Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
nehmen wollte«, dachte sie sich aus.
»Aber der Zauberer Drawen hat die Hütte schon vor langer Zeit verlassen«, sagte Shan, »das Ding da im Bach ist der Dämon Casa'uhl – Drawens Diener«, erklärte er.
»Das wird ja immer gruseliger«, schüttelte sich Lars.
»Und wer genau ist Casa'uhl?«, wollte Sebastian wissen.
»Casa'uhl ist ein dämonisches Wesen. Man erzählt sich, dass es hunderte von Jahren alt ist und auf dem Grund des Baches lebt. Es bewacht die Todesklamm vor ungebeten Gästen, so wie euch.« Shan zeigte mit dem Finger auf Sebastian. »Aber wir sollten jetzt gehen. Das Pulver hat ihn nur vertrieben, nicht besiegt«, erklärte Shan.
»Können wir gerne tun.« Niko wandte sich in Richtung Hütte. »Aber vorher muss ich noch mein Schwert und meinen Rucksack aus der Hütte holen.«
»Keine Zeit«, sagte Shan.
»Doch, die Zeit nehmen wir uns«, sagte Sebastian bestimmend und folgte Niko. »Kommt!«, sagte er zu seinen Freunden und Shan.
»Ach, übrigens, Shan ...«, begann Sebastian.
Shan, der neben Sebastian ging, lauschte.
»... vielen Dank für die Rettung.«
Shan nickte.
Sebastian und seine Freunde packten in der Hütte ihre Schätze in die Rucksäcke, die sie am Abend zuvor aus ihren Kampfgewändern gemacht hatten. Der Junge verwandelte sich wieder in den riesigen Adler und flog einen nach dem anderen aus der Klamm hinaus.
Kanau
»Könnte ich mich in einen Drachen verwandeln, könnten wir nach Kanau fliegen«, sagte Shan, »als Adler aber kann ich euch nicht alle ...«
Sebastian, der mit Shan die Führung übernommen hatte, winkte gelassen ab: »Das bisschen Laufen wird uns gut tun.«
»Der hat gut reden«, brummte Niko, der mit Juana und Lars den beiden folgte. »Mir tun jetzt schon die Füße weh.«
»Wir laufen schon seit einer Stunde«, stellte Lars mürrisch fest, als er Juana nach der Uhrzeit gefragt hatte. »Shan hat doch gesagt, dass Kanau nicht allzu weit von der Klamm entfernt ist.«
Shan wandte sich Lars zu.
»Ich weiß nicht, was eine Stunde bedeutet, Lars, aber Kanau werden wir erreichen, wenn die Sonne hoch oben steht.«
»Also, so um die Mittagszeit«, sagte Juana mit einem kleinen Lächeln.
Shan nickte.
»Und den ganzen Weg willst du barfuß laufen?« Niko schüttelte den Kopf. »Das ist doch Wahnsinn.«
»Als Kind bin ich oft mit meinem Großvater durch die Wälder jenseits der Klamm gewandert, zusammen haben wir Berge bestiegen und Steppen durchquert. Das ist ein Gesetzt der Kanauer, jedes Kind muss diese Strapaze auf sich nehmen«, erzählte Shan, »und niemals haben wir dabei irgendwelches Schuhwerk getragen.«
»So, so, als Kind musste er diese Strapazen auf sich nehmen«, wandte Niko sich kopfschüttelnd Juana zu. »Und was glaubt er, was er jetzt ist? Ein Mann?«, spottete Niko.
»Sei still, Niko!«, zischte Juana. »Shan hat uns das Leben gerettet. In der Klamm jedenfalls, als Shan das dämonische Wesen Casa'uhl vertrieben hatte, hat er sich nicht wie ein Kind verhalten.«
Niko schmollte schweigsam.
»Hast du viel mit deinem Großvater unternommen?«, fragte Sebastian.
»Ja«, antwortete Shan und erzählte Sebastian einige Abenteuer, die er zusammen mit seinem Großvater erlebt hatte.
»Ich habe Hunger«, sagte Niko nach einer Weile, »und bin müde.«
»Na, hast du die Sprache wiedergefunden?«, warf Sebastian ihm an den Kopf.
Niko warf ihm daraufhin einen zornigen Blick zu. Sebastian ignorierte ihn, denn er dachte weniger ans Essen und Schlafen, als an das, was ihn in Kanau erwarten würde.
»Meine Großmutter ist die beste Köchin in Kanau«, lenkte Shan ein.
»Ach, wirklich?« Niko wurde hellhörig.
»Ja, du wirst sehen, Niko«, schwärmte Shan, »sie macht den besten Knollenauflauf – das Grillfleisch besitzt eine einmalige Würze, das du nirgends anders so in Kanau bekommen wirst – das Brot und das Gemüse bereitet sie immer frisch zu und die Früchte für den Saft pflückt sie im eigenen Garten und ihr kanauischer Grüneintopf, den musst du unbedingt probieren.«
Niko lief das Wasser im Munde zusammen.
»Freue mich schon deine Großmutter kennenzulernen«, sagte Niko fröhlich.
»Dein Freund ist aber leicht aufzuheitern«, sagte Shan an Sebastian gewandt.
»Jaah, wenn du ihm vom Essen vorschwärmst, dann ...«, sagte Sebastian.
»... ist die Welt für ihn in bester Ordnung«, beendete Shan lächelnd den Satz.
Die Sonne stand hoch über den Berggipfeln: eine brennende runde Kugel, die, wie es Sebastian schien, sie
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