Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)

Shan.
    »Wow«, kam es von Lars, »die haben hier sogar Solarlampen«, wandte er sich Juana zu.
    Als sie den Weg hinaufgingen, trat ihnen ein Mann - groß und kräftig wie ein Bär – entgegen. Er trug einen Speer in der rechten Hand. Einen Köcher mit Pfeilen hatte er auf dem Rücken und ein riesiger Bogen hing über der linken Schulter.
    »Sei gegrüßt, Shan.« Seine Stimme klang wie ein gewaltiger Donnerschlag. »Neue Freunde von dir?«, fragte er.
    »Sei gegrüßt, Bombotho«, verneigte Shan sich kurz. »Ich habe sie in der Todesklamm entdeckt.«
    »Oh ha, und dann leben sie noch?«, fragte Bombotho.
    Sebastian blickte an dem muskelbepackten Mann hinauf.
    »Shan hat uns gerettet«, sagte Sebastian.
    Im Gesicht von Bombotho regte sich kein Muskel.
    »Ich habe eben deine Großmutter getroffen«, sagte Bombotho an Shan gewandt. »Sie wartet bereits mit dem Essen auf dich.«
    »Gehst du auf die Jagd?«, fragte Shan.
    »Ja. Ich treffe mich mit deinem Großvater«, nickte Bombotho.
    Bombotho schwang den Speer. Niko duckte sich schnell.
    »Ey Mann, du Riese, kannst du nicht ...«
    »Niko, denk an den Piraten, den du beleidigt hast!«, ermahnte Juana ihn mit erhobenem Finger. »Also, scht«, zischte sie, und Niko schwieg sofort.
    »Was wolltest du gerade sagen, kleiner Mann?«, fragte Bombotho.
    »Äh – ich - äh – nichts besonderes«, stotterte Niko.
    »Also, wenn du Lust hast, mit auf die Jagd zu gehen, Shan, kannst du mich und deinen Großvater begleiten«, sagte Bombotho und ließ Niko unbeachtet stehen.
    »Nein, Bombotho, danke, aber ich werde mit meinen Freunden zu Großmutter gehen«, sagte Shan.
    Bombotho schwang wieder den Speer.
    »Eine gute Jagd, Bombotho«, verabschiedete Shan sich von ihm.
    »Danke, Shan. Danke.«
    »Vielleicht dann bis später«, wandte Bombotho sich Sebastian und seinen Freunden zu.
    »Viel Glück bei der Jagd«, sagte Sebastian.
    »Danke«, nickte Bombotho.
    Jedes mal, wenn sie auf Bewohner trafen, wurden sie freundlich gegrüßt – zeitgleich warfen sie aber auch fragende Blicke auf die Neuankömmlinge in ihrer eigenartigen Kleidung.
    Sie überquerten eine Holzbrücke unter dem ein rauschender Bach dahinfloss. Die glitzernde Oberfläche des Wassers fiel Juana ins Auge. Sie blieb am Holzgeländer stehen und fragte Shan, woher das Glitzern stammt.
    »Das ist ein ganz besonderes Wasser, Juana. Es entspringt aus einem unterirdischen Gebirgsbach, hoch oben in den Bergen, und es hat die Macht uns vor schwarzmagischer Magie zu beschützen«, erklärte Shan.
    »Ich werde nachher jedem von euch ein Fläschchen von dem Gebirgswasser geben«, sagte Shan.
    Sie gingen weiter bergauf. Eine halbrunde, knallbunte Haustür öffnete sich und ein grauhaariger Mann trat heraus und nickte Shan zu, der stumm zurück nickte. Der alte Mann ging bergab an ihnen vorbei und ein interessierter Blick traf Sebastian und seine Freunde.
    »Er kann nicht sprechen«, erklärte Shan.
    »Hatte er einen Unfall?«, fragte Lars.
    »Nein«, sagte Shan. »Er ist schon seit seiner Kindheit stumm.«
    Sie kamen an Häusern vorbei, die zierliche Gärten besaßen und voll mit bunten Blumen waren.
    »Hier entlang«, sagte Shan und sie bogen nach links ab.
    Sie kamen an einem großen Gehege vorbei, in dem hühnerähnliche Vögel mit schneeweißem Gefieder umherliefen und gackernd nach Futter piksten, das auf dem Lehmboden verteilt herumlag. Neben dem Gehege befanden sich eine Reihe Obstbäume und Sträucher, die prall gefüllt mit blauen Beeren waren. Nicht weit davon entfernt stand eine weißhaarige Frau vor der bunten Eingangstür und winkte Shan freudig zu.
    »Das ist meine Großmutter«, sagte Shan stolz. »Hallo, Großmutter«, winkte Shan zurück. »Ich bringe ein paar neue Freunde zum Essen mit.«
    Die Großmutter lächelte ihm zu.
    »Tag, Großmutter«, umarmte Shan sie kurz. »Das sind ...«
    »Kommt erst mal rein, Kinder«, sagte sie freudestrahlend, »beim Essen könnt ihr mir ja alles erzählen.«
    Die Hütte wirkte innen viel größer als wie sie von außen zu sein schien. Mitten im Raum stand ein ovaler Holztisch, auf der dunkelbraunen Tischplatte war ein Sternenhimmel eingraviert. Der große offene Kamin stand direkt neben der geräumigen Kochstelle.
    »Es ist hübsch hier«, sagte Juana.
    »Danke, mein Kind«, sagte die Großmutter.
    »Hätte ich von außen nicht gedacht, dass hier drinnen so viel Platz ist«, staunte Sebastian.
    »Erweiterungszauber«, sagte Shan kurz.
    Sebastian stutzte. »Ist deine