Karwoche
gerne wissen.«
Kapitel 53
D er Duft frischer Semmeln verbreitete sich im Wagen, während Wallner Mike anrief und von der vertauschten SIM -Karte in Dr. Webers Handy berichtete.
»Warum macht man so was? Kann der Kerl seine Stimme so verstellen, dass sie denkt, es wär der fesche Arzt?«
»Vielleicht hat er ihr eine SMS geschrieben.«
»Könnt sein. Was machen wir? Orten?«
»Ja. Schau, dass du möglichst schnell einen Beschluss bekommst.« Wallner gab Webers Handynummer durch.
»Ich setz Oliver drauf an. Kann natürlich dauern am Ostersonntag«, sagte Mike. »Aber wenn wir Glück haben, hat er ein GPS -Handy.«
»Ich glaube, das ist ein Denkfehler«, sagte Wallner. » GPS ist doch ans Gerät gebunden, oder? Wir können aber nur die SIM -Karte orten. Wir wissen ja nicht, in welchem Handy die steckt. Und wir sollten versuchen, das Handy von Jennifer Loibl zu orten. Soweit ich gesehen habe, ist das so ein Teil mit GPS . Die Nummer hast du ja.«
»Na, bis wir da einen Beschluss kriegen …«
»Gibt es niemanden, der das ohne Beschluss hinbekommt?«
»Wie bitte? So ein Vorschlag von dir?!«
»Ich bin im Urlaub und denke nur laut.«
»Meinst du, sie ist tatsächlich hier im Landkreis?«
»Denk schon. Checkt ihr mal sämtliche privaten Hütten am Spitzingsee? Wem die gehören und so?«
»Da müsste jemand ins Grundbuchamt einbrechen.«
»Irgendeinen Grundbuchmenschen wirst du schon auftreiben. Schau in die Telefonliste vom Amtsgericht. Da stehen auch Privatnummern drin.«
»Okay. Und dann werde ich zu den Millruths rausfahren. Ich hab die Faxen dicke. Die sollen endlich mit der Wahrheit rüberkommen, bevor noch jemand stirbt.«
»Mach das. Ich komm vielleicht nach.«
»Nein. Wirst du nicht. Du kümmerst dich um Manfred.«
»Ja, schon gut.«
»Was ist eigentlich mit Vera?«
»Erzähl ich dir ein andermal.«
»Habt ihr Stress?«
»Ist ziemlich kompliziert. Später, in Ordnung?«
Die Haustür war abgeschlossen. Alle Türen und Fenster zu, die Stühle auf der Terrasse noch zusammengeklappt. Keine Spur von Leben im Haus. Wallner rief nach seinem Großvater. Stille. Wallner stand in der Küche, die Bäckertüte in der Hand. Warum war Manfred nicht da? Schließlich fand Wallner den Zettel auf dem Küchentisch. Dort stand in zittrigen Buchstaben:
BIN ANDERWEITIG FRÜHSTÜCKEN , ABENDS WIEDER DA , M.
Was sollte das? Er hatte sich extra die Zeit freigeschaufelt, um mit seinem Großvater zu frühstücken, und der verschwand einfach. Gut, Wallner war zwischendurch kurz im Büro gewesen. Über eine Stunde, wie er nach einem Blick auf die Küchenuhr feststellen musste. Trotzdem – das war doch keine Art. Und wo war Manfred hingegangen? Wallner musste nicht lange überlegen, bis ihm ein Verdacht kam.
Kreuthner hatte Dienst und befand sich angeblich in der Holzkirchner Innenstadt. Allerdings meinte Wallner, klirrende Bierkrüge und andere Biergartengeräusche im Hintergrund zu hören.
»Du warst doch schon mal bei dieser Jana Kienlechner. Wo wohnt die denn genau?«
»Was brauchst denn von ihr?«
»Nichts. Manfred ist möglicherweise zu ihr gefahren.«
»Das check ich sofort«, sagte Kreuthner. »Fünf Minuten, dann bin ich da.«
»Danke, aber du hast ja in Holzkirchen zu tun. Ist da eigentlich ein Biergarten am Marktplatz?«
»Ja, ja, viel los hier. Ich meld mich in fünf Minuten wieder.«
Eine Viertelstunde später standen Kreuthner, Wallner und Schartauer an der kleinen Landstraße. Die Stelle bot freie Sicht auf das Anwesen mit den Tonkugeln und den tibetischen Gebetsfahnen im Garten.
»Da, am Biertisch. Mit dem Kind auf dem Schoß«, sagte Kreuthner und reichte Wallner das Fernglas. Wallner überzeugte sich selbst davon, dass sein Großvater inmitten einer Schar junger Leute an einem Biertisch saß, den man im Garten aufgestellt hatte. »Den musst du da rausholen. Sonst fangt er noch ’s Koksen an. Des is doch keine Gesellschaft für an alten Mann.«
»Das sieht er, glaub ich, anders. Ich schau da mal hin. Vielen Dank erst mal.«
Kapitel 54
A ls Wallner auf dem Hof vorfuhr und aus dem Wagen stieg, kam ihm Jana Kienlechner entgegen. Etwas feindselig fragte sie, ob sie ihm helfen könne.
»Ich denke schon. Mein Name ist Wallner. Ich suche meinen Großvater.«
Die Miene der jungen Frau veränderte sich auf eine Art, die nichts Gutes verhieß. »Tatsächlich?«
»Ja, ich habe Anlass zu der Vermutung, dass er bei Ihnen ist.«
»Hat er gesagt, Sie sollen
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