Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
Großmutter etwa eine Zauberin?«, fragte er.
»Nein, nein, mein Junge«, winkte sie ab und rührte dabei mit einem Holzlöffel in einem Topf.
»Sie hört aber noch verdammt gut«, flüsterte Niko Lars zu.
Lars nickte schweigsam, und sein Blick verriet, dass er Angst hatte etwas Falsches zu sagen.
»Ich kann ein wenig zaubern, ja, das stimmt«, erklärte die Großmutter, »aber eine Zauberin – dazu gehört noch viel mehr.« Sie lächelte Sebastian zu, bevor sie den Teig für das Brot mit einem Holzschieber in den Backofen legte, der neben dem Kamin stand, und Brennholz darunter anzündete.
»Wow«, staunte Niko. »Was ist denn das?«, fragte er, als aus einem Stein, den Großmutter in der Hand hielt, eine lange Flamme schlug.
»Ein Feuerstein«, erklärte Shan, als wäre es nichts besonderes.
»Es ist wie bei der Hütte von Drawen«, stellte Juana fest und drehte sich dabei im Kreis, »die ganze erste Etage konnte man von außen nicht sehen. Und das Haus hier wirkt von außen klein ist aber innen groß.«
»Drawen der Zauberer?«, fragte Großmutter erstaunt, als sie die Holzteller und Holzlöffel aus dem Küchenschrank nahm.
»Ja«, sagte Shan. »Ich habe sie bei der Hütte von Drawen in der Todesklamm getroffen.«
»In der Todesklamm – bei Drawens Hütte?« Großmutter stellte die Holzteller auf den Tisch und wandte sich Shan zu. »Und sie leben noch?«, staunte die Großmutter.
»Niemand scheint hier wohl zu glauben, dass wir lange überleben werden, das nervt mich allmählich. Erst der Koloss von Kanau und jetzt auch noch die alte Fr...«, brummte Niko.
»Niko!«, fuhr Juana ihm ins Wort, und als ihn Juanas empörter Blick traf, schluckte Niko die letzten Silben herunter.
»Wir haben eben Bombotho getroffen, Großmutter«, erklärte Shan. »Er hat etwas ähnliches zu meinen Freunden gesagt.«
»So, so«, sagte sie beiläufig und brachte mit ernster Miene die Holzlöffel und die Messer zu Tisch.
»Ähm«, stotterte Niko und trat einen Schritt vor, »also, es tut mit Leid«, sagte er zu der Großmutter, die den Kessel von der Feuerstelle nahm und ihn auf einem runden Metallgestell mitten auf den Tisch absetzte. Der Dampf verbreitete einen guten Geruch im Raum und Nikos Magen knurrte laut.
»Riecht verdammt gut«, lobte Niko.
»Es ist kanauischer Grüneintopf mit Gemüse und Pökelfleisch und Eiern«, erklärte die Großmutter, die nun wieder ein kleines Lächeln zeigte.
»Mein Lieblingsgericht«, schwärmte Shan und fasste sich an den Bauch.
»Dann setzt euch schon mal, Kinder«, sagte Großmutter, »ich schneide das Brot und komme dann zu Tisch.«
»Kann ich ihnen helfen?«, fragte Juana.
»Du kannst den Saft und die Becher holen.«
»So nun erzählt mal! Wer seid ihr und woher kommt ihr?«, fragte die Großmutter neugierig, als sie am Tisch Sebastian gegenüber saß.
Sebastian sah verlegen zu Juana, die rechts neben der Großmutter Platz genommen hatte – Juana schwieg. Lars, der neben Juana saß, schaute teilnahmslos zum Fenster hinaus und beobachtete einen kleinen Vogel der laut zwitschernd in einem Strauch saß. Sebastian blickte links an Shan vorbei und sah, wie Niko mit großen Augen auf den Topf starrte.
»Also, mein Name ist Sebastian Addams ...«, fing Sebastian an und stellte der Reihe nach seine Freunde vor, während die Großmutter mit einem Schöpflöffel den Eintopf verteilte. »Wir kommen von einem weit entfernten Land ...«, erklärte er und nahm ein Stück Brot entgegen, dass ihm die Großmutter auf einem Teller reichte.
»Nimm dir noch eins und gib den Teller weiter, Sebastian.«
Sebastian nahm noch ein Stücke Brot vom Teller, reichte ihn weiter und fuhr mit leiser Stimme fort: »... also wir kommen aus Großbritannien ...«
»Noch nie davon gehört«, wandte die Großmutter ein.
»Das habe ich ihnen auch schon gesagt«, kam es von Shan, der sich einen Löffel Eintopf in den Mund schob.
»Großbritannien liegt weit im Westen«, kam Juana Sebastian zu Hilfe und erzählte irgendetwas, was ihr gerade so einfiel.
Niko schob sich schweigend einen Löffel nach dem anderen in den Mund und bekam den Brotteller von Shan gereicht. Er nahm ein paar Stücke herunter, die er rechts neben seinem Teller zu einem Berg auftürmte.
»Typisch Niko«, warf Lars ein. »Er wird auch Gierhals Niko genannt«, sagte Lars in zynischem Ton, als Niko ihm den fast leeren Teller reichte.
Niko blickte kurz auf, doch schenkte er Lars' Bemerkung keine weitere Aufmerksamkeit. Er stopfte ein
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