Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
sagte Shan.
»Also, danke für alles«, wandte Sebastian sich der Großmutter zu.
»Ich würde mich über einen Besuch von euch jederzeit freuen«, verabschiedete sich die Großmutter.
»Jaah, das Angebot nehme ich gerne an«, strahlte Niko.
Sie verließen den Garten durch das kleine Gartentor und winkten der Großmutter zum Abschied zu.
Neue Freundschaft
Sie hatten Kanau weit hinter sich gelassen.
Ein schwerer Pflug, gezogen von zwei ochsenähnlichen Tieren mit buschiger Mähne, grub sich tief in den Acker. Die Feldarbeit war hart und es mangelte den Tieren gewiss nicht an Kraft, doch der Boden war ausgetrocknet und fest. Ein dunkles Grollen war in der Ferne zu hören.
»Hoffentlich gibt's kein Gewitter«, stöhnte Lars.
»Keine Angst, Lars, wir gehen in entgegengesetzter Richtung«, beruhigte Shan ihn, »aber ein wenig Regen könnte der Boden schon vertragen.«
Sebastian stutzte. Irgendetwas am Himmel bannte seine Aufmerksamkeit.
»Was ist das? Dort am Himmel brennt es«, fragte er Shan und deutete in Richtung des Unwetters.
Wieder erklang ein dunkles Grollen und ein gewaltiger Blitz überzog den Himmel, gefolgt von einem Brüllen – Sebastian erinnerte der Klang an den Sound eines Kampfjets, wenn sie bei einer Show über die Köpfe des Publikums hinwegschossen.
Eine etwa dreißig Meter hohe Feuersäule entstand.
Unheimlich.
Unwirklich.
»Ein Feuersturm«, antwortete Shan. »Sie sind äußerst selten – ein Glück für uns und Kanau, dass er in die andere Richtung zieht und den Boden nicht berührt.«
Der Bauer hielt das Gespann an und blickte besorgt über den Acker hinweg zum Himmel. Und obwohl der Feuersturm weit weg war, ließ er die Tiere stehen und eilte zum Haus, wo eine Frau und zwei Kinder auf ihn warteten.
»Sieht so aus, als ob ich nicht der Einzige bin, der hier Angst hat«, bemerkte Lars.
»Wenn die Windrichtung drehen würde und der Feuersturm Bodenkontakt bekäme, dann hätten wir ein Problem«, gab Shan zu. »Die Windrichtung wird sich aber nicht drehen«, ergänzte er mit zuversichtlicher Stimme.
»Tut sie nicht?«, fragte Lars misstrauisch.
»Nein, Lars«, sagte Shan knapp und beobachtete mit leuchtend neugierigen Augen das seltene Naturphänomen.
Sebastian verfolgte wie auch Juana, Niko und Lars gebannt und ungläubig zugleich das seltene Ereignis. Er dachte kurz daran, wegzurennen. Doch der Anblick hypnotisierte ihn so sehr, dass er einfach stehenblieb.
»Du bist ja so still, Niko?«, fragte Lars, als er sah, dass Niko mit offenem Mund dastand und kein Wort herausbrachte.
»Normalerweise sind sie von kurzer Dauer«, erklärte Shan, als der Sturm schon etwa zehn Minuten anhielt.
Plötzlich blieb der Feuersturm einfach stehen und flackerte unglaublich schnell.
»Was passiert jetzt?«, fragte Juana.
»Windstille«, antwortete Shan.
Der Durchmesser des Wirbels wurde immer kleiner und rotierte dabei immer schneller um die eigene Achse, bis er schlagartig verschwand.
Der Bauer ging zurück auf das Feld zu seinen Tieren.
»Kommt, lasst uns weitergehen«, schlug Sebastian vor. »Shan hat gesagt, das wir einen Zweitagesmarsch vor uns haben.«
»Boah ey - Scheiße«, kam es spontan aus Niko heraus. »Wenn ich daran denke, wird's mir schlecht.«
»Gibt es nicht irgendeinen Zauber, der uns schneller voranbringen kann?«, fragte Juana an Shan gewandt.
»Ja, einen Wegzauber zum Beispiel«, fügte Lars schnell hinzu. »So einen, den wir bei unserem letzten Rollenspiel verwendet haben, um direkt nach Dark-Isle zu kommen, damit wir den bösen Lord fangen konnten. Wisst ihr das denn nicht mehr?«, fragte Lars, als Niko und Juana ihn mit großen Augen ungläubig ansahen.
»Bist du jetzt völlig durchgeknallt, Lars«, gab Niko barsch von sich. »Das hier ist kein Rollenspiel!«
Shan schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, Lars, tut mir Leid, aber so einen Zauber gibt es nicht – zumindest ist mir solch ein Zauber nicht bekannt.«
Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel. Der Wind trug den Duft der Nadelbäume herüber, der ihnen angenehm in die Nase stieg.
Niko atmete tief ein.
»Das tut gut«, sagte er und wieder atmete er tief ein.
»Brauchst keine Angst zu haben, Juana. Ich bin ja bei dir«, sagte Sebastian selbstbewusst, als er einen Blick auf den finsteren Wald warf, der vor ihnen lag und wie ein schlafendes Raubtier auf ihn wirkte.
»Ich habe keine Angst, Sebastian«, antwortete Juana und fuhr beim lauten Krächzen eines Vogels zusammen. »Na ja,
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