ich viel anfangen. Wie oft hatte ich in der Vergangenheit mit dem Kopf durch die Wand gewollt, war mit Ungeduld an vieles herangegangen, vor allem in meinem Privatleben hatte sich dies widergespiegelt. Es waren Weisheiten, die einfach klangen, doch ihre Umsetzung war manches Mal alles andere als einfach. Sita konfrontierte mich immer wieder auch mit Vertrauen, getragen durch die Liebe göttlichen Ursprungs. »Gott ist in mir, deshalb bin ich Liebe«, war ein Mantra, das sie mir mit auf den Weg gab. Sie war es auch, die mich während eines unserer Gespräche fragte: »Wie stellst du dir Gott eigentlich vor? Ich habe den Eindruck, dass dein Bild von Gott vom Bild aus deiner Kindheit geprägt ist - als gütigen Vater mit schlohweißem Haar?« Ein wenig musste ich ihr zustimmen. Nach diesem Gespräch löste ich mich mehr und mehr von diesem Bild. Gott ist überall zu finden, in uns selbst, um uns herum, unter uns Menschen und in der Natur - wir sind alle ein Teil der
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