Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
vielleicht doch – ein klein wenig«, gab sie zu.
Sebastian lächelte gequält und wandte sich Shan zu.
»Hey, Leute, ich krieg so langsam Hunger«, kam es von Niko.
»Bist du nicht schon dick genug?«, schimpfte Lars.
»Ich will ja nicht so dürr aussehen wie du, Lars«, kam es trotzig aus Niko heraus, »und auf Storchbeine kann ich auch gut verzichten.«
»Dann iss dich doch fett, Dicker«, brummte Lars leise.
»Mich reißt wenigstens nicht so leicht eine Welle von den Beinen«, Niko sah Lars direkt an, »aber wenn ich da an dich denke, Lars, dich haut ja schon die kleinste Welle um.«
»Hört endlich mal auf, euch wie kleine Kinder zu streiten!«, fuhr Sebastian streng dazwischen.
Lars warf Niko noch schnell einen bösen Blick zu.
Sebastian sah Juana an, dass sie lieber kehrt gemacht hätte. Gewiss, Juana war immer begierig etwas Neues zu entdecken, aber dieser Wald jagte ihr nicht nur ein wenig sondern eine höllische Angst ein – davon war Sebastian überzeugt.
»Dann mal los!«, sagte Sebastian und schaute an Shan vorbei.
Als sie in den Wald eintraten, kam es Sebastian so vor, als hätte ein riesiges Monster sie verschlungen.
»Der Wald ist ja verdammt finster. Der kann einem ja schon Angst einjagen, das muss ich ja zugeben«, flüsterte Niko.
»Wer hat denn die schmalen Wege angelegt?«, fragte Juana.
»Das war der Einsiedler«, erklärte Shan.
»Was für ein Einsiedler?«, ein Hauch von Neugier lag in Juanas Stimme.
»Ein eigenartiger Kauz«, schüttelte Shan den Kopf. »Wir werden bei ihm vorbeikommen, und wenn er zu Hause ist, werdet ihr ihn kennenlernen.«
»Ich dachte, hier wohnt niemand außer die Hexen?«
»Das ist noch nicht der Wald der Hexen, Juana. Der kommt erst noch«, erklärte Shan. »Ich denke mal, dass wir ihn morgen erreichen werden«, ergänzte er.
»Na, toll«, brummte Niko, »das heißt also, wir hängen hier fast zwei Tage im Wald herum.«
»Gibt's hier auch fleischfressende Pflanzen?«, fragte Lars.
»Wie bitte?«, fragte Shan nach.
»Ach, schon gut, Shan, vergiss es«, sagte Lars, als er Nikos säuerlichen Gesichtsausdruck wahrnahm.
Der Waldweg war mit Tannennadeln übersät. Dennoch knackten ab und zu kleine Äste unter den Schuhen.
»Jetzt bist du aber froh, dass du Schuhe trägst und nicht wie ein Eingeborener herumläufst, oder?«, fragte Niko und deutete auf Shans wildlederne Halbschuhe.
Shan nickte stumm.
»Wie weit ist es noch?«, fragte Niko an Shan gewandt.
»Nicht mehr weit.«
»Hast du denn keinen Hunger?«
»Nein.«
»Gibt es hier gefährliche Tiere?«
»Nein.«
»Und Pflanzen?«
»Nein.«
»Führt dieser Weg direkt zum Einsiedler?«
»Nein.«
»Macht ja großen Spaß sich mit dir zu unterhalten, Shan«, knurrte Niko ihn an. »Hast wohl keine Lust mit mir zu reden, oder kannst du nicht mehr Worte sagen?«
»Genau«, antwortete Shan, und Niko gab es auf.
Niko trat einen Schritt zurück an Juanas Seite und blickte an ihr vorbei zu Lars.
Lars zuckte mit den Schultern.
»Hast du ihn beleidigt?«, fragte Lars.
»Puh, nicht das ich wüsste«, antwortete Niko. »Hab ich ihn beleidigt?«, wollte Niko von Juana wissen.
»Hab nicht alles mitbekommen, was du zu Shan gesagt hast, Niko.«
Sebastian und Shan gingen voraus. Dicht beisammen folgten ihnen Juana, Lars und Niko.
Niko trat beiseite, als er einen Busch sah, der dicke, rote Früchte trug. Schnell griff er sich eine Frucht.
»Kann man die essen?«, fragte er laut.
Shan wandte sich um.
»Leg sie weg!«, sagte er gelassen. »Schnell.«
»Warum?«
Die rote Frucht explodierte in Nikos Hand.
»Darum«, sagte Shan.
»Boah, geh weg, Niko«, schimpfte Lars und Juana hielt sich die Nase zu.
»O man ich rieche wie ein totes Stinktier«, stellte Niko fest. »Was war das für ein Zeug?«
»Stinkfrucht«, antwortete Shan gelassen.
»Das hättest du mir ja auch gleich sagen können, dass ich das Zeug wegwerfen soll«, ärgerte Niko sich über Shan.
»Der Eingeborene hatte ja versucht es dir zu sagen, Niko«, erwiderte Shan seelenruhig.
»Aha, Shan ist doch beleidigt, Niko«, stellte Lars fest.
»Sei still, Lars!«, brummte Niko. »Sonst umarme ich dich«, drohte er ihm.
»Hier entlang«, sagte Shan und sie bogen nach links in einen etwas schmaleren Waldweg ein.
Sebastian und Shan führten die Gruppe an.
Juana und Lars folgten ihnen.
Niko bildete das Schlusslicht.
Sie kletterten über einen umgestürzten Baum, an dem Niko mit dem rechten Hosenbein hängenblieb.
»Da musst du dir
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