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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Zeit habe. Wallner rang mit sich und sagte dann Manfred Bescheid, dass es ein bisschen länger dauern würde mit den Semmeln.
     
    Mike war auch am Ostersonntag im Büro. Ebenso Oliver, obwohl er gerne zum Klettern gegangen wäre. Aber beide hatten das Gefühl, dass man jetzt am Fall dranbleiben müsse – zumal denkbar war, dass es noch mehr Tote geben würde.
    »Ein Spaziergänger hat am Dienstag zwei Wagen am Seehamer See gesehen. Einer davon war ein Geländewagen. Metallic. Marke wusste er nicht.«
    »Graumetallic?«
    »Ja, irgendwas mit grau.«
    »Können wir damit was anfangen vor Gericht?«
    »Wenig. Interessanter ist eigentlich das Handy des Opfers. Der Täter hatte es mit der Handtasche im See versenkt. Die hat der Kreuthner immerhin raufgeholt. Das muss man ihm lassen.«
    »War’s nicht der Schartauer?«
    »Wie auch immer: In den Tagen vor ihrem Tod hat Sofia Popescu fünfzehn Mal mit Hanna Lohwerk telefoniert. Und zwei Mal mit der Ex-Freundin von Henry Millruth.«
    »Jennifer Loibl?«
    »Genau die. Du hast doch mit ihr geredet. Ist da was rausgekommen?«
    Wallner überlegte. »Nichts Konkretes. Sie hat aber abgestritten, dass sie Sofia Popescu kennt.«
    »Was offensichtlich gelogen ist.«
    »Scheint so. Ich bin mir sicher, dass sie sich bei mir melden wird. Als ich ihr gesagt habe, dass der Kerl, der die beiden anderen Frauen umgebracht hat, wahrscheinlich auch hinter ihr her ist, hat sie ziemlich geschluckt.«
    »Was hatten die drei Frauen eigentlich miteinander zu tun?«, fragte Oliver.
    »Es ging mit Sicherheit um das, was an Weihnachten passiert ist. Nehmen wir mal an, Leni Millruth hat an Weihnachten die Bombe hochgehen lassen und allen erzählt, dass ihr Vater sie als Kind missbraucht hat. Am nächsten Morgen ist sie tot. Die Familie beschließt, die Sache unter den Tisch zu kehren. Wolfgang Millruth hat ein bisschen was gutzumachen und nimmt die Sache auf sich. Freiwillig oder vielleicht auch nicht so freiwillig. Er hat jedenfalls Glück und kommt mit einer Bewährungsstrafe davon.«
    »Wissen die anderen in der Familie, wer der Täter ist?«
    »Alle wahrscheinlich nicht. Kann auch sein, dass es gar keiner weiß. Es muss ihnen aber klar sein, dass es einer aus der Familie war. Und dass die Geschichte, wenn sie bekannt wird – also der Missbrauch zum Beispiel –, ziemlich unangenehm wird.«
    »Vor allem, wo die olle Millruth immer einen auf saubere Familie macht.« Oliver schlug die Akte auf und sah sich eine Liste mit Adressen an. »Und du meinst, die Lohwerksche und die Ex von Henry tun sich zusammen und erpressen die Familie, oder wie jetzt?«
    »Allein das Wissen, dass die Tat vertuscht wurde, und dazu diese Missbrauchsgeschichte – da könnte man schon ein bisschen Geld rausholen.«
    »Gut. Vielleicht haben sich Hanna Lohwerk und Frau Loibl zusammengetan«, mischte sich Mike wieder ein. »Aber was für eine Rolle spielt die Rumänin?«
    »Ich weiß es nicht. Sie war vor zwölf Jahren Leni Millruths Kindermädchen. Das ist ungefähr die Zeit, in der der Missbrauch stattgefunden hat. Vielleicht hat sie was davon mitgekriegt.«
    Mike schnitt einem osterlammförmigen Kuchen den Hintern ab und tauchte ihn in seinen lauwarmen Kaffee. »Stück Osterlamm?«
    »Nein danke. Ich werd gleich frühstücken.« Nachdenklich betrachtete Wallner das verstümmelte Osterkuchenlamm.
    Mike bugsierte das tropfende Kuchenteil in seinen Mund. »Wer uns im Augenblick schwer weiterhelfen könnte, wär deine Krankenschwester. Willst du sie nicht mal anrufen?«
    Wallner griff zum Telefon und wählte Jennifer Loibls Festnetznummer. Es war nur der Anrufbeantworter dran. Wallner bat um Rückruf. Dann versuchte er es mit der Handynummer.
     
    Es war dunkel, kalt und feucht. Der Geruch von Schimmel hing in der Luft. Marimbatöne kamen von weit her. Sie schlug langsam die Augen auf. Ein Schleier schien über ihren Augen zu liegen. Ihr Kopf schmerzte, die Hände waren ihr eingeschlafen, und sie musste erst eine Weile nachdenken, bevor sie sie finden konnte. Sie waren unter ihrem Rücken. Hatte sie so geschlafen? Und warum hier in diesem finsteren, schimmligen Keller? Sie wollte die Hände hervorziehen, um sie auszuschütteln, damit wieder Leben und Gefühl in die Finger kamen. Es gelang ihr nicht. Sie musste wohl erst ihr Gewicht von den Armen nehmen. Sie rollte sich auf die Seite und stieß einen kleinen Fluch aus, brachte aber die Lippen nicht auseinander. Stattdessen blähten sich ihre Backen auf. Irgendetwas war auf

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